„Wie sieht die sogenannte Bierkultur in Deutschland aus?“, fragte ich einmal einen deutschen Freund.

„Feier doch mit beim Bierfest, da spürst du das!“

Die Deutschen trinken viel Bier, das weiß fast jeder, auch in China ist das ein fester Bestandteil der Klischeevorstellungen über Deutschland. Aber was ist es, wenn Bier mit „Kultur“ verbunden ist?

Im Mai habe ich an zwei Bierfesten teilgenommen, das eine in Bayreuth, das andere in Erlangen.

Das Bierfest in Bayreuth heißt Maisel’s Weißbierfest und wird alljährlich von der Brauerei Gebr. Maisel veranstaltet. Es findet traditionell am Wochenende vor Christi Himmelfahrt auf dem Brauereigelände in Bayreuth statt. Zwar ist Bayreuth eine ruhige Stadt mit wenigen Einwohnern, aber als ich auf Maisel’s Weißbierfest war, war ich echt überrascht von dem Gedränge dort. Zu den Spitzenzeiten musste man sogar vor dem Eintritt eine Stunde bis eineinhalb Stunden Schlange stehen. Es schien, als ob alle Stadteinwohner an diesem Abend ausgegangen wären und sich hier versammelt hätten. Da wurde in Begleitung von Live-Musik natürlich vor allem Bier getrunken. Alle waren fröhlich.

„Prost!“ Jemand am Nebentisch hielt sein Glas hoch und wollte mit uns anstoßen.

Den kannten wir gar nicht. Aber war das noch wichtig? Wir erhoben unser Glas und sagten: „Prost!“

Da kamen auch die anderen Gläser vom Nebentisch.

Danach bin ich noch nach Erlangen zur Bergkirchweih gefahren. Als eines der größten Volksfeste in Bayern findet die Bergkirchweih jährlich um Pfingsten statt und dauert zwölf Tage. Aus Neugier wollte ich so eine wichtige Veranstaltung auf keinen Fall verpassen!

Endlich war ich da! Der Biergarten war bereits voller Mensch, so dass ich kaum einen Schritt vorwärts machen konnte. So viele Menschen auf einmal zu sehen war für mich wirklich ein besonderes Erlebnis in Deutschland. Auffällig war noch, dass die meisten Deutschen die traditionelle bayerische Kleidung, Lederhosen für Männer und Dirndlkleider für Frauen, getragen haben, wodurch die festliche Stimmung merklich gehoben wurde.

Wie beim Bierfest in Bayreuth wurde auch da von einer Band Musik gespielt. Da die Besucher genug getrunken hatten und in guter Stimmung waren, begannen sie auf den Bänken zu tanzen.

Ich habe auch ein Maß Bier bestellt. Mit 7% Alkoholgehalt war ich schnell angeheitert. „Hast du getrunken?“, fragte ich immer, wenn ich ein bekanntes Gesicht sah. Ich redete viel. Offenbar wirkte das Bier schon.

Bier, Musik, Tanzen... In dieser feierlichen Atmosphäre trifft man sich, unterhält man sich miteinander und genießt zusammen eine schöne Zeit. Das ist wohl der Geist der Bierkultur: Freude am Leben, weg vom Stress und Beseitigung des Fremdseins.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & A. P.)