Im letzten Sommer bin ich als freiwillige Tutorin nach Yunnan gefahren. Ich bin nämlich Mitglied im Studentenverein „Yun Na Bian“, einer Freiwilligen-Tutorengruppe unserer Universität. Seit fünf Jahren verbringen wir immer zwei Wochen im Sommer mit den Kindern in der Goutou Schule in Yunnan.

In der Schule gibt es zurzeit etwa 200 Schüler, aber es arbeiten dort nur vier Lehrer. Neben Problemen bei der Ausbildung ist die wirtschaftliche Lage dort auch nicht sehr gut, weil das Dorf sich mitten in den Bergen befindet und die Verkehrslage nicht günstig ist. Um mehr Leute auf diese hilfsbedürftigen Kinder aufmerksam zu machen, haben wir im vergangenen Jahr viele Versuche unternommen: Wir haben eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek veranstaltet. Da erfuhren die Besucher von ihren Geschichten und konnten zugleich eine Postkarte an die Kinder schreiben. Auf dieser Karte können wir beispielsweise lesen: „Ihr müsst v iel und fleißig lernen, denn es gibt auf der Welt so viele Sachen, die noch zu entdecken und zu erforschen sind! Immer schön lachen!“

Eine Art „Fund raising“ hat auf der Internet-Plattform stattgefunden. Wir haben eine Liste mit nützlichen Gegenständen ins Netz gestellt. Unser Ziel, 4000 Yuan zu sammeln, wurde überraschenderweise innerhalb von wenigen Stunden schon erreicht! Viele Menschen haben uns danach noch gefragt, ob sie mitmachen können. Wir sind all diesen warmherzigen Menschen sehr dankbar. Ohne ihre Hilfe und Unterstützung lässt sich unser Ziel nicht umsetzen.

Darüber hinaus haben wir uns vor der Abreise häufig getroffen, um über die organisatorische Arbeit und über die Kursgestaltung zu sprechen. Nach und nach hat das Programm an Kontur gewonnen: In der ersten Woche wollten wir den Schülern etwas über Kunst und Kultur, Natur- und Sachkunde beibringen und auch noch Sport und Spiele machen. In der zweiten Woche hatten wir vor, statt gewöhnlicher Unterrichtsstunden Sommerlager zu organisieren, deren Schwerpunkte für jeden Jahrgang anders gelegt wurden. Eine Gartenparty und eine Feier sollten am Ende auch noch veranstaltet werden.

Als wir nach knapp 30-stündiger Fahrt am 14. Juli 2017 in der Goutou-Schule angekommen sind, sind wir von den Kindern dort mit zurückhaltenden, aber neugierigen Blicken empfangen worden. „Was denken sie denn?“, habe ich mich gefragt. „Haben sie Zweifel an uns?“

Nein, sie haben große Erwartungen in uns gesetzt. Sie konnten es kaum erwarten, uns zu sehen und mit uns etwas zu unternehmen. Jeden Morgen schrien sie kurz vor 8.00 Uhr schon am Schultor: „Es ist Zeit! Lasst uns hineingehen!“ Wenn das Schultor geöffnet wurde, sind die Kinder lachend in die Klassenzimmer gelaufen. Sie waren wirklich gespannt auf den Unterricht!

Einmal haben wir in meiner Stunde zusammen Karten gebastelt. Da sie keinen Kunstunterricht an der Schule gehabt haben, waren sie ganz Auge und Ohr, als ich ihnen erklärte, wie man das machen kann. Als sie sich selber ans Werk gemacht haben, haben sie mir viele nette Überraschungen beschert. Mit Buntpapier, Buntstiften und vor allem viel Phantasie sind in ihren Händen viele hervorragende Werke entstanden. Vor allem hat es mich gefreut, dass sie auch an mich gedacht und Karten für mich gemacht haben. Xiong Jiancheng, ein 13-jähriger Schüler hat mir geschrieben: „Frau Pan, ich wünsche, dass Sie für immer so schön bleiben wie diese Blume. Aber werden Sie nicht zu groß! “ Wie süß!

In einer anderen Stunde haben die Schüler von uns ein Lied singen gelernt. Es heißt „Kein Unterschied“: „Auf der Erde haben wir eigentlich keine Unterschiede. Bei Dunkelheit schauen wir zum selben Sternenhimmel.“ Ja, wir möchten mit unserem Einsatz den Kindern eine Freude machen und ihnen mitteilen, dass die Schule ganz interessant ist und viel Schönes zu bieten hat. Auch wenn sie weit weg wohnen oder andere Probleme haben, sollten sie niemals auf die Schule verzichten. Außerdem möchten wir mit diesem Lied den Kindern sagen: Wir leben unter demselben Himmel und sind immer für sie da, wenn sie Hilfe oder Unterstützung brauchen. Sie sind zwar „zurückgelassen“, aber sie sind nicht verlassen. Wir sind immer da. Über uns ist derselbe Himmel!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs, mit dem ersten Preis für die Einzelpräsentation beim zweiten Nationalen Videowettbewerb für Studenten ausgezeichnet; Korrektur: C. H. Y. & A. P.)