Nachdem ich mich beim Freiwilligen Zentrum Bayreuth zum ehrenamtlichen Engagement angemeldet hatte, erhielt ich eine Woche später die Nachricht, dass ich ehrenamtlich beim Kinderhaus St. Vinzenz als Hausaufgabenbetreuerin arbeiten könnte. Meine Aufgaben bestehen hauptsächlich darin, die Schulkinder zu begleiten und ihre Hausaufgaben zu prüfen. Wenn sie Probleme mit ihren Hausaufgaben, bzw. mit ihren Mathehausaufgaben haben, helfe ich ihnen dann.

Während der Betreuung merkte ich, dass einige Kinder, die in der 2. Klasse sind, Probleme mit dem Kopfrechnen haben. Sie brauchen ziemlich viel Zeit, um das Ergebnis eines Malrechnens zu ermitteln, während die meisten chinesischen Kinder in kurzer Zeit eine Antwort haben können. Warum sind die deutschen Kinder langsamer beim Multiplizieren?

Um meine Frage zu beantworten, verglich ich die Kursbücher in beiden Ländern, in denen diese Rechenaufgaben dargestellt werden. Aber ich habe keine großen Unterschiede feststellen können.

Sowohl in China als auch in Deutschland wird die Multiplikation mithilfe von konkreten Beispielen und auf der Basis der Addition eingeführt. Beispielsweise lautet die Frage, wie viele Bonbons zwei Schüler zusammen haben, wenn jeder drei Bonbons hat. Bilder werden auch oft eingesetzt, um das Verstehen zu erleichtern. Eine Besonderheit gibt es allerdings im chinesischen Kursbuch, es gibt nämlich einen Reim „Einmaleins“ als Gedächtnishilfe. Nach meiner Erfahrung hilft dieser Reim beim Rechnen bzw. beim Kopfrechnen sehr. Aber auf Deutsch gibt es keinen solchen Reim, weil die deutschen Zahlen viel komplizierter ausgesprochen werden als die chinesischen. Vielleicht liegt darin der Grund, warum die deutschen Kinder langsamer multiplizieren.

Statt des Reims haben die Deutschen andere Gedächtnishilfen. Als Erstes ist ein Tipp zu nennen: Die Kinder lernen zuerst die Kernergebnisse auswendig und mithilfe der Addition und der Subtraktion bekommen sie das Endergebnis. Hier bedeuten die Kernergebnisse meistens das Quadrat, das Doppel oder das Triple. Verschiedene Lernspielzeuge werden als Hilfe verwendet. Eins der am häufigsten benutzten Spielzeuge ist der Rechenschieber, mit dem kleine Rechenaufgaben anschaulich dargestellt werden. Es gibt darüber hinaus noch viele Videos über Mathe-Lernlieder, darunter beispielsweise „Das 1x1 Lied“, damit die Kinder im spielerischen Umgang mit Mathematik ihr Verständnis vertiefen.

Wenn ich jetzt den Kindern bei ihren Malrechenaufgaben helfe, benutze ich meistens die angesprochenen Tipps. Ich frage sie zuerst nach dem Kernergebnis, und wir nähern uns Schritt für Schritt dem Endergebnis. Das wirkt schon gut, aber es wäre schon hilfreich, wenn man die ganze Multiplikationstabelle auswendig lernt, obwohl es anfangs ein bisschen trocken ist.

(Die Verfasserin ist Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und macht gegenwärtig ein Auslandssemester in Bayreuth. Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

Mein Weg zum Ehrenamt

Schöne Weihnachtszeit mit Kindern