Im Wandel der Zeit hat sich ein tiefgreifender Wandel der Beziehungen zwischen China und der Welt vollzogen. China sei für viele Länder zu einem gewaltigen Konkurrenten geworden. Wie sollte man Chinas Aufstieg wahrnehmen und damit umgehen? Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, einer der prominenten Sinologen, versuchte im Vortrag am 29. September 2023 an der Shanghai International Studies University (SISU), den Zuhörerinnen und Zuhörern seinen Lösungsansatz näherzubringen.

Dafür wurde in erster Linie das Begriffspaar „nah und fern“ beleuchtet. Indem man in die Vergangenheit guckt, entwickelt man ein distanziertes Gefühl gegenüber der Gegenwart. Neben der zeitlichen Distanz gibt es die geografische Entfernung, die bei der Wahrnehmung eine Rolle spielt. Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer glaubte, China besitze eine Fähigkeit, diese Distanz wahrzunehmen und zu erkennen. 

Im Anschluss daran wurde auf die Gültigkeit des Begriffs „Achsenzeit“ eingegangen. In der ersten Achsenzeit (um 500 v. Chr.) lebten Buddha, Sokrates, Konfuzius und viele andere große Köpfe. Später prägte der deutsche Historiker Reinhart Koselleck den Begriff „zweite Achsenzeit“ bzw. die Sattelzeit. Große Fortschritte wurden erzielt, was auch globale wirtschaftliche Ungleichheit und andere Probleme mit sich brachte.

Das Konzept der „dritten Achsenzeit“ wurde durch die Zwischenbetrachtung von Max Weber inspiriert. Kurz gesagt sollte man auf die traditionellen Weisheiten zu der ersten Achsenzeit zurückblicken und sie reaktivieren sowie nutzen, wenn man die Herausforderungen zu der zweiten Achsenzeit überwinden und überleben möchte. 

Dafür wurden traditionelle chinesische Weisheiten als Beispiele angeführt, um zu verdeutlichen, dass chinesische kulturelle Traditionen zur Überwindung von vorhandenen Problemen beitragen könnten. Außerdem sei es wichtig, dass man miteinander Ideen austausche, um die Herausforderungen der zweiten Achsenzeit zu meistern und die dritte Achsenzeit zu aktivieren.

Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer eröffnete den chinesischen Studierenden eine neue Möglichkeit, die eigene Kultur zu betrachten.

(Verfasserin: Masterstudentin des Germanistikstudiums)