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Prof. Dr. Ren Weidong: Geschichte und Abgrund im Marionettentheater – Kleists Zweifel am Bewusstsein
28 October 2022 | By Jiang Mengxue & Wang Shuting | SISU
Die 26. Sitzung der Vorlesungsserie im Rahmen des deutsch-chinesischen wissenschaftlichen und kulturellen Austausches fand am 20. Oktober via Tencent Meeting statt. Ren Weidong, Professorin für deutsche Literatur an der Beijing Foreign Studies University hielt einen Vortrag über Heinrich von Kleist.
Professorin Ren begann mit einer kurzen Biographie Kleists. Der aus einer Militärfamilie stammende Kleist lernte während seiner Studienzeit im Jahr 1800 Kants Philosophie kennen, was zu einem völligen Zusammenbruch seines Glaubens an die Vernunft führte. Kants Erkenntnistheorie brachte Kleist zu der Überzeugung, dass der Mensch die Welt nicht wirklich kennen und kraft seiner eigenen Vernunft die letzte Wahrheit nicht erlangen konnte.
Diese Erfahrung, die im Forschungskreis als „Kant-Krise“ bekannt ist, prägte Kleists literarisches Schaffen entscheidend, in dem es oft um Verwirrungen, Infragestellung des menschlichen Bewusstseins, Misstrauen gegenüber der Sprache und Verzweiflung über den menschlichen Fortschritt geht.
Im Marionettentheater wurde eine Geschichte von einer Puppe und einem jungen Mann erzählt, die das von Schiller vertretene ästhetische Denken völlig umstürzte. Durch den Vergleich zwischen der Puppe und dem Tänzer sollte aufgezeigt werden, dass die Puppe, die völlig frei vom Bewusstsein war, eine Art von Anmut verkörperte, die der Mensch niemals erreichen konnte. Dass der Mensch seine Grazie verlor und sich von der Göttlichkeit entfernte, ging auf das begrenzte Bewusstsein und die begrenzte Reflexion des Menschen zurück. Kleist verwendete die Kunst der Parodie, mit der er die klassische Idee der Anmut und der menschlichen Entwicklung dekonstruierte. Diese Idee spiegelte sich auch in Kleists anderen zwei Werken wider, nämlich Penthesilea und Das Käthchen von Heilbronn.
In Penthesilea war die Heldin Penthesilea für Kleist eine „Marionette“. Als Amazonenkönigin waren Geschlecht, Körper und Sexualleben von Penthesilea festgelegt. Doch in dem Moment, in dem sie Achilles begegnete, erwachte plötzlich ihr Bewusstsein. Das Erwachen des Bewusstseins war aber der Beginn einer Tragödie, denn ihr Bewusstsein zerstörte die Reinheit des sonst Unbewussten und sie geriet in Verwirrung.
Im Gegensatz dazu stellte die Protagonistin Käthchen in Das Käthchen von Heilbronn die Kehrseite von Penthesilea dar. Käthchen war im wahrsten Sinne des Wortes eine Marionette, aber mit ihrer Einfalt war sie in der Lage, den Grafen vom Strahl zurück nach Eden bzw. in einen Zustand der Bewusstlosigkeit zu führen.
Am Ende der Sitzung beantwortete Professorin Ren mehrere Fragen der Studentinnen und Studenten. Es waren knapp 200 Zuhörerinnen und Zuhörer, die an dieser Veranstaltung teilnahmen.
(Verfasserinnen: Masterstudierende der Germanistischen Fakultät der SISU)
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