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Entsprechendes Lesen
Prof. Dr. Li Changke: Heinrich Böll, nicht nur eine deutsche Erinnerung
12 December 2022 | By DENG Mingzhu & JIANG Mengxue | SISU
Die 28. Sitzung der Vorlesungsserie im Rahmen des deutsch-chinesischen wissenschaftlichen und kulturellen Austausches fand am 1. Dezember via Tencent Meeting statt. Li Changke, Professor für deutsche Literatur an der Peking University hielt einen Vortrag über Heinrich Böll.
Heinrich Böll (1917-1985) wuchs mit gemischten Gefühlen gegenüber seinem Vaterland auf und wurde während des Zweiten Weltkriegs zum Frontdienst eingezogen. 1972 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Die Ehrung galt, wie es in der Würdigung der Schwedischen Akademie hieß, einer literarischen Arbeit, „die durch ihren zeitgeschichtlichen Weitblick in Verbindung mit ihrer von sensiblem Einfühlungsvermögen geprägten Darstellungskunst erneuernd im Bereich der deutschen Literatur gewirkt hat“.
Die Kriegsbegeisterung sei Böll zufolge im engstirnigen Nationalismus, fanatischen Patriotismus und traditionellen Militarismus verwurzelt. Der Roman Wanderer, kommst du nach Spa... (1950) deutet zum Beispiel mit seinem unvollständigen Titel darauf hin, wie das faschistische Regime Geschichte und Kultur missbrauchte, um die Köpfe der jungen Menschen zu vergiften.
Böll sah mit seinen eigenen Augen die Grausamkeit und Inhumanität des Kriegs, der dem Menschen physischen und psychischen Schaden zufügte. 1952 veröffentlichte er das literarische Manifest „Bekenntnis zur Trümmerliteratur“, in dem die „Trümmer“ der Zeit, der Gesellschaft und des menschlichen Herzens aufgedeckt wird. Sein Roman Und sagte kein einziges Wort (1953), der die Wohnungsnot schildert und Haus ohne Hüter (1954), der die Abwesenheit von Ehemännern und Vätern in den Familien in der Nachkriegszeit thematisiert, markieren eine neue Etappe von seiner Schreibtätigkeit. Seine literarischen Auseinandersetzungen mit den typischen sozialen Problemen seiner Zeit in einer zurückhaltenden, bitteren Weise regt den Leser immer zum Nachdenken an.
Stilistisch sind Bölls Werke durch sprachliche Prägnanz und Schlichtheit gekennzeichnet. Und die Geschichten in seinen Werken werden normalerweise von dem Ich-Erzähler erzählt. Als Antwort auf die Kritik an der Einfachheit von Sprache und Form in seinen Werken verwendete Böll in Billard um halb zehn (1959) moderne Erzähltechniken wie Montage, inneren Monolog und Bewusstseinsrückblende.
Böll verfolgte immer hochaktuelle Themen in der Gesellschaft und versuchte, dies literarisch zu bearbeiten. In Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974) wird die Missachtung der Menschenwürde durch die Vulgärpresse angeprangert, die nur etwas Sensationelles haben möchte. Fürsorgliche Belagerung (1979) spiegelt die gesellschaftlichen Probleme der 1970er Jahre wider, beispielsweise Terrorangst, Umweltverschmutzung, Energiekrise und Pornowelle. Frauen vor Flußlandschaft (1985) setzt sich direkt mit Politik und Regierungsführung auseinander und Böll wurde deshalb von Adorno als „außerinstitutioneller Schriftsteller“ bezeichnet. Er musste kritisieren, da er sein Vaterland so liebte und einiges nicht ganz dulden konnte. In dieser Hinsicht wird er auch als „Gewissen der Nation“ bezeichnet.
Aber: Böll ist nicht nur eine deutsche Erinnerung, sondern er wird auch in gutem Gedächtnis der chinesischen Leser behalten. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich der Leser durch sein Schreiben zum Nachdenken über die Geschichte angeregt fühlt. Wer die Geschichte nicht vergisst und sich damit beschäftigt, wird die Gegenwart schätzen und sich für das Gesellschaftsleben einsetzen.
Am Schluss der Vorlesung diskutierten Professor Li und Professor Chen, Dekan der Germanistischen Fakultät der SISU, über die Funktion der Sprache und Literatur. In der heutigen Gesellschaft spielt die Literatur nach wie vor eine wichtige Rolle und sie fördert das gegenseitige Verständnis im kulturellen Austausch zwischen China und der Welt. In dieser Hinsicht sollten Germanistikstudierende die deutschsprachige Literatur gut studieren.
(Verfasserinnen: Masterstudentinnen der Germanistischen Fakultät der SISU)
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