Wenn es um das deutsche Essen geht, denkt man unweigerlich an Schweinshaxe mit Sauerkraut, Bratwurst mit Kartoffelknödeln, Schnitzel, Brötchen, Brezeln und die unterschiedlichsten Sorten von Käse. Doch als ich nach Deutschland kam, war ich zunächst schockiert, dass da Gemüse vor allem roh und kalt verzehrt wurde. 

Täglich sah ich meine deutsche Mitbewohnerin in der Küche, wie sie sich morgens ein Glas kaltes Wasser aus dem Wasserhahn einschenkte. Mittags wusch sie rohe Karotten, Paprika und diverse Salatblätter nur kurz ab und aß sie direkt. Sie bestrich harte Brötchen mit Quark oder Käse, belegte sie mit kaltem Schinken und garnierte sie mit ein paar sauren Oliven. 

Einmal bot sie mir an, die Salatblätter zu probieren. Ich probierte sie und stellte fest, dass sie leicht bitter und säuerlich schmeckten. Es war nicht mein Geschmack. Ich konnte nur sagen, dass sie sehr „grün“ und „gesund“ waren. 

Was zeichnet die deutsche Küche sonst noch aus? Viele Gerichte sind fettig und salzig, vor allem die Fleischgerichte wie Schnitzel mit Bratkartoffeln oder Schweinshaxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Aber es gibt auch leckeres deutsches Essen. Das beeindruckendste und leckerste deutsche Gericht, das ich je gegessen habe, war die „Bamberger Pfanne“ in Bamberg.

Das typisch fränkische Gericht, eine Mischung aus gemischten Grill- und Bratwurstplatten, Schäufele oder Schweinshaxe, Bratkartoffeln und Gemüsepüree, garniert mit einer speziellen Sauce, eignete sich hervorragend zum Teilen (mindestens zu zweit). Besonders das zarte Schäufele, das in der Sauce eingelegt war, war unglaublich saftig und harmonierte perfekt mit dem Brokkolipüree, das eine angenehme Frische hinzufügte. Einfach köstlich – und dabei gar nicht zu fettig!

Auch in der Mensa der Universität Bayreuth gab es ab und zu innovative Gerichte. Einmal probierte ich spanische Salami mit Schokoladensoße und einem Klecks Joghurtsauce. Der Name klang spannend. Doch die Schokoladensoße war nicht süß, sondern eher herb und hatte durch das Anbraten eine interessante Note. Ein einmaliges Geschmackserlebnis für mich. Aber meine deutsche Mitbewohnerin fand es ganz lecker und aß alles mit Genuss.

Ein weiteres „kulturelles Erlebnis“ hatte ich in der Mensa, als ich einen „interkulturellen“ Mantou entdeckte. Äußerlich sah er aus wie ein typisch chinesischer Mantou, doch er war mit einer Schicht Butter- und Vanillesoße überzogen und innen mit süßer Blaubeermarmelade gefüllt. Eine interessante Fusion aus westlicher und chinesischer Küche – das nenne ich echte interkulturelle Küche.

In der Küche meiner WG fand regelmäßig ein wahrer interkultureller Austausch statt. Wir waren fünf Frauen aus vier verschiedenen Ländern, und in der Küche hat immer mal jemand von uns ein typisches Gericht aus der Heimat zubereitet, das wir dann zusammen gegessen haben. So gab es oft deutsche Schnitzel mit Pommes, chinesische Cola-Hähnchenflügel und süß-saure Rippchen, iranisches Lubia Polo (لوبیا پلو) und Makaroni (ماکارونی), sowie ukrainische Schokoladenrolle (Шоколадний рулет від Рошен) und Buchweizen (Гречка).

Wir probierten die Spezialitäten der verschiedenen Länder, erklärten einander unsere Esskulturen und lernten dabei auch die Sprache und Bräuche der anderen kennen. Was mit einem kulinarischen Austausch begann, wurde zu einem interkulturellen Erlebnis, das mich immer begeistert hat. Ich hoffe, dass meine Mitbewohnerinnen eines Tages nach China kommen, um nicht nur unsere köstlichen Speisen zu genießen, sondern auch die beeindruckende Landschaft und die Vielfalt unserer Kultur zu erleben.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs)