Nachdem man am 26. und 27. des zwölften Mondmonats Fleisch für das Frühlingsfest vorbereitet hat, lässt man am. 28. des zwölften Mondmonats den Teig aufgehen. Früher gab es aufgrund des niedrigen Lebensstandards noch kein Backpulver wie heutzutage. Da Hefeteig im Vergleich zu gewöhnlichem Teig länger haltbar und einfacher aufzubewahren ist, lässt man von diesem Tag an den Teig gehen und beginnt die Hauptgerichte und Zwischenmahlzeiten vorzubereiten.

Man klebt Scherenschnitte ans Fenster und hängt Neujahrsbilder an die Wand. Man glaubt, dass die Dämonen davor Angst haben und dadurch vertrieben werden können. Daneben klebt man das chinesische Schriftzeichen „福 (Fu)“ (auf Deutsch: Glück), wobei dieses manchmal auch kopfüber geklebt wird.  Im Chinesischen sind „umkehren“ und „ankommen“ nämlich Homonyme. Man möchte damit bewirken, dass das Glück bald bei der Familie ankommt. Man schreibt auch Neujahrssprüche, die schöne Wünsche für das neue Jahr ausdrücken.

Heutzutage bewahrt man noch diese Gebräuche. Aber es ist nicht so wichtig, dass man unbedingt genau an diesem Tag die oben erwähnten Dinge tun muss. Meine Familie kommt aus Nordchina, wo sich die Bewohner in der Hauptsache von Teigwaren ernähren. Meine Mutter bereitet gewöhnlich selbst die Hauptgerichte vor. Viele Stadtleute sind beschäftigt mit ihrer Arbeit und kaufen die Imbisse direkt vom Supermarkt. Neujahrsbilder und Neujahrssprüche können auch auf dem Markt gekauft werden, wobei aber die Schriftzeichen dann bereits aufgedruckt sind. Eine meiner Kommilitoninnen versteht sich gut auf Kalligraphie. Während der Winterferien schreibt sie Neujahrssprüche und schenkt sie ihren Verwandten und FreundInnen.

(Die Verfasserin studiert jetzt im zweiten Jahrgang an der deutschen Fakultät der SISU.)

Das Frühlingsfest: Tradition und Gegenwart