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Das Theater „Woyzeck“


02 February 2018 | By Ma Yindan | SISU

 

Im November habe ich zum ersten Mal das Theater in Heidelberg besucht, um Georg Büchers Theaterstück „Woyzeck“, das ich im Literaturunterricht schon gelesen hatte, besser zu verstehen.

Meine deutsche Freundin Nicole, die auch ein Literaturfan ist, ist mitgekommen. Wir hatten vor, an dem Theatertag eine Stunde früher zu kommen, weil wir vorsichtig sein und genug Zeit haben wollten, unsere Plätze zu finden.

Das Heidelberger Theater liegt in der Theaterstraße und sieht eigentlich sehr klein aus. Wir haben gedacht, dass wir schon früh genug waren. Aber nachdem wir den Mantel ausgezogen hatten, fing im Foyer bereits ein Vortrag an: „Meine Damen und Herren, herzlichen willkommen...“

In dem kleinen Foyer war es voll von Menschen­: Studenten, Schülergruppen, Ehepaare und Rentner. Alle konzentrierten sich gut auf den Vortrag. Die Sprecherin stand in der Mitte und stellte ca. 20 Minuten den Autor Georg Büchner und das Drama „Woyzeck“ vor. „Woyzeck“ ist kein vollständiges Werk, und die Aufführung zeigte das Verständnis, die Interpretation und die kreative Konzeption des Regisseurs. Wir waren ganz neugierig, wie das Thema theatralisch dargestellt werden konnte.

Erst zehn Minuten vor Spielbeginn durften wir in den Theatersaal eintreten. Ich war überrascht, dass die Bühne so modern und seltsam eingerichtet war. Schon die erste Szene unterschied sich sehr vom Text. Eine alte Frau, die wie eine Hexe aussah, rief Woyzeck bei seinem Namen. Die Stimme war nicht sehr deutlich zu vernehmen, jedoch tönte sie überall im Theatersaal. Alle Figuren traten auf die Bühne und suchten Woyzeck. Endlich erschien er, mit einer schwarzen Weste und einem schweren Werkzeug. Er sah so müde und erschöpft aus. Er wusste überhaupt nicht, was er machen sollte und verfolgte nur das wechselhafte Licht.

Die achte Szene war mein Lieblingsteil in dieser Theateraufführung. Im Text steht, dass Woyzeck an einem Experiment bei einem Arzt teilnimmt, um mehr Geld zu verdienen. Er darf dabei nur Erbsen essen, damit der Arzt seine Körperveränderung beobachten kann. Durch die Inszenierung des Regisseurs war Woyzeck nackt in die Luft gehangen, gefesselt und total hilflos. Er schrie jedes Mal, wenn der Arzt eine Frage stellte. Er wurde also nur als ein Versuchsobjekt angesehen. Ich konnte in „Woyzecks“ Augen Angst, Schmerzen und Depressionen spüren. Davon war ich wirklich beeindruckt.

Aber es gab auch Teile, die ich zu modern finde. Woyzecks Freundin, Marie hatte eine Affäre mit einem anderen Mann. Als der Mann auf die Bühne kam, sang er fünf Minuten Rock&Roll unter starken Lichteffekten. Das Ende, nämlich Maries Ermorderung, wurde als ein kleiner Film gezeigt. Meiner Meinung nach wurde das Theater durch den filmischen Einschub leider geschwächt. Aber insgesamt ist dieses Stück ein großer Erfolg. Viele Zuschauer diskutierten danach sogar noch für einige Zeit im Foyer.

Dieser Theaterbesuch ließ mich das Theaterleben der Deutschen erfahren. Die Aufführung ist sehenswert, aber auch das Vor- und Nachgespräch sind hochinteressant. Das Theater stellt für die Deutschen einen wichtigen Unterhaltungsort mit Erziehungsfunktionen dar. Obwohl Deutsch nicht meine Muttersprache ist, finde ich die Verbindung von Literatur und Theater sehr schön. Ich kann den nächsten Theaterbesuch kaum erwarten.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg. Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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