In der Nähe meines Wohnheims liegt das Kreuzsteinbad, ein beliebtes Freibad in Bayreuth. An heißen Tagen kann ich oft lautes Lachen von Kindern hören. Dort habe ich während meines Auslandssemesters Schwimmen erlernt.

Es war ein interessantes Erlebnis, im Ausland schwimmen zu lernen. Ich habe zuerst einige deutsche Freunde gefragt, wo Erwachsene schwimmen lernen könnten. Die meisten von ihnen haben es leider nicht genau gewusst, weil sie schon in ihrer Kindheit schwimmen gelernt hatten. „Ein Schwimmunterricht kostet aber nicht wenig. Du kannst vielleicht mal probieren, es selbst zu lernen. Es ist eigentlich nicht so schwierig!“, riet mir ein Freund.

Ok, dann probiere ich es. Als Nichtschwimmer hatte ich vor, zuerst Brustschwimmen zu lernen. Sicherheitshalber habe ich einige schwimmfähige Freunde gebeten, mich zu begleiten. Bevor ich ins Schwimmbad gegangen bin, habe ich mir viele Videos im Internet angeschaut. Leider hat mir meine theoretische Vorbereitung nicht viel bei meinem ersten Versuch im Wasser geholfen, weil ich zu nervös war und alle wichtigen Punkte vergessen habe, als ich ins Schwimmbecken reingegangen bin. „Keine Sorgen! Auf jeden Fall wirst du nicht zu Boden sinken, weil es im Wasser Auftrieb gibt!“, hat mich eine Freundin aufgemuntert. Nach einem tiefen Atemzug habe ich meine beiden Hände am Beckenrand losgelassen und meinen Kopf ins Wasser getaucht. Ich schwebte tatsächlich erfolgreich im Wasser! Der erste Schritt, ein großer Fortschritt!

Dann habe ich geübt, meine Gliedmaßen koordiniert zu bewegen. Um die Bewegungen intuitiv ausführen zu können, habe ich im Zimmer oft Trockenübungen gemacht. Nach vielen Übungen habe ich geglaubt, dass ich die Bewegungen der Arme und Beine beherrschen würde. Es war Zeit, im Wasser das auszuprobieren. Da meine Freunde keine Zeit hatten, musste ich alleine hingehen. Es muss lustig sein, wenn ein großes Mädchen wie ich noch in ein mit bauchhohem Wasser gefülltes Becken geht, habe ich frustriert gedacht.

„Sprichst du Deutsch?“, hat mich unerwartet ein Mann mittleren Alters gefragt, der an mir vorbeigeschwommen ist.

Ich habe meine Schwimmbrille ausgezogen und genickt.

„Gut. Ich habe gesehen, dass du deine Beine immer zweimal bewegst, nachdem du deine Arme gestreckt hast. Probiere einfach mal so: Einmal Beine und dann einmal Arme. Das wäre vielleicht besser!“, hat er mir vorgeschlagen.

Nicht nur er, sondern auch viele andere fremde Leute haben mir dabei geholfen. Geduldig haben sie mir beigebracht, wie ich Beine und Arme koordinieren sollte. Einer von ihnen, der zu der Zeit auch Schwimmen gelernt hat, hat mir sogar spontan zwei Schwimmbretter ausgeliehen. „Komm jeden Tag in dieses Schwimmbad. Schwimm eine Stunde. Dann kannst du es eines Tages bestimmt erlernen! Bei mir war es ebenso!“, hat er mich lächelnd ermutigt. Ich bin diesen warmherzigen Menschen sehr dankbar. Ohne sie hätte ich nicht so schnell Schwimmen erlernen können.

Als ich letztes Mal Kreuzsteinbad besuchte, konnte ich ganz frei im drei Meter tiefen Becken schwimmen. Manchmal sind einige freche Jungen schreiend und lachend ins Wasser gesprungen. Ich wurde aber nicht von Geräuschen draußen gestört, weil ich meine Ruhe im Wasser gefunden und mich wie ein freier Fisch gefühlt habe. Wie schön, dass ich eine neue Welt unter Wasser entdeckt habe!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 4. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)