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Die niederländische Gedenkfeier


22 September 2019 | By Huang Qinming | SISU

Am 4. Mai verbrachte ich meinen letzten Tag in den Niederlanden.

Um 11.00 Uhr brannte die Sonne. Vor dem Nationalmonument auf dem Dam-Platz in Amsterdam herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Besucher und Bürger aßen Eis und Pommes, chatteten und lachten. Oder sie trugen die Shopping-Beute in Einkaufstüten auf dem Rücken. Auf dem Dam-Platz war also lebhafter Betrieb.

Um 13.00 Uhr war der Dam-Platz noch lebhafter. Immer mehr Polizeiautos und Lastwagen fuhren dorthin. Ein Kordon wurde um den Platz gebildet, Fußgänger umgeleitet und in der Mitte eine Bühne aufgebaut.

Um 16.00 Uhr bildeten zwei parallele Schutzgeländer in der Mitte des Platzes einen Durchgang direkt zum Nationalmonument. In diesem Bereich gingen viele, die formell angezogen waren, hin und her. Zu beiden Seiten des Monuments wurden zwei große Bildschirme aufgestellt. Die Nationalflaggen hingen auf Halbmast. Viele Besucher verließen den Platz. Doch gab es einige, die am Schutzgeländer warteten. Viele waren ältere Ehepaare.Ich ahnte, dass etwas Wichtiges passieren wird, und wurde neugierig. Ich drehte mich um und sah ein altes Ehepaar. Sie standen Hand in Hand und betrachteten gemeinsam das Nationalmonument. Ich ging auf sie zu und fragte sie.

Im Gespräch habe ich erfahren, dass der 4. Mai ein jährlicher niederländischer Feiertag ist — die Nationale Dodenherdenking, wobei die Niederländer der Zivilisten und Soldaten gedenken, die seit dem Zweiten Weltkrieg bei friedenserhaltenden Missionen und in Kriegssituationen ums Leben gekommen sind. Am Ende seufzte der Alte: „Wenn es doch keinen Krieg gäbe! Dann könnte ich meinen Bruder wiedersehen und es gäbe auf der Welt mehr glückliche Familien.“ Es war 16.00 Uhr, aber das Ehepaar hatte beschlossen, dort zu bleiben und bis 20.00 Uhr, also bis zum Anfang der Veranstaltung zu warten.

Ich verabschiedete mich von ihnen und beschloss meinerseits, auch um 20.00 Uhr an dieser Gedenkfeier teilzunehmen. Als ich um 19.45 Uhr wieder auf den Platz zurückkehrte, konnte ich mich nicht mehr nach vorne drängen.

Die Glocke schlug acht. Es wurde ruhig. Zwei Schweigeminuten. Der ganze Autoverkehr kam zum Erliegen. Niemand sprach. Sogar standen kleine Kinder still und schweigend. Danach spielte die Band die niederländische Nationalhymne. Die Leute sangen laut und feierlich. Vor dem Gedenkstein legten der König, die Königin und die Überlebenden Kränze nieder. Einige Familienangehörige der Kriegsopfer hielten kurze Reden und erzählten von ihrer Sehnsucht nach den verlorenen Familienmitgliedern. Sie sprachen auf Niederländisch, und ich kannte nur einige Wörter. Trotzdem konnte ich an dem tiefen Ton und an den mit Tränen gefüllten Augen erkennen, dass der Krieg bei den Überlebenden schmerzliche Spuren hinterlassen hat und man den Frieden sehr zu schätzen wusste. Ich schaute mich um und sah viele Gesichter anderer Länder. Alle hörten aufmerksam zu. Es erinnerte mich an den Spruch: Krieg war nie die Folter zweier Völker, sondern die Katastrophe der ganzen Menschheit.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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