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Chen Jian: der Wettlauf mit der Zeit beim Aufbau des Museums


26 September 2016 | By Wang Yutong / Zhang Hanyi | SISU

Dank der unermüdlichen Bemühungen der Museumskuratoren, Kollegen und Freiwilligen erwarb sich das Jüdische Flüchtlingsmuseum Shanghai zahlreiche alte Bilder und Gegenstände, die der Öffentlichkeit ausgestellt werden können. Seit acht Jahren nahmen sie Kontakt mit jüdischen Organisationen, jüdischen Museen und Flüchtlingen auf der ganzen Welt auf. Sie interviewten Zeitzeugen, machten Aufzeichnungen, sammelten alte Fotos, Originale und Geschichten und veranstalteten Ausstellungen.

Am 19. Mai 2011 wurde eine Sonderausstellung „Atmen und halbwegs frei sein –Flucht nach Shanghai“ vom der Senatskanzlei und Kulturbehörde der Stadt Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Flüchtlingsmuseum Shanghai ausgerichtet. An der Eröffnungszeremonie im Museum für Hamburgische Geschichte nahmen über 400 Besucher aus allen Kreisen der Gesellschaft (Politik, Medien, Kultur und Bildung) teil.

Eine Rikscha aus Bambus im Miniaturformat fiel unter den Exponaten besonders auf. Chen Jian, der Direktor des Jüdischen Flüchtlingsmuseums Shangahi, schätzt diese kleine Rikscha sehr, weil sie als das erste Exponat des Museums gesammelt wurde.

Die Rikscha gehörte einem Hamburger Juden, Josef Rossbach, der 1944 in Hongkou geboren wurde. 1939 flüchteten seine Eltern und Großeltern vor dem Nazi-Regime nach Shanghai, so wie Tausende Juden aus Hamburg. 2007 wurde eine Bezirkspartnerschaft zwischen Hamburg-Mitte, in der Josef Rossbach gegenwärtig wohnt, und dem Shanghaier Innenstadtbezirk Hongkou aufgebaut. Aus diesem Anlass führte das Hamburger Abendblatt mit dem „Shanghaier Juden“ ein Interview, bei dem Josef seine Bambusrikscha immer in den Händen hielt. Er wollte noch mal nach Hongkou reisen und noch mal sehen, wie Hongkou heute aussieht und wie die Rikschas über die Straßen sausen. „Das ist mein großer Wunsch“, sagte Josef Rossbach, denn „die Spielzeugrikscha, Hongkou, das gehört zu meinem Leben.“ Er fügte noch hinzu: „Die Chinesen haben uns damals sehr geholfen. Ohne ihre Hilfe hätte man uns vergast.“ Die wertvolle Spielzeugrikscha ist von großer historischer Bedeutung. Deshalb wurde sie immer mal in den Ausstellungen präsentiert.

Trotz des hohen Alters kam Josef Rossbach zur Ausstellung und erzählte International Channel Shanghai (ICS) über seine Kindheit in Shanghai. „Das ist eben der Sinn der Ausstellungen im Ausland“, sagte Chen Jian, „wir nutzen diese Gelegenheiten im Ausland, die Zeitzeugen zu interviewen, Diktate aufzunehmen und Originale zu sammeln.“

Als das Jüdische Flüchtlingsmuseum im Novemver 2007 in Shanghai eröffnet wurde, mangelte es sowohl an Exponaten als auch an persönlichen Geschichten der Flüchtlinge. Wang Faliang, ein Zeitzeuge Mitte 80, arbeitete als freiwilliger Führer im Museum. Chen Jian wollte aufnehmen, was Herr Wang erzählte, aber ihm fehlte das Geld: Man musste nämlich 10.000 RMB für die Videoaufnahme ausgeben. Als Chen Jian am 1. Mai 2008 diese Summe beschaffte, verstarb Herr Wang gerade am Tag zuvor. Dieser Vorfall erschütterte Chen Jian sehr. Er erkannte, dass das Museum in einem Wettlauf mit der Zeit stand. Mit der Zeit gibt es immer weniger Zeitzeugen, die man noch interviewen kann. Deshalb forderte er seine Mitarbeiter auf, Gespräche mit Besuchern, insbesondere mit ausländischen Besuchern zu führen, damit man sich mehr über die jüdischen Flüchtlinge informierte und mehr historische Materialien sammelte.

2009 kam eine alte Frau mit einem Sandelholzfächer ins Museum. Auf den ersten Blick erkannte Chen Jian, dass dieser Fächer alter Zeit gehört. Daraufhin fragte er sie: „Wir haben hier nur das Bild von diesem Fächer. Könnten Sie ihn uns schenken?“ Sie antwortete: „Auf der Welt gibt es viele jüdische Museen. Was ich spenden kann, habe ich längst gespendet. Was ich übrig behalte, gehört schon zu meinem Leben.“ Wer möchte denn etwas hergeben, was schon Teil des Lebens geworden ist? Chen Jian war von ihren Worten tief ergriffen und gleichzeitig war er fest überzeugt, dass er und das Museum sich mehr bemühen mussten, um mehr Gedenkstücke von historischer Bedeutung zu gewinnen.

Seit 2010 versucht das Jüdische Flüchtlingsmuseum Shanghai, Kontakt mit jüdischen Organisationen, jüdischen Museen und Flüchtlingen auf der ganzen Welt aufzunehmen. Die Sonderausstellung in Hamburg war die erste Ausstellung, die das Jüdische Flüchtlingsmuseum Shanghai im Ausland organisierte. Anlass war die 25-jährige Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Hamburg. Ein Jahr zuvor schenkte der Hamburger Bürgermeister anlässlich des Hamburg-Tages auf der Weltausstellung Expo 2010 Shanghai eine Gedenktafe, um den Shanghaiern für ihre Betreuung der Juden zu danken.

Seitdem wurden immer mehr Bilder, Originale und Geschichten gesammelt, so dass Sonderausstellungen in vielen Städten und in vielen Ländern stattfanden: 2012 in Israel, 2013 und 2014 in den USA (New York, Chicago, Los Angeles, Washington und Houston) und in Ungarn sowie 2015 in Australien. Während der Ausstellungen nahmen die Mitarbeiter des Museums Kontakt mit den einheimischen Juden auf. Es ist ihnen oft gelungen, interessante Gegenstände geschenkt zu bekommen. In Sydney spendete beispielsweise ein 92-jähriger Jude seine Plakette, die die japanische Besatzungsmacht im Ghetto erteilt hatte. Aber sein Tagebuch möchte er noch für sich behalten.

Gedenkstücke zu sammeln ist wie ein Wettlauf mit der Zeit!

(Wang Yutong: Dozentin an der Germanistischen Fakultät der SISU; Zhang Hanyi: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU. Korrektur: T. E. & C. H. Y.)

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