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Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Begegnung der Kulturen im Workshop „Interkulturelle Sensibilisierung“


30 June 2019 | By Cui Ruxin | SISU

Es gibt verschiedene Arten von Begrüßungen. Guten Tag!, grüßte Frau Dr. Wünsche und gab mir die Hand.

Guten Tag!, drückte ich ihre Hand.

Einige lachten.

Ich sah mich um und war nicht sicher, wie es dazu gekommen ist.

Hier bei uns grüßen wir mit einem festen Händedruck, lächelte mir Frau Dr. Wünsche zu. Erst da bemerkte ich, dass ich in Deutschland sehr oft mit einem kraftvollen Händedruck begrüßt wurde. Im Gegensatz dazu war mein Händedruck eher flüchtig und sanft.

Schon an dieser Kleinigkeit zeigen sich Unterschiede in den Kulturen, dachte ich.

Um sensibler für kulturelle Unterschiede zwischen China und Deutschland zu werden, nahm ich mit einigen chinesischen und deutschen Studierenden zusammen am Workshop Interkulturelle Sensibilisierung im Kontext deutsch-chinesischer Hochschulkooperation des Konfuzius-Instituts an der Universität Heidelberg teil. Wir haben chinesische und deutsche Kulturen verglichen und unsere Meinungen darüber ausgetauscht.

Auch diskutierten wir einen großen Unterschied zwischen Deutschland und China, nämlich die deutsche Direktheit und die chinesische Indirektheit. In diesem Zusammenhang seien die Konzepte low context Kultur und high context Kultur zu nennen, die vom US-amerikanischen Anthropologen und Kulturwissenschaftler Edward T. Hall entwickelt wurden. In einem Land mit low context Kulturwie Deutschland werden die Botschaften unabhängig vom Kontext gesendet. Man sagt das, was man meint und man meint, was man sagt. Man kommt schnell zur Sache und vermeidet, zu viel Zeit seines Gesprächspartners in Anspruch zu nehmen. Dagegen tendiert man in einem Land mit high context Kultur wie in China häufiger, „durch die Blumen zu sagen“. Um das Gesagte richtig zu verstehen, sind entsprechende Fähigkeiten und das Know-how über den kulturellen Hintergrund wichtig. Daraus folgt, dass die Kritikäußerung in Deutschland direkter ist als in China. Aber in China gibt es auch viel direkte Kritik“, sagte Lennart Riedel, ein Sinologiestudent der Universität Heidelberg, „die ist eher aus Bescheidenheit. Man übt Selbstkritik und spielt sich herunter, meint das aber nicht ernst.

Über die chinesische „high context Kultur“ hielt Bai Shaojie, eine Germanistikstudentin der SISU, die gegenwärtig ein Austauschstudium an der Universität Heidelberg macht, einen Vortrag über „menschliche Beziehungen“ („Renqing“) und das Gesicht(„Mianzi“). Sie stellte dar, welche Rolle die menschlichen Beziehungen und die Würde in China spielen. Danach tauschten die Teilnehmenden ihre Meinungen aus. Der deutsche Student Tim Schossan sagte, dass es in Deutschland auch Ähnlichkeiten zu China gebe. Wenn ein Professor beispielsweise Fehler mache, könne es sein, dass die Studenten ihn nicht unterbrächen.

Zur Erhöhung unserer interkulturellen Kompetenzen lernten wir auf spielerische Weise einige kulturelle Begriffe und Konzepte kennen. Für mich war das Spiel „Mau Mau“ am interessantesten. Zuerst wurden wir in drei Gruppen eingeteilt. Wir bekamen auch die Regeln und sollten Karten spielen. Währenddessen durfte man nicht sprechen und der Gewinner musste „Mau Mau“ sagen. Anfangs war alles gut. Ich befolgte die Regeln und gewann das Spiel. Danach wurde ich in eine andere Gruppe geschickt, in der ich ganz fassungslos wurde. „Ich habe hier eine Neun, der Nächste soll nach der Regel zwei Karten aufnehmen. Warum macht er das nicht?“, dachte ich mir. Plötzlich kam ich zur Einsicht, dass die Regeln in jeder Gruppe anders waren! Jedoch durfte ich nicht sprechen und konnte daher nicht direkt fragen, wie die Regeln waren. So musste ich den anderen Spielern zusehen und versuchen, mit Gestik zu fragen, ob ich es richtig machte. Nach dem Spiel bemerkte ich, dass die Situation beim Spiel ganz ähnlich wie mein Aufenthalt in Deutschland war. Manchmal wusste ich nicht so genau, was ich da machen sollte. Ich stand da schweigend und guckte, wie die Deutschen das machten. Und um „zusammenspielen“ zu können, musste ich mich an die Regeln in Deutschland halten. Wichtig ist immer, dass man miteinander kommuniziert.

Zudem fand ich das Kulturschockmodell sehr praktisch, das die Zufriedenheit im Laufe des Auslandsaufenthalts abbildet. Anfangs befindet man sich in der „Honeymoon-Phase“. Während dieser Zeit werden die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Kultur durch eine rosarote Brille gesehen. Man wird von der neuen Kultur fasziniert. Aber nach und nach stößt man auf Probleme wie sprachliche Barrieren und fehlende Kenntnisse. Aufgrund dessen wird die fremde Kultur eher negativ empfunden. Mit der Zeit entwickelt man ein Verständnis für die fremden Handlungsweisen und erholt sich wieder vom Schock. Vor einiger Zeit hat sich ein Mitschüler, der jetzt ein Austauschstudium in Rumänien macht, bei mir beschwert, dass er jetzt gar keine Lust mehr auf das Leben dort hat. Besonders schmeckt ihm das Essen nicht. Ich hörte damals zu, wusste aber nicht genau, wie ich ihn trösten sollte. Jetzt, wenn Freunde zu mir kommen und sagen, dass sie die Lust am Leben im Ausland verlieren, kann ich ihnen vom Kulturschockmodell erzählen und sie ermutigen: „Es wird wieder gut gehen!“

(Verfasserin: Germanistikstudierende des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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