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Xu Jingyao: Menschheit und technischer Fortschritt


10 July 2018 | By Xu Jingyao | SISU

Meine Damen und Herren, hören Sie mich? Es ist immer tröstlich, dass die Technik funktioniert, nicht wahr? Wenn Sie sich ein bisschen herumschauen, können Sie sehen: Ohne Technik können wir heute überhaupt nicht leben. Und darauf bezieht sich auch mein heutiges Thema: Menschheit und technischer Fortschritt.

Als eine Studentin im 21. Jahrhundert genieße ich auch den heutigen technischen Fortschritt. Aber gleichzeitig distanziere ich mich von dem blinden Aberglauben an dem grenzlosen und tabulosen Fortschritt der Technik. Um das klar zu erklären, erzähle ich Ihnen eine Geschichte.

Wir alle kennen die traurige Geschichte von Ikarus. Der begabte Techniker Dädalus und sein Sohn Ikarus wurden auf der Insel Kreta gesperrt. Dann kam Dädalus zu der Idee, sich Flügel zu bauen, um zu entfliehen. Er warnt aber seinen Sohn Ikarus vor, nicht zu hoch zu fliegen. Aber der Sohn hat die Warnung vergessen und ist dann ins Meer gefallen und wurde ertrunken.  

Ikarus ist wahrscheinlich das erste berühmte Opfer des technischen Fortschritts in der Geschichte der Menschheit. Und hinter dieser Geschichte stellt sich aber die Frage: War die Technik schuld an dem Absturz Ikarus’? Oder war das der menschliche Übermut?

Seit langem ist der Widerspruch zwischen den beiden ein großes Thema in der Literatur und der Philosophie, da die Frage immer noch nicht beantwortet bleibt und scheint sich im Laufe der Geschichte noch zuzuspitzen.

Als man begann, den ersten Roboter zu bauen, erschrak die Gesellschaft über das entweihende Unternehmen. Der heftige Streit spiegelt sich in der Literatur wider. In E. T. A. Hoffmanns Sandmann verwirklicht das Menschwerden eines Roboters durch die Transplantation der Augen. Und Frankenstein, der moderne Prometheus, versuchte einen künstlichen Menschen mit der magischen Kraft der Technik zu erschaffen. Hinter dieser Entgrenzung der menschlichen Vernunft steckt ein alter Wunsch der Menschheit: den Tod zu überwinden. Trotz des unaufhaltsamen Strebens nach dem ewigen Leben wird es dennoch immer moralisch befragt, ob die Menschheit sich zu Gott erheben darf, wenn man das könnte. Gibt es in der Natur eine geheime Ordnung, die die menschliche Vernunft begrenzt? Die Fragen bleiben offen.

Der Bestseller von LIU Cixin bietet uns eine andere Perspektive. Der Roman nennt sich Die drei Sonnen, auf Chinesisch Santi (三体). In diesem Roman wird der kommende Weltuntergang im Rahmen des ganzen Kosmos beschrieben. Nach dem Prinzip des dunklen Waldes sollte man sich am besten immer im Dunkeln verstecken, damit die anderen Zivilisationen uns nicht entdecken und vernichten können. In diesem Sinn kann der technische Fortschritt die Sicherheit der Menschen gefährden. Trotzdem entwickelt man die Technik in einer möglichst geheimnisvollen Weise. Der Grund ist klar: Die Technik aufzugeben, heißt nichts anderes als die Menschheit zu entmachten. Der technische Fortschritt bringt mit sich immer das Gefühl der Sicherheit und die Angst vor der Unsicherheit zugleich.

Heute ist es für uns unvorstellbar, in den Berg zurückzugehen und das Leben der Urmenschen zu führen. Technik wird ein Teil von uns. Sie ist in unserem Körper und unseren Gedanken eingebaut. Allerdings würde es gekehrt sein, die Technik als Zweck zu betrachten. Wenn die Menschheit das vergessen wird, entsteht unter den Händen von Frankenstein ein Ungeheuer, das dem Teufel ähnelt, und Ikarus erhält die höchste Strafe von Gott. „Das Gefährlichste an der Technik ist, daß sie ablenkt von dem, was den Menschen wirklich ausmacht, von dem, was er wirklich braucht“, so Elias Canetti.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 4. Jahrgangs der Fudan-Universität. Es gilt das gesprochene Wort!)

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