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Der Ursprung vom Café Weißes Rössel


25 September 2016 | By Wang Yutong / Guo Junrong | SISU

Der Besitzer vom Café Weißes Rössel verliebte sich in die Kellnerin. Diese wahre Liebesgeschichte wurde zum Singspiel „Im Weißen Rößl“ verarbeitet. Die Juden, die aus Wien geflohen waren, träumten damals jeden Tag davon, nach Wien zurückzukehren. Deshalb eröffnete der jüdische Flüchtling Rudolf ein gleichnamiges Café in Shanghai, das im typisch Wiener Stil dekoriert wurde.

Für die „Shanghaier Juden“ galt das Café Weißes Rössel als die geistige Heimat. Trotz jener schweren Zeit erhielten sie in dieser kleinen Umgebung Würde, Anstand, Romantik und Eleganz aufrecht.

Im April 2015 fand die Ausstellung „die jüdischen Flüchtlinge in Shanghai“ in Sydney statt. Kurt Mosberg, Bruder des Besitzers vom Café Weißes Rössel und Ron Klinger, Enkel des Cafébesitzers, kamen zur Ausstellung und schenkten dem jüdischen Flüchtlingsmuseum Shanghai ein paar alte Fotos vom Café Weißes Rössel. In diesen alten Fotos, die schon über 70 Jahre aufbewahrt wurden, präsentieren sich die Einrichtungen im Café in ihrer ganzen Fülle.

Das Café Weißes Rössel wurde von Rudolf Mosberg und seiner Frau in Shanghai eröffnet. Vor dem Holocaust flüchtete das Ehepaar Mosberg mit ihrer Tochter Herta, Rons Mutter, aus Wien. Nachdem sich die Familie in Shanghai niedergelassen hatte, machte sie ein Café auf. Aber bald wurde das Café wegen eines Taifuns zerstört. Ende 1939 schickte ein guter Freund von Rudolf, Alfred Racek, 6000 Dollars, die Familie Mosberg in der Not halfen. Mit diesem Geld eröffneten Herr und Frau Mosberg schnell ein neues Café.

Obwohl Racek kein Jude und sogar Mitglied der Waffen-SS war, war er mit Herrn Mosberg schon seit langem befreundet. Sobald er erfuhr, dass die Nazis bereit waren, den Juden Gewalt anzutun, informierte er Mosberg und half dessen Familie, der Gefahr zu entkommen und nach Shanghai zu gelangen. Damals betrieben Racek, Mosberg und andere zwei Freunde gemeinsam vier Fabriken, in denen Feuerzeuge und andere Produkte aus Metall, später Waffen und Munition für das Dritte Reich hergestellt wurden. Die Fabriken gehörten eigentlich einem jüdischen Ehepaar. Nachdem seine Flucht vor den Nazis gescheitert war, beging das Ehepaar Selbstmord und hinterließ diese Fabriken.

Was für einen Namen sollte man dem Café geben? Die Juden, die aus Wien geflohen waren, träumten jeden Tag davon, nach Wien zurückzukehren. Im Café Weißes Rössel in Wien verliebte sich der Besitzer in die Kellnerin. Diese wahre Liebesgeschichte wurde zum Singspiel Im Weißen Rößl verarbeitet. Deswegen war das Café Weißes Rössel sehr bekannt. Rudolf beschloss, ein gleichnamiges Café aufzumachen, das im typischen Wiener Stil entworfen und dekoriert wurde. Kaffee, Blumen, Musik, Skulpturen, Gemälde und jüdische Bäcker, Mixer und KellnerInnen ... mit all diesen Elementen wurde ein neues Café Weißes Rössel nachgemacht.

Für die „Shanghaier Juden“ galt das Café Weißes Rössel als die geistige Heimat. Trotz jener schweren Zeit erhielten sie in dieser kleinen Umgebung Würde, Anstand, Romantik und Eleganz aufrecht. So wurde das Judenviertel in Hongkou als Klein-Wien bezeichnet.

Zu diesem Zeitpunkt kam Kurt schon in Shanghai an und lebte mit seiner Familie zusammen. Gerade vor der Abreise nach Shanghai musste sich Kurt von seiner Freundin Lily trennen, die mit ihrer Familie nach Australien emigriert war. Der Liebeskummer von Kurt wurde durch das Zusammensein mit seinen Eltern und seiner Schwester überwunden.

Im Café kam jeder seiner eigenen Verpflichtung nach: Rudolfs Frau Rosa als Köchin, Herta und einige Verwandte und Freunde als KellnerInnen. Das Café war von Mittag bis Mitternacht geöffnet. Die Klavierspieler und die SängerInnen waren ständig im Café tätig. Die Sängerin Lausnick sang gerne für Victor Sassoon, der ein reicher jüdischer Geschäftsmann war und oft mit seinen Gefolgen in dieses Café ging. Sie widmete ihm sogar ein Lied: „Kann ich mir einen Dollar von Ihnen leihen, mit dem ich bis übermorgen leben kann? Ich verspreche, Ihnen das Geld zurückzugeben.“ Lausnick wurde nach dem Krieg Schauspielerin in der Schweiz.

Neben Sasson war Kadoorie, ein anderer reicher jüdischer Geschäftsmann, auch ein langjähriger Stammgast dieses Cafés. Vom Jahr 1941 an kamen statt Juden immer mehr Japaner hierher. Wegen der wirtschaftlichen Notlage verbrachten die Juden nicht so viel Zeit im Café wie früher, und meistens saßen sie nur eine kurze Weile hier und tranken eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein.

Herr und Frau Klinger waren mit ihrem ersten Sohn Hermann nach Shanghai geflohen und machten hier das Hotel Klinger auf. Einmal traf Hermann im Café Weißes Rössel Herta und verliebte sich in sie. Im Februar 1941 heirateten sie. Ihr Sohn Ron kam nach einem Jahr zur Welt. Im gleichen Jahr fand Kurt, der schon einen Friseurladen besaß, seine Liebe in Shanghai. Nachdem sie im November im Café Weißen Rössel ihre Hochzeit gehalten hatten, zogen sie aus der Wohnung seiner Eltern aus.

Otto, der jüngere Sohn von Herrn und Frau Klinger, flüchtete nach Sydney, wo er seinen jüdischen Nachnamen änderte und Karriere machte. Nach dem Krieg zahlte Otto 200 Pfund auf ein spezielles Konto ein, damit seine Großfamilie nach Australien auswandern konnte. Später konnte Familie Kurt mit Hilfe von Herta auch nach Australien kommen. So konnte die große Familie in Australien zusammen sein.

In Sydney erhielt Rudolf wieder 6000 Dollars, die Alfred Racek ihm geschickt hatte.

Viele Jahre nach dem Zweiten Krieg machte Kurt eine Reise nach Wien. Vor der Reise hatte er ein Zimmer im Hotel Sacher gebucht. In der Bestätigungsmail stand der Name Sacher-Racek, der Kurt an Alfred Racek erinnerte. Als Kurt im Hotel angekommen war, fragte er Frau Sacher-Racek, ob sie Alfred Racek kannte. Überraschenderweise antwortete sie, dass Alfred Racek ihr Schwiegervater war. Von ihr bekam Rudolf die Adresse von Alfred Racek und hatte deshalb die Chance, den alten Freund zu besuchen.

Ron hatte keinen tiefen Eindruck von der Stadt Shanghai, weil er damals zu klein war. Aber seine Mutter kannte sich in Shanghai gut aus. Sie erinnerte sich, dass die Chinesen sehr freundlich waren und sich niemals feindselig gegenüber den Juden zeigten. In Shanghai wurden die Juden nicht diskriminiert. Um mit den Juden Geschäfte zu machen, begannen viele Shanghaier, Deutsch zu lernen.

Nach vielen Jahren begegneten sich Kurt und seine Ex-Freundin Lily in Sydney. Im Alter von 80 Jahren machte Kurt Lily einen Heiratsantrag, so konnte die durch den Krieg zerstörte Liebe weitergehen. Im Jahr 2010 kam Kurt in Begleitung von Lily mit dem Schiff nach Shanghai, um sein „Paradies im Leben“ zu finden.

(Wang Yutong: Dozentin an der Germanistischen Fakultät der SISU; Guo Junrong: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU. Korrektur: T. E. & C. H. Y.)

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