Der 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit bzw. der deutsche Nationalfeiertag. An diesem Tag hat man frei. Ich hatte auch frei und wusste nicht, was ich an meinem dritten Tag in Deutschland tun könnte.

Am Vormittag chattete ich mit meinen Eltern auf „WeChat“. Ich war gelangweilt und anfangs unglücklich, da ich keine baldige Antwort von meinen Eltern bekam. Erst im Gespräch mit ihnen fühlte ich mich besser. Ich schrieb noch mein Tagesbuch und kochte mir ein einfaches Essen.

Eine Spinne! Sie ist für mich eines der schrecklichsten Insekten auf der Welt! So etwas Abscheuliches kann ich gar nicht ertragen. Ich vertrieb sie aus meinem Zimmer. Erst dann war ich von Unruhe ergriffen und brach in Tränen aus. Nicht weil ich beängstigt war, sondern weil ich mich in meinen vier Wänden so allein und so einsam fühlte. Wenn meine Eltern bei mir wären! Dann könnten sie für mich furchtbare Insekten vertreiben, leckeres Essen kochen und sich mit mir unterhalten!

Der Abend näherte sich. Wegen des Zeitunterschieds von sechs Stunden ist es in China schon tief in der Nacht, wenn es in Deutschland erst dunkel wird. Da hatten meine Eltern schon geschlafen und ich musste lange warten, bis ich eine Antwort von ihnen bekommen würde. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass der Zeitunterschied mich so traurig machen könnte.

Aber der Morgen würde auch bald kommen. Als ich das niederschrieb, glaubte ich dadurch Stärkung empfangen zu haben.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)