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Prof. Dr. Achim Aurnhammer: Einführung in den Expressionismus


29 March 2018 | By Tao Liting / Zhang Duan | SISU

Im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft zwischen der SISU und der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg hielt Prof. Dr. Achim Aurnhammer bei seiner Gastdozentur an der SISU ein Seminar über Expressionismus ab, an dem die Masterstudenten teilnahmen. 

Am 16. März 2018 stand zunächst der Begriff „Expressionismus“ im Mittelpunkt: Dieser Begriff wurde zum ersten Mal von Kurt Hiller (1885-1972) eingesetzt. Die jungen Künstler mit akademischem Hintergrund in Berlin, die als „Avantgarden“ der modernen Literatur betrachtet worden sind, haben als Erste versucht, ihre Eindrücke sehr direkt und offen darzustellen. Krieg, Großstadt, Zerfall, Angst, Weltuntergang, Tod und Wahnsinn wurden zu Hauptthemen der expressionistischen Dichtungen, in deren Mittelpunkt Hässlichkeit, Verrücktheit und Krankhaftigkeit stehen. Die Kunstwerke der „Wiener Moderne“ (von etwa 1890 bis 1910) gelten damals als Vorbild. Die Blütezeit des literarischen Expressionismus gliedert sich in drei Phasen, nämlich von 1910 bis 1914, von 1914 bis 1917/18 und von 1917/18 bis 1920.

Nach dieser Einführung wurde die expressionistische Lyrik behandelt. Hier seien vor allem Gottfried Benn (1886-1956) und Georg Heym (1887-1912) zu nennen. In Gottfried Benns „Schöner Jugend“ in seiner Sammlung „Morgue-Gedichte“ (1912) werde mit realistischen, aber grausamen Wörtern die Leiche einer toten jungen Frau beschrieben, was die Leser sehr erschreckt.

In Georg Heyms Gedichten seien meistens die große Stadt Berlin und die oft in den romantischen Dichtungen vorkommende Metapher, nämlich der Mond thematisiert. In seinen Gedichten stehe der Mond jedoch nicht mehr für ein schönes Ding. Vielmehr ereigne sich im unheimlichen Mondschein immer der grausame Tod. Mit der Großstadt Berlin könne man nichts mit dem Wohlstand in Verbindung setzen. Im Gegenteil schildere Georg Heym im „Berlin-Zyklus“ (1910) nur den hoffnungslosen Untergang dieser Stadt, in dem er die Stadt Berlin personalisiere.

Am Ende der ersten Sitzung machte Prof. Dr. Aurnhammer uns auf eine Zeitschrift für die expressionistische Literatur aufmerksam, nämlich „Die Aktion“. Sie wurde von Franz Pfemfert (1879-1954) von 1911 bis 1932 herausgegeben und verhalf der Literatur des Expressionismus zum Durchbruch.

Am 23. März 2018 ging Prof. Dr. Aurnhammer auf die Prosa und das Drama des Expressionismus ein. Den Auftakt bildete der Roman „Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders“ (1907) von Carl Einstein (1885-1904). Seiner Meinung nach sollten die Expressionisten nicht die objektive Realität beschreiben, sondern die Gefühle ausdrücken. Deshalb haben die Expressionisten ein großes Interesse an wahnsinnigen Persönlichkeiten gezeigt.

Prof. Dr. Aurnhammer führte noch Alfred Döblins (1878-1957) „Die Ermordung einer Butterblume“ (1910) und Georg Heyms „Der Irre (1913)“ als Beispiele an, um uns zu verdeutlichen, was die Erzählgegenstände sind und welche erzähltechnischen Besonderheiten den Expressionismus auszeichnen. Alfred Döblin, der zu den Autoren gehört, die mit dem psychiatrischen Erzählen experimentiert haben, habe den Sprachstil des Expressionismus sehr stark verändert. Die Erzählung „Die Ermordung einer Butterblume“ sei zwar in der Er-Form formuliert, aber sehr subjektiviert geschrieben wie in der Ich-Form. Außerdem werde durch die erlebte Rede die Distanz zwischen der wahnsinnigen Figur und dem Leser verringert. „Der Irre“ beschreibt einen Verrückten, der Amok läuft. Diese Geschichte sei aber so absurd, dass sie sehr stark von Lesern in Frage gestellt werde. Damit gehöre sie sozusagen zum unzuverlässigen Erzählen, wie Prof. Dr. Aurnhammer ausführte.

Im expressionistischen Drama seien die Helden meist sehr jung und kämpften gegen die bestehende Gesellschaft und gegen die Väter, die als Repräsentanten dieser Gesellschaft gelten. Mittels einiger Szenen aus den berühmten Stücken, beispielsweise „von morgens bis mitternachts“ von Georg Kaiser (1878-1945) und „Seeschlacht - eine Tragödie“ von Reinhard Goering (1887-1936) skizzierte Prof. Dr. Aurnhammer die wichtigsten Merkmale der Protagonisten. Die Helden hätten normalerweise keinen Namen, an deren Stelle stehen meistens Bezeichnungen der Berufe oder sogar Nummern. Das Drama des Expressionismus sei sehr subjektiviert, was einen großen Unterschied zum traditionellen Drama darstelle. Darüber hinaus werde im expressionistischen Drama oft mit Übertreibungen oder groben Vereinfachungen gearbeitet.

Der Expressionismus war eine besondere literarische Strömung im deutschsprachigen Raum. Durch diese Veranstaltung wurde ein Überblick über diese Phase gewährt. Wer Interesse hat, dem wird der Zugang erleichtert.

(Verfasserinnen: Masterstudentinnen der Germanistischen Fakultät der SISU; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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