Vom 6. des ersten Mondmonats an braucht man keine Rücksicht mehr auf die Neujahrstabus zu nehmen. Die Geschäfte sind wieder geöffnet, und die Bauern fangen mit dem Bestellen ihrer Felder an. Aber bevor man mit der eigenen Arbeit beginnt, ist eine kleine Zeremonie mit dem Namen „Songqiong“ („送穷“, auf Deutsch: Gott der Armut wegjagen) durchzuführen. Dabei führt man eine Reinigung des Zimmers durch und wirft alle Abfälle weg, was in den letzten fünf Tagen nicht weggeworfen werden durfte. In manchen Gegenden besprengt man auch die Straßen mit alkoholischen Getränken und brennt lange Ketten von Knallfröschen ab.

Heutzutage ist der ursprüngliche Sinn dieser Tradition in Vergessenheit geraten und hat sich nur zum Teil auf dem Land erhalten. Die Vorstellung, den Gott der Armut wegzujagen, mag früher eine wichtige Rolle gespielt haben. Jetzt ist das Abbrennen der Knallfrösche einfach ein Ausdruck von Freude.

(Die Verfasserin betreibt momentan ihr Masterstudium an der deutschen Fakultät der SISU.)

Das Frühlingsfest: Tradition und Gegenwart