Im grauen Altertum hatte die Schlange vier Beine und konnte sich sehr schnell bewegen. Zwar musste sie nicht auf ihrem Bauch schlängeln, aber sie war so faul und hockte nur im Getreidespeicher. So lebte sie in den Tag hinein. „So ein faules Tier“, dachten die Menschen. Darum stand sie gar nicht in der Gunst der Menschen.

Nachdem die Schlange sich der Unzufriedenheit der Menschheit bewusst geworden war, war sie außer sich. „Was habe ich denn Falsches getan? Aber jetzt werde ich ihnen zeigen, was ich alles machen kann!“, so dachte sie.

Sie versteckte sich hinter Felsen oder in Bäumen und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Sobald ein Mensch kam, näherte sie sich unbemerkt und biss ihn ins Bein. Oder wenn ein Huhn oder ein Schaf ihr Reich betrat, wurden sie schonungslos angegriffen. Es gab keine Ausnahmen.

Der Schutzgott der Erde war überrascht und drang mit seiner Beschwerde bis zum Jadekaiser vor. Der Jadekaiser bestellte die Schlange zum Himmelspalast und forderte sie auf, ihr Verhalten zu verbessern.

„Meine Majestät, ich will Ihnen nicht widersprechen. Aber die Menschheit hat es verdient“, antwortete die eitle Schlange ohne das geringste Anzeichen von Reue.

Diese Eitelkeit verstimmte den Jadekaiser. „Schlange, du solltest dich eigentlich bessern, statt Rache zu üben. Nun werde ich dir eine Lektion erteilen“, sagte der Jadekaiser. „Da du immer auf der faulen Haut liegst, brauchst du deine Füße nicht mehr.“

Da verlor die Schlange für immer ihre Beine und ihre Füße. Ohne sie konnte die Schlange nicht mehr laufen, sondern musste kriechen lernen, was ihre Beweglichkeit behinderte. Der fleißige Frosch bekam die Beine und Füße geschenkt als eine Anerkennung für seine Dienstbereitschaft und Mühe.

Seitdem der Frosch die Beine und Füße hatte, arbeitete er noch emsiger. Und wie ging es der armen Schlange? Endlich wurde sie ihres Fehlers gewahr und begann, den Menschen einen Dienst zu erweisen. Sie erlernte von ihrem großen Bruder, dem Drachen, den Wasserfluss zu regulieren. Sie hatte auch versprochen, ihren Körper den Menschen als Medizin zur Verfügung zu stellen. Über ihre Anstrengungen wurde der Jadekaiser informiert. Er freute sich darüber und ließ die Schlange auch auf der „Shengxiao“-Liste eintragen.

Daran lässt sich erkennen, dass die Schlange auch wegen ihrer großen Verdienste zum ,,Shengxiao“-Tier gewählt wurde. Seitdem bemühte sich die Schlange sehr, nichts Bösartiges mehr zu verrichten. Falls sie wieder ein schlechtes Gewissen hatte, reinigte sie ihr Herz dadurch, dass sie ihre Haut abstreifte. Aber ihr Hassgefühl gegenüber dem Frosch ließ nicht nach, denn immerhin hat er ihre Beine und Füße geerbt.