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Anruf um Mitternacht


24 March 2020 | By Lin Xiaodan | SISU

Es war der 14. März. Um 00:46 Uhr klingelte mein Handy. Ich war noch sehr schläfrig, sprang aber schnell aus dem Bett, ging ans Telefon, schaltete den Computer ein und griff nach dem Stift, den ich vorher schon auf ein Tischchen gelegt hatte.

Das war ein Anruf aus der Quarantänestelle Shanghai. Da das Büro für auswärtige Angelegenheiten der Staatregierung Shanghai zusätzliche Hilfe brauchte, meldete ich mich als freiwillige Dolmetscherin und Übersetzerin für Deutsch-Chinesisch und Englisch-Chinesisch an. Vor etwa drei Stunden wurde mir mitgeteilt, dass ich in der Nacht einsatzbereit sein sollte.

Eine chinesische Stimme sprach am anderen Ende des Telefons. Sie bat mich, einem deutschen Paar auf Deutsch zu erklären, dass sie eine Verpflichtungserklärung zur zentralen Quarantäne unterzeichnen sollten, wobei sie immer getrennt im Zimmer bleiben mussten. Da sie zwei Kleinkinder hatten, mussten sie zwei Zimmer nehmen, in welchen je ein Elternteil mit einem Kind übernachten durfte. 

Das konnte das Ehepaar aber nicht akzeptieren. Sie wollten ein Vierpersonenzimmer für alle vier haben. Trotz Erklärungen der Mitarbeitenden bestanden sie auf ihrem Anspruch.

Ich versuchte noch einmal, das auf Deutsch zu erklären und schlug vor: „Sie wohnen tatsächlich nebeneinander und können einander per Handy erreichen. Es ist wirklich keine große Distanz.“ Aber sie wollten unbedingt in einem Zimmer wohnen. Wenn es kein Vierpersonenzimmer gebe, gingen auch vier Matratzen in einem Zimmer, so meinten sie.

Es war schon sehr spät und ihre beiden Kinder waren noch klein, deshalb wurde ein Kompromiss eingegangen: An diesem Abend durfte die Familie zusammen in einem Doppelzimmer übernachten. Nach kurzer Überlegung akzeptierte das Paar den Vorschlag.

Erleichtert wollte ich wieder ins Bett gehen. Da läutete das Telefon wieder. Wir hatten nämlich die Verpflichtungserklärung zur zentralen Quarantäne vergessen! Ferner sollte das Ehepaar die QR-Code einer WeChat-Gruppe scannen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Sicherheitshalber wollten sie sich mehr darüber informieren, bevor sie etwas unterschrieben und scannten.

Ich versuchte, den Hauptinhalt der Verpflichtungserklärung kurz und bündig zu erklären. Bezüglich der WeChat-Gruppe sagte ich zu ihnen: „Die WeChat-Gruppe ist genauso wie die WhatsApp-Gruppe. Für beide Seiten ist es einfacher und sicherer. Ohne direkte Kontaktaufnahme kann dadurch Vieles geklärt werden.“ Schließlich unterzeichneten sie die Verpflichtungserklärung und waren in der WeChat-Gruppe.

Ich wusste nicht, wie laut ich gesprochen hatte. Als ich den Kopf hob, sah ich meine Eltern, die nachsehen wollten, was eigentlich passierte.

Als ich wieder im Bett lag, konnte ich kaum einschlafen. Ich ließ die zwei Telefongespräche in meinem Kopf durchgehen und machte eine Selbstevaluation. War mir das gut gelungen? Ich glaubte, Ja.  

 In den nächsten Tagen half ich in der WeChat-Gruppe mit. Ich übersetzte beispielsweise den Fragebogen über persönliche Gesundheitsinformationen ins Deutsche. Es war nicht leicht, aber ich war zufrieden, da ich inzwischen viele Danksagungen erhalten hatte.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 4. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & D. Ü.)

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