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Prof. Dr. Tan Yuan: zu Goethes Gedichtzyklus Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten


25 March 2023 | By Xiang Chuyun & Qian Jiawei | SISU

Prof. DrTan Yuan, stellvertretender Dekan der Fakultät für Fremdsprachen der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technologie, hielt am 16. März 2023 einen Vortrag über Goethes Gedichtzyklus Chinesisch-deutsche Tages- und Jahreszeiten und seine Konzeption von „Weltliteratur“. Er betrachtete Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten als Schlüssel zur Erschließung von Goethes Idee der „Weltliteratur“ und versuchte, damit die Dynamik des deutsch-chinesischen kulturellen Austauschs zu demonstrieren.

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Der Vortragende erzählte, dass Goethes Vorstellungen vom Leben der chinesischen Beamten, das im oben erwähnten Gedichtzyklus thematisiert wird, aus seiner intensiven Lektüre über China und chinesische Literatur stammten. 1826 kam der von Abel-Rémusat, dem französischen Sinologen übersetzten Roman Iu-kiao-li, ou les deux cousines, roman chinois(玉嬌梨) heraus. Im folgenden Jahr wurde er ins Deutsche übersetzt und mit Ju-Kiao-Li, oder die beyden Basen: ein chinesischer Roman betitelt. Aus Abneigung gegen das Beamtentum hat der Beamte Pe, Vater der Protagonistin Ju, sein Amt niedergelegt und sich in seine Heimat zurückgezogen, wo er Wein und Dichtkunst im Grünen genießt. Nach der Ansicht von Prof. Tan Yuan sei er vermutlich der Prototyp der Mandarine in Goethes Gedichtzyklus. In Verbindung mit Hegire, einem Gedicht in West-östlicher Divan, sei zu erkennen, dass China für Goethe ein reines Land darstelle, in dem man ungestört von der alltäglichen Beschäftigung und vom Chaos lieben, trinken und singen könne.

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Mit großem Interesse an China bemühte sich Goethe, alle ihm zugänglichen Bücher über und von China zu lesen. Mithilfe der Akte der Weimarer Bibliothek und Goethes Tagebücher lasse sich feststellen, dass neben Ju-Kiao-Li auch Werke verschiedener Gattungen wie Reiseberichte über China, Romane über talentierte Männer und schöne Frauen, Dramen und Gedichtsammlungen zu seiner Lektüre gehörten.

Besonders zu erwähnen ist The Song of a Hundred Beautiful Women (百美新咏), eine berühmte Gedichtsammlung der Qing-Dynastie, die auf hundert legendären Frauenfiguren der chinesischen Geschichte und Mythologie basierte. Die Begegnung mit der englischen Übersetzung von Peter Perring Thomas inspirierte Goethe, vier Gedichte auf Deutsch umzuschreiben, die später 1827 in seiner Zeitschrift  Über Kunst und Altertum mit dem Titel „Chinesisches“ veröffentlicht wurden. Laut Prof. Tan Yuan hänge Goethes Vorliebe für „chinesische Dichterinnen stark mit dem zeitlichen Hintergrund zusammen. Zu seiner Zeit konnten viele Frauen nur unter männlichem Pseudonym ihre Werke veröffentlichen und es wurde in der Gesellschaft viel darüber diskutiert, ob es geniale Dichterinnen gebe. Im Gegensatz dazu florierte die chinesische weibliche Literatur an der Wende von der Ming- zur Qing-Dynastie. Goethe hat eine ideale orientalische Literaturwelt voller begabter Frauen kennengelernt, in der Frauen durch Dichtkunst ihre Talente zur Schau stellten und nach Freiheit strebten. Ein solches China, in dem man trotz aller Beschränkungen immer noch lebte, liebte und dichtete, ließ Goethe erkennen, dass man seine pedantische Arroganz und seinen eigenen Horizont überwinden sollte. Das sollte als Voraussetzungen für Goethes Konzeption der „Weltliteratur“ gelten.

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Die chinesische Literatur inspizierte Goethe,„Weltliteratur“ als eine allgemeine Literaturzu betrachten, die über die Nationalitäten hinausgeht. „Schon vor Goethe hatten andere den Begriff ‚Weltliteratur‘ verwendet, aber nur Goethes Idee kennzeichnete den Beginn einer neuen Epoche“, so Prof. TanYuan. Als Goethes letzter bedeutenderZyklus sind Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten die erste Umsetzung seiner Idee. Im Garten chinesischer Literatur fand der größte Dichter seinen Weg zur „Weltliteratur“. 

(Verfasserinnen: Masterstudentinnen der Germanistischen Fakultät)

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