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Prof. Dr. Wang Bingjun: Krise und Modernität
03 December 2022 | By Deng Mingzhu & Xu Xiaobei | SISU
Die 27. Sitzung der Vorlesungsserie im Rahmen des deutsch-chinesischen wissenschaftlichen und kulturellen Austausches fand am 21. November via Tencent Meeting statt. Wang Bingjun, Professor für deutsche Literatur an der Beijing Foreign Studies University hielt einen Vortrag über Krise und Modernität.
Professor Wang erklärte zuerst die Etymologie und metaphorische Verwendung des Begriffs „Krise“ im 17. Jahrhundert. Das Wort „Krise“, vom griechischen Wort „krísis“ abgeleitet, wird ursprünglich als ein medizinischer Begriff verwendet, mit dem eine Situation bezeichnet wird, in welcher der Körperzustand bedroht ist und ein Bedürfnis nach Behandlung besteht, mit der Hoffnung, die Bedrohung zu bewältigen. Aus diesem Begriff gehen viele Konzepte, wie z.B. Geschichtsphilosophie, Kontingenz, Beschleunigung, Historismus, geistliche Krankheit des europäischen Volks sowie Subjektivität, hervor, über die Professor Wang uns einen Überblick bot.
Um die Entwicklung des Konzepts „Krise“ genauer zu erklären, erläuterte Professor Wang mit mehreren Texten, wie sich der Mensch gegenüber der Krise verhalten hat und wie das menschliche Krisenmanagement im literarischen Text dargestellt wird. „Die frühere Interpretation der Menschheit von Katastrophen und Seuchen war im Grunde eine religiöse Interpretation, und im Laufe der Zeit ändert es sich“, meinte Professor Wang. Zum Beispiel versuchte Kant das große Erdbeben von Lissabon von 1775 als ein natürliches Phänomen zu erklären. In Das Erdbeben in Chili glaubte der Schriftsteller, dass sowohl die Natur als auch die Menschen an der Katastrophe schuld seien. „Das Erdbeben hat als Naturphänomen religiöse und soziale Institutionen zerstört, und gleichzeitig die Beziehungen zwischen Individuen und Kollektiven neugestaltet.“
In diesem Zusammenhang ging Professor Wang auf den Begriff Beschleunigung ein, durch die der Erfahrungsraum vom Erwartungshorizont getrennt wird. Als Beispiel diente das Buch Beschleunigung, die Veränderung der Zeitstruktur in der Moderne von Hartmus Rosa, das sich mit Einflüssen neuer Technologie auf die menschliche Wahrnehmung von Zeit und Raum auseinandersetzt. „Rosa selber bezeichnet in seinem Buch die durch Industrialisierung verursachte Beschleunigung als Zeichen der Moderne“, fügte Professor Wang hinzu.
Wie kann man die Krise bewältigen? Professor Wang nannte einige Beispiele. „Der schweizerische Historiker Jakob Burghardt, der die Krise als Ansatz der Neuerung bezeichnet, versucht sich von der sogenannten Geschichtsphilosophie zu befreien.“ Husserl versuchte, die geistliche Krise der Europäer zu bekämpfen, indem er mit seiner Phänomenologie die Anerkennung des Zusammenhangs zwischen Wissenschaft und Subjektivität des Menschen aufforderte. „Nach Husserl ist die geistliche Krise in Europa vor allem auf Objektivismus zurückzuführen, weshalb er dafür plädierte, von der Außenperspektive zum Menschen selbst zurückzukehren, der wegen Objektivismus einmal vergessen wurde.“
Zuletzt besprach Professor Wang über Nachteile der Modernisierung sowie über mögliche Antworten des Menschen auf die moderne Krise. „Das Subjekt bzw. der Mensch versucht seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts immer, die Zukunft in eigene Hand zu nehmen, um z.B. mit der Umweltbelastung als Folge der Modernisierung besser umzugehen“, betonte Professor Wang noch mal die Bedeutung des Subjekts. „Jetzt muss man sich immer häufiger mit der Frage der Risikoverteilung beschäftigen, statt an die Wohlstandsverteilung zu denken.“
„Schließlich muss man einsehen, dass die Modernisierung eine Einzelfahrt ist. Darum kann ich nur empfehlen, schlau mit der Beschleunigung umzugehen. Man kann z.B. durch Bremsen mögliche Unfälle vermeiden, das wäre vielleicht ein möglicher Denkansatz für den modernen Menschen“, meinte Professor Wang.
(Verfasserinnen: Masterstudentinnen der Germanistischen Fakultät der SISU)
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