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Prof. Dr. Braungart: Mythologie und Poesie


18 March 2015 | By Meng Xiaoguo / Ma Lei | SISU

  • Prof. Dr. Braungart

  • Prof. Dr. Braungart im Blockseminar

  • Gruppenfoto

Im Anschluss an die Diskussion am Vortag betonte Herr Prof. Dr. Braungart am Anfang der Vorlesung einen Kerngedanken: Die moderne Poesie ist ein Prozess, der sich immer im Werdegang befindet und der niemals abgeschlossen ist. Bei diesem Prozess entsteht mit Blick auf die Vollkommenheit das Fragment. Aber was versteht man unter einem Fragment? Bei dieser Frage wies Herr Prof. Dr. Braungart darauf hin, dass ein Fragment im Sinne der Ganzheit liege, es aber die Ganzheit nie erreichen könne, obwohl es immer Sehnsucht nach der Ganzheit habe. In einem Fragment ist immer die Idee der Ganzheit mitgedacht. Die Idee von Bildung ist ein Beispiel hierfür: Bildung ist nie fertig und geht immer weiter. Gleiches gilt für die romantische Ironie: Ironie ist Reflexion und wird nie fertig. In Bezug auf die romantische Poesie gibt es zwei Seiten: Einerseits Optimismus und andererseits Melancholie. Optimismus bedeutet, dass die romantische Poesie immer weiter geht und sich immer entwickelt, während Melancholie bedeutet, dass man nie nach Hause kommen kann. Romantische Gefühle werden als moderne Gefühle angesehen und die romantische Haltung sowie die romantische Poesie werden als moderne Haltung und moderne Poesie angesehen. Sehnsucht nach Hause bedeutet Sehnsucht nach Ruhe. 

Dann beschäftigte sich Herr Prof. Dr. Braungart mit einigen Gedichten wie Goethes Erlkönig und Der Fischer sowie Schillers Natur und Kunst. In der Ballade Erlkönig wird die Vater-Figur als eine rationalistische Welt und die Sohn-Figur als eine mythische Welt verstanden. Zwischen der rationalistischen Welt und der mythischen Welt muss es eine gute Kommunikation geben, ansonsten wird die mythische Welt zugrundegehen (dies wird durch den Tod des Knaben verdeutlicht). Wir sollen andere Lebensformen in ihren eigenen Arten akzeptieren und anerkennen, das gilt auch für die Natur, sonst wird sie sich an uns rächen. Der Kerngedanke von Goethes Der Fischer liegt in der Herrschaft über die Natur.

Bei Schillers Natur und Kunst lässt sich der Rückblick auf die Natur, aus der die Menschheit stammt, ablesen. Der Mentalität, in der das Bewusstsein die Oberhand gewinnt, steht das Paradies der Welt (die Naivität) gegenüber. Man muss beides berücksichtigen. Die bildende Kunst (die Literatur) und auch wir Menschen benötigen Maßstäbe, an die wir uns halten müssen. Dankbarkeit ist die Art und Weise des Weltseins und man soll der Natur seine Dankbarkeit zeigen. Alles menschliche Können braucht einen Rhythmus. Reflexion und Natur sind gleichzeitig notwendig für die menschliche Geschichte. Am Ende wurde auf das Verhältnis zwischen Mythologie und Poesie eingegangen: Poesie ist Ausdruck von Mythologie. Man kann auch sagen, dass Poesie selbst Mythologie ist, da Mythologie und Poesie beide eins und somit unzertrennlich sind.

Durch die tiefgehende Analyse von Herrn Prof. Dr. Braungart kommt folgendes Fazit zustande: In der modernen Welt streben wir danach, was die Gemeinschaft verbindet, nämlich das Imaginäre, welches mehr als Funktionalität und Rationalität bedeutet. Religion ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche.

(Die Verfasserinnen betreiben momentan ihr Doktorstudium an der deutschen Fakultät der SISU.)

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