„Wann kommt ihr nach Berlin?“ Als ich mit meinen MitstudentInnen in Deutschland angekommen bin, hat mir David diese Einladung per WeChat geschickt.

„Ich habe eine Idee! Wir können zusammen chinesisches Essen kochen!“

„Die Küche gehört Euch!“

Mit voller Begeisterung habe ich seitdem im Studentenheim oft meine Kochkünste geübt.

David habe ich im Dezember letzten Jahres in Shanghai kennen gelernt, als er an meiner Universität ein Seminar über Nicht-Ort gehalten hat. Er ist nämlich ein berühmter Schriftsteller aus Berlin und hat viele Preise erhalten. Am Ende des Seminars haben die Teilnehmer auch kleine Geschichten über Nicht-Ort geschrieben und David hat alle Aufsätze sorgfältig korrigiert. Ich, z. B., habe über eine U-Bahn-Fahrt geschrieben, an die sich David jetzt noch erinnern kann. Wir haben auch unsere WeChat-Kontaktadresse ausgetauscht und seitdem bleiben wir immer in Kontakt. Wir haben ab und zu online gechattet: über das Wetter und über alltägliche Tätigkeiten. Zu meinem Geburtstag hat er mir gratuliert. Was für eine nette Überraschung!

Während des Semesters hatte ich keine Zeit, nach Berlin zu fahren. Als die Semesterferien begannen, konnte ich endlich mit meiner Kommilitonin Tingyu einen Besuch nach Berlin planen. Wie vereinbart wollten wir etwas Chinesisches kochen. Nach kurzem Überlegen standen auf unserer Kochliste Tomatensuppe mit Eiern, gebratene Reisnudeln mit Gemüse, Gulasch mit Kartoffeln und sauer-scharfe Kartoffeln. Das Leben in Deutschland hat aus uns gute Köchinnen gemacht, weil wir oft Sehnsucht nach dem Essen in der Heimat hatten.

„Hätte Lust auf chinesische Küche!“ Darauf hat sich David auch gefreut.

Am Tag des Besuchs sind wir zuerst zusammen einkaufen gegangen. In einem deutschen Supermarkt haben wir Tomaten, Kartoffeln und Knoblauch gekauft, in der Fleischerei etwas Rindfleisch. Um Reis, Reisnudeln, Sojasprossen und Reiswein zu kaufen, mussten wir zu einem asiatischen Supermarkt. Sojasoße und Ingwer hatte David noch zu Hause.

Beim Kochen hatten wir viel Spaß. Als ich das Rindfleisch kochte, fügte ich dem kalten Öl zuerst etwas Zucker zu. Nachdem der Zucker dunkel geworden war, kam das Rindfleisch hinein. Dieses ungewöhnliche Verfahren hat Neugier in unseren deutschen Freund erweckt. Ich habe ihm erzählt, dass der Zucker hier nicht nur ein Gewürz sei, sondern auch bei der Färbung hilft. Somit würde das Rindfleisch glänzend dunkelrot werden. „Siehst du? Kochen ist doch eine Kunst!“, sagte ich. Das brachte alle zum Lachen.

Aber manchmal sind wir auch in ein Durcheinander geraten, wenn beispielsweise Öltröpfchen aus dem Topf rauspritzten. Da nahm ich schnell den Deckel in die Hand, um mich davor zu schützen. In dem Moment wurde die Küche zu einem Kriegsschauplatz. Aber auch das hat uns viel Freude bereitet.

Das Kochen hat uns ungefähr zwei Stunden gekostet. Als wir uns endlich an den Tisch setzen konnten, waren wir zufrieden und stolz.

„Prost!“ Unser Gastgeber hat Champagner vorbereitet und wir haben auf unser Wiedersehen angestoßen. Das Abendessen hat gut ausgesehen und gut geschmeckt. Dabei haben wir uns gut unterhalten. Wir haben unserem Berliner Freund viel von unseren interessanten Erlebnissen auf der Reise erzählt. David hat uns nach den Kursangeboten an der Uni gefragt und über seine Arbeitspläne, beispielsweise über die kommende Dienstreise nach Frankreich, gesprochen.

Es ist schön, dank des Austauschsemesters in Berlin einen alten Freund wieder getroffen zu haben. Das werde ich in schöner Erinnerung behalten und wünsche alles Beste für unsere Freundschaft.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 4. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)