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„Shanghai Babys“: über 500 jüdische Kinder im Exil in Shanghai geboren


25 September 2016 | By Chen Hongyan | SISU

Das Leben als Emigrant war hart. Auch wenn die Lebensumstände hart waren, wurden neue Babys auf die Welt gebracht. Laut Statistik kamen mehr als 500 Neugeborene im Wohnviertel für jüdische Emigranten auf die Welt. Man bezeichnete sie später als „Shanghai Babys“. Die zahlreichen überlebenden „Shanghai Babys“ bleiben in Kontakt, treffen sich regelmäßig und fahren gelegentlich in ihre Geburtsstadt zurück, um alte Erinnerungen aufzufrischen.

Songja Mühlberger: geboren in Shanghai als Kind von Emigranten

Sonja Mühlberger, geborene Sonja Krips, ist eine deutsche Lehrerin und zugleich engagierte Zeitzeugin der Exil-Erfahrungen. 1939 in Hongkou, Shanghai geboren, hat sie dort acht Jahre verbracht. 1947, als der Krieg zu Ende ging, fuhr sie mit ihren Eltern nach Deutschland zurück. Immer wenn sie an das Leben in Shanghai dachte, lächelte sie: „Ja, ich bin ein Shanghai Baby. Ich habe dort eine fröhliche Zeit verbracht.“

Der Vater musste hart arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, aber die kleine Sonja war glücklich, wenn sie im Korb vor dem Fahrrad des Vaters saß. Mit chinesischen Kindern hat sie oft gespielt, und sie waren neugierig, dass Sonja eine andere Haarfarbe hat. „Aber wir kamen gut miteinander aus“, sagte Sonja.

Nicht nur die chinesischen Kinder waren freundlich, sondern auch ganz normale Leute waren nett und hilfsbereit. Sie konnte sich noch erinnern, dass sie in Windeseile zum Krankenhaus gebracht wurde, als der Rikschafahrer erfuhr, dass sie krank war und dringend eine Behandlung benötigte.

Diese Szene und viele andere Momente hat sie in ihren Memoiren mit dem Titel „Geboren in Shanghai als Kind von Emigranten. Leben und Überleben im Ghetto von Hongkew (1939  1974)“ (2006) festgehalten. Als Lehrerin erzählt sie oft von ihren Exil-Erfahrungen in Shanghai, da ihr diese Geschichte wichtig und für sie bedeutungsvoll ist.

Eine tiefe Dankbarkeit gegenüber Shanghai empfinden die „Shanghai Babys“

Auf der Ausstellung „Juden und Shanghai“ im September 2013 im Rockefeller Center in New York sind vier „Shanghai Babys“ erschienen. Es sind Aileen Jacobson, Ellen Chaim Kracko, Yvonne Daniel und Ran Veinerman. Als sie von ihrem Leben in Shanghai erzählten, konnte man nachspüren, dass sie gegenüber Shanghai voller Dankbarkeit waren.

Aileen wurde am 21. Juli 1947 in Shanghai geboren. Ihre Eltern sind 1939 nach Shanghai geflohen, aber damals kannten sie sich noch nicht. Die beiden mussten sich in Shanghai durchschlagen: Ihre Muter, Ilse Ludomer, arbeitete als Kellnerin in diversen Cafés, manchmal auch als Babysitterin. Ihr Vater, Erich Jacobsohn, verdiente seinen Lebensunterhalt als Übersetzer und Englischlehrer. 1945 trafen sie sich bei einer Luftschutzübung und verliebten sich auf den ersten Blick. Ein Jahr später heirateten sie. Als Aileen drei Monate alt war, fuhr die ganze Familie in die USA. „Aber Shanghai ist das Licht der Hoffnung. Diese Hoffnung hat viele Leute gerettet.“ Sie hat jetzt vor, ein Buch über die Erlebnisse ihrer Eltern zu schreiben, damit mehr Leute etwas davon erfahren.

Die am 12. März 1947 in Shanghai geborene Ellen Chaim Kracko fuhr 1949 nach Israel und lebt jetzt in Amerika. 2006 hat sie ihre Mutter Ruth Chaim nach Shanghai zum internationalen Treffen der Ex-Shanghaier begleitet. Für viele ältere Menschen ist das vielleicht die letzte Chance, Shanghai wiederzusehen. „Ich habe an vielen Treffen dieser Art teilgenommen, aber ich glaube, das Treffen in Shanghai war am besten. Wir haben wieder die Gastfreundlichkeit der Shanghaier erlebt, die wir damals im Exil erlebt hatten. Die Chinesen betrachten uns als Freunde und sind sehr freundlich zu uns. Wir sind immer dankbar dafür und gar nicht imstande, mit Worten unsere Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.“

Um ihre Dankbarkeit für Shanghai zu zeigen, hat Yvonne Daniel ein Familienalbum erstellt, das sie dem jüdischen Museum Shanghai schenkte. Sie wurde am 5. Oktober 1944 in Shanghai geboren und hatte noch einen älteren Bruder, der leider mit 18 Monaten an Unterernährung gestorben ist. Es sei damals gar nicht leicht gewesen, ein Kind groß zu erziehen, deshalb weiß sie auch das zu schätzen. Ohne Shanghai und hilfsbereite Shanghaier wäre es für die über 20.000 jüdischen Emigranten nicht möglich gewesen, zu leben und zu überleben.

Ran Veinerman, im Dezember 1940 als Sohn von Esther Veinerman und Albert Veinerman geboren,, ist gegenwärtig ein aktiver Akteur für die chinesisch-israelische Freundschaft. Er hatsechsmal Shanghai besucht und im November 2011 dem jüdischen Museum Shanghai den Trauschein seiner Eltern und andere wertvolle Dokumente zur Verfügung gestellt. Er ist auch bereit, zum weiteren Austausch und zur zukünftige Zusammenarbeit zwischen China und Israel beizutragen.

(Chen Hongyan: ao. Professorin an der Germanistischen Fakultät der SISU)

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