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Prof. Dr. Wang Bingjun: Kritik der Kulturtechnik. Schreibprobleme in Gottfried Kellers Novelle Die mißbrauchten Liebesbriefe


07 July 2024 | By Ye Lingli | SISU

Wang Bingjun, Professor für Germanistik der Beijing Foreign Studies University (BFSU) hielt am Nachmittag des 9. Juni 2024 an der Shanghai International Studies University (SISU) einen faszinierenden Vortrag. Der Vortrag befasste sich mit dem Thema des Schreibens in Gottfried Kellers Novelle „Die mißbrauchten Liebesbriefe“ vor dem Hintergrund des Neuhumanismus im 19. Jahrhundert.

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Zu Beginn des Vortrags erläuterte Prof. Dr. Wang Bingjun eingehend den Begriff „Kulturtechnik“. „Technik“ bezeichnet verschiedene Aktivitäten, an denen Menschen beteiligt sind, und „Kulturtechnik“ umfasst eine Reihe von Handlungen, die den Umgang des Menschen mit Kultur betreffen. Prof. Dr. Wang betonte, dass das Schreiben eine Kulturtechnik und eine Form des Umgangs mit Kultur sei. Das Schreiben diene dem Menschen als eine Art Landkarte, die eine Orientierung in der realen Welt biete, ermögliche dem Menschen die Darstellung seiner Gedanken in Textform und stelle einen Prozess der Ordnungsschaffung, des „In-formierens“, dar. Gleichzeitig berge das Schreiben eine Reihe von Problemen, die zu überwinden sind und erfordere die Einhaltung bestimmter Regeln. Darüber hinaus sei das Schreiben kein einseitiger Prozess, bei dem der Schreiber den Text schafft, sondern es bestehe zwischen dem Schreiber und dem Text eine dialektische, wechselseitige Interaktion.

Anschließend stellte Prof. Dr. Wang Bingjun den Hintergrund und die Merkmale des Neuhumanismus im 19. Jahrhundert vor. Auf die Definition des Begriffs „Bildung“, eines Schlüsselwortes dieses Konzepts, folgte die Vorstellung des aufstrebenden Bürgertums und seiner Wertesysteme: Der Bürger strebte danach, durch moralische Bildung eine perfekte Persönlichkeit zu formen, was im Einklang mit den Gedanken von Kant, Schiller und Humboldt steht.

Daraufhin analysierte Prof. Dr. Wang Bingjun detailliert die in Die mißbrauchten Liebesbriefe dargestellten Schreibprobleme. Er ging auf die veränderte Wahrnehmung der Protagonisten und auf die Funktion des Schriftstellers ein. Er wies auf den Missbrauch von Pseudonymen und auf die Frage der „körperlichen Anwesenheit“ beim Austausch von Liebesbriefen zwischen Ehemann Viggi, Ehefrau Gritli und Nachbarn William hin. Seine Ausführungen waren tiefgründig und zugleich aufschlussreich.

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Zum Abschluss des Vortrags diskutierte Prof. Dr. Wang Bingjun mit den Studierenden über aktuelle Themen wie das Verhältnis zwischen KI und Menschen sowie das Phänomen der Vervielfältigung in der modernen Entwicklung.

(Verfasserin: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät)

 

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