Am Anfang des Wintersemesters 2017/18 habe ich mich in Heidelberg beim Kurs „Kreatives Schreiben“ angemeldet. In der ersten Sitzung hat der Dozent, Herr Grzimek, uns erzählt, was er unter „kreativem Schreiben“ versteht. Für ihn ist es ein Spiel mit der Sprache, wodurch man die Freude am Schreiben spürt, die einem vielleicht das ganze Leben lang zugutekommt. Gerade diese Freude am Umgang mit der Sprache sei in seinem Kurs zu vermitteln.

Gesagt, getan. Schreibspiele wurden in fast allen Sitzungen in unterschiedlichen Formen eingesetzt. Sie helfen wirksam dabei, einen lustvollen Zugang zum sprachlichen Ausdruck und zur eigenen Sprache zu finden. Wir haben Fantasiegeschichten geschaffen, deren Anfang uns vorgegeben war. Mehrmals haben wir innerhalb von zehn Minuten ein Gedicht geschrieben. All dieses waren große Herausforderungen für mich, aber zugleich auch unvergessliche Erinnerungen.  Eine Stunde hat einen besonders tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

In dieser Stunde haben wir ein kreatives Quartett-Kartenspiel über die acht Länder, aus denen wir 15 Teilnehmer an diesem Kurs kommen, entworfen.

Unter „Quartett“ versteht man eine Art von vor allem bei Kindern beliebtem Kartenspiel, das für zwei bis vier Spieler entworfen ist. Ziel dieses Spiels ist es, möglichst viele Quartette, also zusammengehörige Satzteile zu sammeln.  Nach der Forderung unseres Dozenten haben wir in Kleingruppen einen langen aus vier Satzteilen bestehenden Satz gebildet, durch den „Wahrzeichen“ unserer Heimatländer erkennbar wurden.

Nach kurzer Überlegung sah unser Satz über China folgendermaßen aus: Jackie Chen, der gern Mapo-Tofu isst, /treibt Kung-Fu auf dem höchsten Gipfel der Welt, /während es in der Hauptstadt schneit /und auf der Sansha-Insel brütend heiß ist. Auf diese Art und Weise kommen die Merkmale der Länder zum Vorschein. Hugo, ein Student aus Frankreich, hat einen echt humorvollen Satz geschrieben: Jean-Paul wusste genau, dass in der Bäckerei in der Rue Montmartre ein knuspriges Baguette lag, das auf niemand anderen als auf ihn wartete. Der Satz von den russischen Studenten ist voller Stolz: Er fährt mit dem Zug durch den flächengrößten Staat der Welt von Westen nach Osten über den 4400 km langen Fluss, den tiefsten See und bis an die Küste des eiskalten Ozeans.

Am Ende kam das Kartenspiel zustande. Nach einer langen Diskussion entwickelte sich folgende Regel: Am Anfang werden die Karten gut gemischt und jeder Spieler bekommt im Uhrzeigersinn vier Karten. Die Restkarten werden mit dem Gesicht nach unten in die Mitte gelegt. Der Spieler links vom Geber nimmt eine Karte vom Stapel und legt eine unpassende Karte mit dem Gesicht nach oben neben dem Stapel ab. Der nächste Spieler kann entweder eine Karte vom Stapel ziehen oder die offenliegende Karte nehmen und muss wieder eine unpassende Karte ablegen. Das Ziel des Spiels ist, ein Karten-Quartett, also vier Karten, mit einem vollständigen Satz hinzubekommen.

Zu unserer größten Überraschung wurden unsere Quartett-Karten ausgedruckt. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Kurses „Kreatives Schreiben“ hat das internationale Studienzentrum das Projekt finanziert und wir Kursteilnehmer haben alle in der letzten Sitzung zwei Pakete bekommen! Was für ein fantastisches Andenken an mein Kurzzeitstudium in Heidelberg!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)