Es war der 09. August. Gegen Mittag klopfte Nou an meiner Tür und erzählte mir von einem Unglück, das unserer guten Bekannten passiert ist: Shin ist am vorherigen Tag im Trabgaster Badesee ertrunken. Ich war sehr erschrocken und fühlte mich so traurig. Das Gesicht von Shin schwebte vor meinen Augen. Sie kam aus Indonesien und sah gut aus. Sehr oft hatte ich sie in unserem Wohnheimviertel gesehen, immer mit einem Kopftuch.

Nou ist eine BWL-Studentin aus Marokko. Ich habe sie bei einer Wander-Veranstaltung kennengelernt. Danach wurden wir sehr gute Freunde. Am 08. August ist sie mit Shin und Pu, einer anderen indonesischen Studentin, zum Trebgaster Badesee gegangen, um sich ein bisschen zu erholen. 

Der Badesee liegt im Landkreis Kulmbach, einer Nachbarstadt von Bayreuth. Als Studenten können wir mit unserem Semesterticket gratis dorthin fahren. Ich habe immer von meinen Freunden gehört, dass er ein künstlicher See sei, sehr groß. Viele seien schon darin geschwommen. 

An dem Tag des Unglücks schwamm Shin im Badesee. Inzwischen lagen Nou und Pu am Strand. Die beiden können nicht gut schwimmen. Nach einer Weile schaute Nou ins Wasser und konnte Shin nicht finden. Pu wusste, dass Shin sehr gut und sogar professionell schwimmen konnte. Deshalb machten sie sich zuerst keine Sorgen. Nach und nach hatten sie Angst, als Shin immer noch nicht zurückkam. Die beiden suchten in der Nähe, aber sie konnten Shin nicht finden. Am Ende suchten sie Hilfe beim Bademeister, der dann die Polizei anrief. Eine große Suchaktion wurde gestartet.

Am nächsten Tag um 17.00 Uhr hat die Polizei eine weibliche Leiche im Wasser gefunden. Sie war unsere Studienkollegin Shin, kalt und tot lag sie auf dem Boden. Tränen liefen uns übers Gesicht. An den folgenden Tagen herrschte eine schmerzvolle Atmosphäre unter uns. Keiner von uns konnte mehr lachen.

Shin hat ungefähr drei Jahre in Deutschland studiert. In dieser Zeit ist sie nie zurück nach Indonesien geflogen, um ihre Eltern zu besuchen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ihre Eltern darauf reagieren würden, wenn sie diese Nachricht hörten. Sie konnten nicht nach Deutschland fliegen, da ihnen das Geld fehlte. Sie warteten voller Leid auf die Leiche ihrer Tochter, die sie drei Jahre nicht gesehen hatten. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. 

Beim Aufräumen von Shins Zimmer habe ich ein schönes Gemälde im Bilderrahmen, viele Übungsgemälde, eine klassische Gitarre und eine Flöte gefunden. Shin war eine junge Frau mit viel Liebe für Kunst und Musik. Aber jetzt hatte dies keine Bedeutung mehr. 

„Bitte stirb nicht im Ausland.“ Ich erinnerte mich an die kraftlose Bitte von Pu, als sie Shins Leiche gesehen hatte.

Mein Herz ist mit Schmerz erfüllt. Mehr kann ich nicht schreiben.

(Verfasser: Germanistikstudent des 4. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)