Als SISUer muss man doch Jiang Chunfang (姜椿芳) kennen. Er ist der erste Rektor unserer Universität. Nach der Gründung des neuen Chinas bestand ein großer Bedarf an Fachübersetzern für Russisch, weshalb eine Fachhochschule für Russisch in Shanghai gegründet werden sollte. Dieser Auftrag wurde Jiang Chunfang, der viele Jahre als russischer Übersetzer und Redakteur des seinerzeit einflussreichen Verlags Shidai gearbeitet hatte, erteilt. Am 29.12.1949 wurde die von ihm verfasste Bekanntmachung über die Gründung der Fachhochschule für Russisch in der Jiefang-Tageszeitung veröffentlicht, was die offizielle Gründung der Universität markierte. Obwohl die Bedingungen in der damaligen Zeit äußerst ungünstig waren, hat Jiang Chunfang es geschafft, Studenten aufzunehmen, Lehrkräfte einzustellen und Lehrmaterialien zu besorgen, so dass zwei Monate später die Lehrtätigkeit in Betrieb genommen werden konnte.

Jiang Chunfang wurde im Jahr 1912 in Changzhou geboren, wo er auch zur Schule ging. Am 20. Mai 2018 besichtigte eine SISU-Delegation diese Grundschule, die Jiang Chunfang besucht hat.

Bevor er in die Schule ging, begann er im Alter von fünf, bei einem privaten Lehrer zu lernen. Dort wurde er in die chinesische klassische Literatur eingeführt, beispielsweise war er damals schon vertraut mit Baijiaxing, Hundert Familiennamen, Sanzi Jing, Drei-Zeichen-Klassiker, Daxue, Große Wissenschaft und Mengzi. Zwischen 12 und 16 lernte er in der Schule andere Fächer wie Mathematik und Englisch. Seine englischen Sprachkenntnisse haben ihm später geholfen, sich in Ha’erbin die russische Sprache anzueignen.

In dem Ausstellungsraum der Grundschule wurde eine Brille, die er verwendet hatte, ausgestellt. Dieser Gegenstand erinnerte uns an seine unermüdliche Arbeit für das Bildungswesen. Im Jahr 1968 wurde Jiang Chunfang wegen der Kulturrevolution verhaftet und ist ins Qingchen-Gefängnis gekommen. Bei seiner Entlassung im Jahr 1975 fasste er den Plan, an einer chinesischen Enzyklopädie zu arbeiten. Als er sich an die Arbeit machte, war er beinahe blind. Seine Enkelin lies für ihn nd kennzeichnete die Stellen, die korrigiert werden sollten. 1993, sechs Jahre nach seinem Tod wurde diese Enzyklopädie Zhongguo Dabaikequanshu, die erste umfassende chinesische Enzyklopädie, veröffentlicht. Deshalb wird er auch als „chinesischer Diderot“ bezeichnet.

Im Ausstellungsraum zeigte der Schuldirektor uns noch Kalligraphien und Handschriften von Jiang Chunfang. „Er ist der beste Absolvent unserer Schule“, sagte der Schuldirektor mit Stolz.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)