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Coronakrise in Deutschland ─ Tagebuch eines Austauschstudenten in Bayreuth


09 August 2020 | By Ding Zhuo | SISU

19.02.2020

Die Folgen des Coronavirus sind jetzt schon in Bayreuth bemerkbar: Am Eingang des Restaurants „Gourmet Tempel“ in Bayreuth hängt seit ein paar Tagen ein Schild mit der Aufschrift „Kein Zutritt für Chinesen – Wir bitten um ihr Verständnis“ auf Chinesisch, was Unwillen bei den chinesischen Studierenden an der Uni Bayreuth hervorruft. Laut Bayreuther Tagesblatt sei der Zettel nicht durch die Restaurantleitung genehmigt worden. „Wir haben Gäste jeglicher Nation und Religion hier. Hier ist jeder willkommen! Wir würden nie jemanden diskriminieren, schon gar nicht Gäste aus unserem eigenen Volk“, so Lina Liao, Prokuristin des Gourmet Tempels in Bayreuth.

Als sich der H1N1-Erreger über die gesamte Erde ausbreitete, sagte niemand etwas Schlechtes über Amerikaner oder feindete sie an. Jetzt, da es  außerhalb von China Infektionsfälle gibt, kommt es weltweit zu Anfeindungen gegenüber chinesischen Studierenden, Arbeitenden und Reisenden. Ich schäme mich sehr für das Verhalten mancher Menschen.

05.03.2020

Die Universität Bayreuth veranstaltete eine Blitzumfrage über das neuartige Coronavirus auf der APP „UniNow“. Mehr als 3.400 Studierende waren daran beteiligt. Bei der Frage „Wie sicher fühlst du dich aktuell auf deinem Campus“ meinten mehr als drei Viertel der Studierenden, dass sie sich eher sicher fühlten und gelassen seien. Nur weniger als 10 Prozent der Befragten fühlten sich nicht sicher und machten sich ernsthaft Sorgen um die jetzige Situation.

Auf dem Campus und in der Stadt sind Menschen mit Mundschutzmasken kaum zu sehen. Alle benehmen sich, als ob das Leben nicht anders als sonst wäre. In der Öffentlichkeit tragen fast nur Chinesen Mundschutzmasken, was aber oft zur Diskriminierung führt.

20.03.2020

Seit drei Wochen bleibe ich immer zu Hause im Studentenwohnheim. Einmal in der Woche gehe ich in den Supermarkt, um vor allem Lebensmittel zu kaufen. Hygieneartikel wie Toilettenpapier sind jetzt äußerst stark nachgefragt und deshalb in den meisten Läden ausverkauft. Glücklicherweise wohne ich allein im Studentenwohnheim und habe vorher genug Toilettenpapier gekauft.

Die Zahl der Covid-19-Infizierten steigt in Deutschland schon auf 20.000. Die Universität Bayreuth sowie die Mensa und alle weiteren Verpflegungseinrichtungen sind seit ein paar Tagen komplett geschlossen. In wenigen Tagen fliege ich nach Shanghai zurück, aber ich kann mich deswegen nicht exmatrikulieren. Es ist ebenfalls nicht möglich für mich, vor meiner Rückkehr meine Krankenversicherung in Deutschland zu kündigen.

28.3.2020

Nachdem mein Flug mehrmals abgesagt worden war, habe ich gestern erfolgreich ein Flugticket nach Shanghai gebucht. Endlich kann ich zurück in meine Heimat fliegen! Heute Morgen wurde die Leiche von Hessens Finanzminister Thomas Schäfer an den Bahngleisen in der Nähe von Frankfurt am Main gefunden, was zu stundenlangen Verspätungen der Züge führte. Ich war auch überrascht, dass ich die einzige Person im Regionalzug von Bayreuth nach Nürnberg war. Im ICE wurden wir von dem Kontrolleur aufgefordert, stets die Fensterplätze zu nehmen und Distanz vom Bordpersonal zu halten.

Der Frankfurter Flughafen ist fast leer, weil die meisten inländischen Flüge schon abgesagt sind. Die Check-in-Schalter von Air China sind deutlich zu sehen, weil die wartenden Passagiere immer einen Abstand von 2 Meter voneinander halten und daher eine ziemlich lange Schlange bilden. Alle tragen eine Schutzmaske und viele davon tragen auch eine medizinische Schutzbrille und Schutzkleidung.

12.04.2020

Nach 14 Tagen Quarantäne darf ich endlich ins Freie gehen. Die wochenlangen Corona-Maßnahmen in China haben allmählich ihre nachhaltige Wirkung gezeigt: Außer importierten Infektionsfällen meldet China kaum noch neue Corona-Fälle. Als Austauschstudent bin ich der Meinung, dass wir das Covid-19 als Weltgemeinschaft nur gemeinsam besiegen können. Viren haben keine Staatsangehörigkeit, genauso wie das Gegenmittel. In welcher Welt wir leben werden, hängt von uns allen ab. Ich glaube an die Solidarität der Menschheit und bin davon überzeugt, dass alles wieder gut werden wird.

(Verfasser: Germanistikstudent des 3. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & D. Ü.)

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