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Schöne Tage bei meinem Vermieter


18 April 2018 | By Sun Yi | SISU

Bevor wir nach Deutschland gefahren sind, haben meine Kommilitonin Frau Lu und ich zwar ein Zimmer im Studentenwohnheim beantragt, aber leider haben wir keine Zimmer bekommen. Glücklicherweise konnten wir jedoch vier Monate lang in einem Apartment als Zwischenmieter wohnen. Im Januar sind wir in eine neue Wohnung umgezogen, die sich in der Altstadt befindet, wo die meisten Bewohner Einheimische sind. 

Unser Vermieter heißt Herr Müller-Jacquier. Als wir uns mit ihm getroffen haben, haben wir erfahren, dass er eigentlich Professor für interkulturelle Germanistik an der Universität Bayreuth war, dessen Werke wir sogar im Unterricht einmal gelesen hatten. Jetzt ist er zwar schon in den Ruhestand getreten, aber er bleibt immer im Kontakt mit seinen Kollegen. Manchmal reist er in andere Städte oder Länder, wo er Vorträge hält. Unsere Mitbewohnerin heißt Paule, eine Ärztin aus Kolumbien, die zurzeit in Deutschland ihr Praktikum macht. Herr Müller-Jacquier wohnt in demselben Haus. Jeder hat ein Einzelzimmer, und die Küche und das Bad werden gemeinsam benutzt. 

Als Experte für interkulturelle Kommunikation möchte Herr Müller-Jacquier immer neue Leute mit verschiedenem kulturellem Hintergrund kennenlernen. Das ist ebenfalls der Grund dafür, warum er gerne sein Haus an internationale Studenten vermietet. Nach seiner Meinung sind es sowohl interessante Erlebnisse als auch wichtige Ergänzungen zu seinem Fachwissen. 

Er unterhält sich in der Freizeit gern mit seinen Mietern. Einmal hat er alle seine Mieter zu einer Party in seinem Haus eingeladen, bei der jeder ein Gericht aus seiner Heimat gekocht hat. Weil Paule nur vier Monate Deutsch gelernt hat, haben wir dabei gemischt auf Deutsch und Englisch geredet. 

Die kommunikativen Probleme, denen wir hier in Deutschland begegnet sind, sind angesprochen worden. Da haben wir ihn gefragt, ob es „Strategien“ gibt, sich mit Deutschen zu befreunden, weil wir es schwieriger finden, Freundschaft mit deutschen Studenten zu schließen als mit anderen internationalen Studenten. Hier haben wir Freunde aus den USA, Italien und Benin, aber mit Deutschen haben wir eigentlich nicht so viel Kontakt, womit wir aber nicht gerechnet haben. Wir diskutieren schon im Unterricht, aber wenn wir uns in der Mensa oder vor dem Unterricht treffen, begrüßen wir einander nur mit „guten Tag“ oder „wie geht's“.  

Herr Müller-Jacquier sagte, dass es viele Gründe dafür gebe. Einerseits bleiben asiatische Studenten gern zusammen, und die kleinen Gruppen könnten sie von der neuen Umgebung isolieren. Andererseits gebe es zwischen deutschen und asiatischen Studenten nicht sehr viele gemeinsame Gesprächsthemen. Außerdem habe es mit Sprachgewohnheiten zu tun: Sowohl deutsche als auch asiatische Studenten seien relativ passiv im Gespräch, beispielsweise gäben sie gerne kurze Antworten. Wenn eine Frage beantwortet werde und kein neues Thema auftauche, höre das Gespräch schnell auf. 

Im Anschluss daran hat er uns auch eine Strategie vorgestellt. „Drei A“ heißt es und bedeutet jeweils „Answer, Add und Ask“. Man könne mit dieser Strategie peinliches Schweigen in der Kommunikation vermeiden und das Gespräch weiterführen. „Aber je nachdem“, sagte er, „es gibt auch Deutsche, die sich sehr gern mit anderen unterhalten. Wenn sie mit dir bekannt sind, sprechen sie mit dir über fast alles.“ Er mag ja Recht haben. Vielleicht sollte ich noch aktiver sein, wenn ich nächstes Mal mit Deutschen spreche.

Daneben haben wir auch viel über unsere Heimat oder Familien gesprochen. Es ist für mich ein Glück, Herrn Müller-Jacquier kennengelernt zu haben, weil er mir nicht nur im Alltagsleben viel geholfen hat, sondern auch mein Interesse für mein Fach geweckt hat. Ich habe immer etwas Neues oder Interessantes erfahren, wenn ich mich mit ihm unterhalten habe. Obwohl wir bald ausziehen und nach Hause zurückfahren werden, haben wir uns verabredet, im Briefkontakt zu bleiben. 

(Verfasserin: Germanistikstudierende des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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