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Fotograf im Ghetto dokumentiert das Leben der jüdischen Flüchtlinge in Shanghai


26 September 2016 | By Wang Yutong / Zhou Yanmei | SISU

Horst Eisfelder wurde während seiner Zuflucht in Shanghai Fotograf. Er zeichnete das Leben im alten Shanghai bzw. im Ghetto in vielen dokumentarischen Fotos auf, die heute historische Materialien von großem Wert sind.

Horst Eisfelder wurde 1925 in Berlin geboren. Als er 13 Jahre alt war, floh seine Familie von Europa nach Shanghai, um Zuflucht vor der Verfolgung der Nazis zu finden. Während seines Asyls in Shanghai wurde er ein begeisterter Fotograf. Er zeichnete das Leben im alten Shanghai bzw. im Ghetto in vielen dokumentarischen Fotos auf. 1947 übersiedelte er mit seiner Familie nach Melbourne. 2004 erschienen seine Lebenserinnerungen Exil in Chinameine Jahre in Shanghai und Nanking, in denen er über sein Leben im Ghetto in Shanghai und in Nanking und seine Beobachtungen über die Zeit der Emigration berichtet. Das Buch ist reich bebildert mit Fotos, Zeitungsausschnitten, Landkarten und seinen damaligen Notizen, mit denen der aufmerksame Beobachter sein Exil ausführlich und präzise dokumentierte.

Der erste Eindruck von Shanghai

Am 30. Oktober 1938 bestieg Familie Eisfelder in Triest die „Conte Verdi“ und fuhr nach China. Horst konnte sich noch erinnern, dass er während der Fahrt oft seekrank war und sein 13. Geburtstag auf dem Schiff gefeiert wurde.

Am 24. November 1938 kam die Familie in Shanghai an. Der erste Blick auf diese Stadt überraschte ihn, weil er früher in Europa ganz wenig von Shanghai gewusst hatte. Der Gebäudekomplex am Bund beeindruckte ihn so tief, dass er sich über den Einfluss der westlichen Kultur in Shanghai wunderte.

Horst dokumentierte mit einem Foto seinen ersten Eindruck von Shanghai. In der Mitte des Fotos sind Broadway Mansions und der Suzhou-Fluss. Das Richard Restaurant (Astor House) und die russische Botschaft sind auch auf dem Foto zu sehen.

Das erste Zuhause in Shanghai

Die Vertreter von dem Internationalen Hilfskomitee für europäische Flüchtlinge (Englisch: International Committee for Granting Relief to European Refugees) empfingen am Hafen die jüdischen Flüchtlinge und geleiteten die Ankömmlinge in Notunterkünfte. Die Unterkunft der Familie Eisfelder befand sich in der Huoshan-Straße 125. Durch den Krieg waren die Häuser und Straßenschilder auf dieser Straße schwer zerstört. Noch schlimmer war, dass es da schon ganz dunkel war und viele Straßenlampen kaputt waren. Mit Hilfe eines indischen Polizisten fanden sie endlich die Wohnung. Die Vermieterin war eine russische alte Dame. Sie kauften in einem russischen Geschäft in der Nähe einige Bedarfsartikel und aßen in einem russischen Restaurant zu Abend. Als sie wieder zu Hause waren, merkten sie, dass es nichts auf dem Bett gab: keine Bettdecke, kein Unterbett. Sie konnten sich nur mit aller Kleidung im Koffer bedecken. So verbrachten sie die erste Nacht in Shanghai. Horst zeichnete das erste Zuhause auch in seinen Fotos auf.

Das Café Louis

Mit 1.000 Dollar, die ein Onkel aus Amerika geschickt hatte, eröffnete Horsts Vater mit Hilfe der Freunde am 11. Februar 1939 in der West-Nanjing Straße das Café Louis, das Kuchen, handgemachte Schokolade und Getränke anbot. Das Café lief gut und war bei Gästen aus aller Welt sehr beliebt. Die Eltern von Horst gingen gut mit den hier eingestellten chinesischen Kellnern um. Manchmal wurden sie von den chinesischen Kellnern nach Hause eingeladen, um die wichtigen Feste gemeinsam zu feiern.

Aber das Rad des Glücks drehte sich schnell. Im Jahr 1943 richtete die japanische Besatzungsmacht in Shanghai ein „Sperrbezirk für Flüchtlinge ohne Staatsbürgerschaft“ ein, das die Juden das Ghetto nannten. Die jüdischen Flüchtlinge, die nach 1938 in Shanghai ankamen, mussten ins Ghetto umziehen. Die Familie Eisfelder hatte keine andere Wahl als das Café zu verkaufen. Das neue Leben wurde wieder einmal zerstört. Aus Mangel an Geld konnte Horsts Vater das Café erst wieder aufmachen, indem er es mit anderen zusammenbetrieb. Viele Stammgäste kehrten wieder ins Café zurück. Wegen der immer strengeren Kontrolle über Strom und Gas konnte die Hauptmahlzeit nicht mehr angeboten werden.

Das Hobby Fotografieren

Horst war das kleinste Kind in seiner Familie. In Shanghai besuchte er die Jüdische Schule. Aber später merkte er, dass er nichts von der Schule lernen konnte. Mit der Erlaubnis von seinen Eltern hörte Horst dann mit der Schule auf.

Ein Stammgast im Café vermittelte Horst eine Arbeit in einer Im- und Exportfirma. Danach wechselte er in eine Firma, wo Koffein hergestellt wurde. Weil er diese Arbeit nicht mochte, kündigte er bald wieder.

Weil er sich immer für das Fotografieren interessierte, entschloss sich Horst, eine Arbeit, die etwas damit zu tun hatte, zu suchen. Er lernte dann von Herrn Bild aus Polen fotografieren. Das Studio befand sich außerhalb des Ghettos, deshalb musste Horst beim japanischen Offizier Goya den Passierschein beantragen. Goya gab oft ohne Grund den Juden Ohrfeigen und demütigte sie. Laut Befehl mussten die Flüchtlinge, die den Passierschein schon erhalten hatten, außerhalb des Ghettos ein rotesKennzeichen mit dem chinesischen Schriftzeichen„tragen.

Horst machte in Shanghai Hunderte von Fotos, in denen die Gebäude, das Leben, die Straßen, unterschiedliche Aktivitäten und verschiedene Menschen im alten Shanghai gezeigt wurden. Besonders die Fotos, die er im Ghetto machte, leisten heutzutage einen wertvollen Beitrag zur Forschung des damaligen Lebens im Ghetto.

Auf Wiedersehen, China

Am 28. Mai 1947 verließ die Familie Eisfelder Shanghai und fuhr mit dem Schiff nach Australien, wo sie eine neue Existenz aufbaute. Eine Stunde vor dem Einstieg ging Horst noch einmal auf die Zhoushan-Straße. Noch heute erinnert er sich gerne an den Tag zurück.

Obwohl etwas im damaligen Shanghai schlechter als erwartet lief, hielt Horst es für das Wichtigste, dass hier den jüdischen Flüchtlingen eine Zuflucht angeboten und ihr Leben gerettet wurden.

(Wang Yutong: Dozentin an der Germanistischen Fakultät der SISU; Zhou Yanmei: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU. Korrektur: C. H. Y. & T. E.)

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