Am 15. Tag des ersten Monats nach dem chinesischen Mondkalender feiert man das traditionelle Laternenfest, das das mehrtägige Neujahrsfest abschließt. Seine Ursprünge reichen bis in die Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zurück. Damals war der Buddhismus in China verbreitet. Der Kaiser erfuhr, dass die Buddhisten die Tradition hatten, am 15. Tag des ersten Mondmonats buddhistische Reliquien zu bewundern und Laternen anzuzünden, um Buddha ihren Respekt zu erweisen. So befahl er, in der 15. Nacht des ersten Mondmonats im Kaiserpalast und in den Tempeln Laternen als Opfer für Buddha anzuzünden. Später wurde diese buddhistische Sitte zu einem Volksfest und verbreitete sich von den zentralen Gebieten Chinas ins ganze Land.

Am Laternenfest werden überall in China große Laternenausstellungen veranstaltet, bei denen Laternen in verschiedenen Formen gezeigt werden. Am Abend spielen die Kinder mit selbst gebastelten oder gekauften Laternen auf der Straße, was ihnen großes Vergnügen bereitet.

Ein wichtiger Teil der Laternenausstellung ist das Rätselraten: Die Darstellungen auf den Laternen enthalten Rätsel oder die Besitzer der Laternen kleben solche auf ihre Laternen, und die Besucher können sie abreißen, wenn sie die Lösung wissen. Ist ihre Lösung korrekt, bekommen sie ein kleines Geschenk.

Es ist auch Sitte, am Laternenfest Tangyuan (汤圆, Klößchen aus klebrigem Reismehl mit verschiedenartiger Füllung) zu essen. Da im Chinesischen „Tangyuan“ und „Tuanyuan“ (团圆, Familientreffen) ähnlich klingen, werden diese symbolisch für Eintracht in der Familie gegessen.

Ab dem 11. Tag des ersten Monats nach dem chinesischen Mondkalender beginnt man schon mit den Vorbereitungen für diesen letzten Tag des Frühlingsfestes. Auch wenn das Laternenfest nicht als offizieller Feiertag gilt, versammeln sich dennoch viele Chinesen am Abend, um zusammen Tangyuan zu essen und die Laternen zu bewundern.

In der heutigen Gesellschaft fühlt man sich während des Laternenfestes sehr eng verbunden, da das gemeinsame Miteinander ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Dies ist für die Chinesen, die im Ausland leben, wegen ihres Heimwehs von besonderer Bedeutung. Dadurch, dass viele meiner im Ausland studierenden chinesischen Freunde selbst Tangyuan kochen und mit den Landesbewohnern teilen, verbreiten sie die chinesische Kultur und vertiefen zugleich ihre Heimatverbundenheit.

Laternenausstellungen sind am Laternenfest unerlässlich. Besonders die jedes Jahr im Tempel des Stadtgottes in Shanghai veranstaltete Laternenausstellung ist weltberühmt, aber wegen der Massenpanik am Bund in Shanghai am 31. Dezember 2014 findet die diesjährige Laternenausstellung nicht mehr statt. Schön wäre es, wenn man im kommenden Jahr wieder die Laternenausstellung im Yu-Garten besuchen könnte.

(Die Verfasserin studiert momentan im dritten Jahrgang der deutschen Fakultät der SISU.)

Das Frühlingsfest: Tradition und Gegenwart