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Die Zeugen der Epochen: Ein Besuch des Deutschen Verpackungs-Museums


10 September 2019 | By Cui Ruxin | SISU

14 Uhr. Mit zwei schweren Taschen in der Hand ging ich durch die Hauptstraße. An mir liefen Leute schnell vorbei. Die Sonne brannte am Himmel. Ich war genervt und konnte nicht mehr. „Pause“, das war das einzige Wort in meinem Kopf. Da sah ich am Straßenrand neben der großen Wiener Feinbäckerei ein unauffälliges Schild. Darauf stand: „Deutsches Verpackungs-Museum“. Darunter befand sich eine kleine Tür. „Verpackungs-Museum“, dachte ich, „darin gibt es bestimmt etwas Buntes und Interessantes. Und endlich mal der Sonne entfliehen.“

Ich betrat das Gebäude. Es war dunkel, still und auch angenehm kühl. An der Kasse stand eine ältere Frau und begrüßte mich. Ich bemerkte, dass ich die einzige Besucherin im Museum war. „Eine ungewöhnliche Ruhe in dieser belebten Straße“, dachte ich. Ich kaufte eine Eintrittskarte. „Hier können Sie eine Zigarettenschachtel von der Titanic sehen. Es gibt jetzt insgesamt drei und eine ist in unserem Museum“, sagte die Frau mit Stolz und wies auf ein Schaufenster hin.

Ich betrachtete die Schachtel. Das ist eine blaugrüne Blechdose. In der Mitte die fahrende Titanic und unten „TITANIC“ und „BRUXELLES“ lithografiert. Die Schachtel ist schon ein bisschen verrostet. Um 1912 ist sie erschienen. 1912, als das Unglück passierte. Zahlreiche Passagiere ertranken im rauen Atlantik. Die Schachtel blieb erhalten und erinnert uns an den katastrophalen Untergang.

Neben dieser Schachtel lagen einige Pappkartons, die mich interessierten. Sie sind gelbbraun und abgenutzt. „CARE USA“ stand darauf. „CARE“ ist die Abkürzung für „Cooperative for American Remittances to Europe“. Diese Kartons sind die Pakete, die nach dem Zweiten Weltkrieg von amerikanischen Hilfsprogrammen nach Europa geschickt worden sind, um Deutsche mit Lebensmitteln zu versorgen. Ein Paket, für das man 15 Dollar spendete, enthielt Fleisch, Zucker, Milch und Gemüse und konnte eine Familie einen Monat lang ernähren. Ich konnte mir vorstellen, dass die Familien und vor allem die Kinder, die Not litten, sich glücklich fühlten, immer wenn sie diese CARE-Pakete sahen. Sie standen für Hoffnung und Trost. Ich war tief berührt, als ich danach im Internet Informationen über die CARE-Pakete suchte und las, dass die ehemaligen Empfänger dieser Pakete heute an CARE spenden und den Kindern in Kriegsgebieten helfen. Sie schreiben den Kindern auch liebevolle Briefe, um sie zu ermutigen. Auf diese Weise wird der Geist von CARE, nämlich Menschlichkeit und Gutherzigkeit gut gepflegt und weitergeführt.

Das CARE-Paket verschaffte mir einen Rückblick in die Vergangenheit. In diesem Sinne wurden alle diese Verpackungen für mich zu einer Art „Geschichtserzählerinnen“. Sie erzählten mir von ihrer Vergangenheit und hatten bereits in früheren Zeiten den Menschen Auskunft darüber gegeben, wie der Inhalt ist und auch welchen Wert er hat.

Das bestätigte eine Münzwaage aus dem Jahr 1770, deren Verpackung von Johann Phillip Herbertz in Solingen entworfen wurde. Auf dem Deckel waren ein Wappen und zwei Justitia zu sehen. Darunter stand ein Text, der beglaubigte, dass die Herstellung der Waage vom Kurfürsten von der Pfalz approbiert war. Mit diesem autorisierten Sinnbild ließ sich die Münzwaage gut verkaufen.

In einem anderen Raum zog mich die Verpackung der Kartoffelchips „funny frisch“ an. Ich erkannte die Marke gleich, da ich schon viel davon gegessen hatte. Sie gewann sogar den Preis „Verpackung des Jahres 2018“. Aber eigentlich bleibt sie seit ihrer Geburtsstunde fast unverändert: Immer in Dunkelgrün und Rot, mit einer dreckigen „Schärpe“ in der Mitte und darauf „chipfrisch ungarisch“, weil die Chips mit verarbeiteten ungarischen Paprika gewürzt sind. Das sich immer wiederholende Motiv hat sich den Konsumenten tief eingeprägt und vielleicht gerade aus diesem Grund gewann sie den Preis.

Im Museum erfuhr ich noch, wie sich die Verpackungsstoffe mit der Zeit verändert haben. Es gab anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bauhauses eine kleine Sonderausstellung namens „Vom Bauhaus ins Kaufhaus“, die die Besucher darauf aufmerksam machte, welche Merkmale das Bauhaus-Design ausmachen und wie das Verpackungsdesign vom Bauhaus beeinflusst wird. Entsprechend des Bauhaus-Mottos „Weniger ist mehr“ sind die Verpackungen von bekannten Produkten wie „Chanel No.5“, „iPhone“ und „Braun“ entworfen.

Ich verließ das Museum. Verpackungen sind mehr als Stoffe. Sie sind ein buntes Abbild unseres vielfältigen Lebens. Auch sind sie Zeugen der menschlichen Entwicklung. Schade, dass ich manche Verpackungen, die für deutsche Besucher Erinnerungen sind, nicht kannte. Trotzdem war dieser Besuch sehr informativ und interessant.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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