Bevor ich nach Deutschland kam, hatte ich schon mehrmals gehört, dass die Deutschen großen Wert auf Ordnung und Pünktlichkeit legen. Das stimmt nicht ganz. Nicht alle deutschen Freunde, die ich kenne, achten sehr auf die Pünktlichkeit. Aber ich muss sagen, dass die Busse hier in Bayreuth doch sehr pünktlich sind. Montagsmorgens habe ich einen Kurs um 10.15 Uhr zu besuchen, da muss ich spätestens den Bus um 9.47 Uhr erreichen. Jedes Mal, wenn ich an der Bushaltestelle warte und auf meinem Handy genau 9.46 Uhr steht, erscheint der Bus der Linie 303 an der Kreuzung.

Bis jetzt habe ich nur eine Verspätung des Busses erlebt. Da wartete ich auf einen Bus im Stadtzentrum, der ungewöhnlich zwei Minuten verspätet kam. Ich begann sogar zu zweifeln, ob meine Armbanduhr eine falsche Zeit zeigte, weil ich mich schon daran gewöhnt hatte, dass die Busse hier stets genau auf die Minute fahren.

Wie können die Busse das hier schaffen, fast immer so pünktlich an jeder Bushaltestelle zu halten, wie es im Fahrplan gezeigt wird? Im Gegensatz dazu schaffen es die Busse in Shanghai meistens nicht. Ja, Bayreuth ist eine ruhige, kleine Stadt, in der es viel weniger Verkehr auf der Straße gibt als in der Großstadt Shanghai, in der es oft Staus gibt. Daher fällt es den deutschen Busfahrern viel leichter, die Geschwindigkeit zu verlangsamen oder zu erhöhen, damit der Bus die Haltestelle zum richtigen Zeitpunkt erreichen kann.

Was mich auch besonders tief beeindruckt hat, sind die Plätze im Bus für die Fahrgäste, die etwas vollschlank sind. Außerdem gibt es genug Raum in der Mitte des Busses für die körperlich Behinderten, die im Rollstuhl sitzen, sowie die Eltern mit einem Kinderwagen. Wenn der Bus eine Haltestelle erreicht, steuert der Busfahrer immer so, dass der Bus dicht an der Bordsteinkante des Bürgersteigs und parallel dazu hält. Damit können die im Rollstuhl Sitzenden ohne Hilfe ganz einfach ein- oder aussteigen.

Das sind zwar Kleinigkeiten, aber gerade daran erkennt man, dass die Deutschen versuchen, Respekt für alle zu zeigen und Rücksicht auf alle zu nehmen.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)