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Das Prüfungssystem an deutschen Universitäten


04 April 2017 | By Fu Shuting | SISU

 

Wie werden die Leistungen der Studenten an deutschen Universitäten bewertet? Es gibt einiges, was ich diesbezüglich am Anfang nicht gut verstehen konnte. Nachdem ich nun fast sechs Monate in Deutschland studiert habe, kann ich die Prüfungssysteme an chinesischen und deutschen Universitäten vergleichen.

Wie in China unterscheiden sich die Kurse durch ihre Leistungspunkte (LP) und Semesterwochenstunden (SWS). Normalerweise bekommen Studenten 2 LP für eine Vorlesung, 3 LP für ein Proseminar und 5 LP für ein Hauptseminar. Hier bedeutet ein Leistungspunkt 30 Semesterwochenstunden. Das hat mich am Anfang aber irritiert: Bedeutet es, dass man jede Woche ca. 12 Unterrichtsstunden für ein einzelnes Hauptseminar haben muss? Das ist doch undenkbar! Denn man hat dann kaum mehr Zeit für andere Kurse. Erst später habe ich erfahren, dass die SWS an deutschen Universitäten die Vor- und Nacharbeit umfassen. Die Vorbereitung der Unterrichtsmaterialien oder eines Referats, die Zeit für Hausarbeiten und andere Aktivitäten nach dem Kurs werden mitgerechnet. Das finde ich gut, da man ja nicht nur im Unterricht lernt. Die Vor- und Nacharbeit stellt beispielsweise einen unersetzlichen Teil des Studiums dar und muss ebenfalls berücksichtigt werden.

Noch ein Unterschied ist mir aufgefallen: Studenten können selbst entscheiden, wie viele SWS sie durch Kurse erlangen möchten und dementsprechend wie viele LP sie erzielen möchten. Sie können auch entscheiden, ob sie an der Prüfung teilnehmen oder nicht. Ich nehme einen meiner Kurse als Beispiel. Ich nehme an dem Hauptseminar „Der Dialog“ teil. Wenn ich ein Forschungsprojekt durchführe und eine Hausarbeit schreibe, kann ich 5 LP erzielen. Wenn ich aber glaube, dass ich nicht in der Lage bin, eine komplette Hausarbeit anzufertigen oder ich keine Zeit dafür habe, kann ich auch nur an einer mündlichen Prüfung teilnehmen und 3 LP bekommen. Ich kann sogar auf die Prüfung verzichten und schließlich nur für die Teilnahme am Kurs 2 LP erzielen. Aber unter diesen Umständen bekomme ich keine Note dafür.

In der Tat habe ich weder eine große Hausarbeit geschrieben, noch habe ich die mündliche Prüfung abgelegt. Die Professorin hat mir andere Aufgaben gegeben. Ich sollte jedes Mal eine Zusammenfassung über die Unterlagen, die wir von ihr bekommen haben und nach jedem Kurs ein Protokoll über den Unterricht schreiben. Am Schluss hat die Professorin all meine Textproduktionen ausgewertet und mir dementsprechend eine Note gegeben. Ich habe auch 3 LP erzielt. 

An diesen Regelungen kann man wohl erkennen, dass die deutschen Universitäten den Studierenden mehr Handlungsmöglichkeiten einräumen. Gleichzeitig verlangt das ein hohes Selbstbewusstsein und Selbstdisziplin von den Studierenden. Wem das fehlt, der kann in Deutschland nur schwer erfolgreich sein Studium absolvieren.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Studienjahrs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & A. P.)

 

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