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Meine Gedächtnisse über Flüsse


26 September 2018 | By Yang Tianyi | SISU

„Eine Stadt ohne Fluss ist unglücklich“, so der französische Schriftsteller Baudelaire. Es gibt auf der Welt viele bekannte Flüsse, die die Prosperität und den Verfall einer Stadt miterleben. Die Flüsse wie etwa die Spree in Berlin oder der Fluss Huangpu in Shanghai sind zum Stadtsymbol geworden und spielen im Gedächtnis der Einheimischen und der Touristen eine große Rolle.

Vor drei Jahren habe ich auf einer Reise in Deutschland viele Städte am Fluss besichtigt. Als ich in Köln war, habe ich eine Schifffahrt auf dem Rhein gemacht. Die kleinen Wellen, der strahlende Sonnenschein sowie die grünen Wiesen auf beiden Seiten des Rheins haben mich tief beeindruckt. Während des Aufenthalts in Hamburg habe ich an einem Morgen die Elbe besucht. Mir ist unvergesslich, wie der Hamburger Hafen im leichten Morgennebel ausgesehen hat – was für ein faszinierendes Bild!

In China gibt es auch nicht wenige Städte am Fluss wie Köln und Hamburg. In Guangzhou, das am Fluss Zhujiang (珠江), wörtlich übersetzt Perle-Fluss liegt, habe ich etwa vier Jahre die Universität besucht. Oft bin ich in Sommernächten den Fluss entlang spazieren gegangen. Der Nachtwind vom Fluss her war schwül, aber mir war es gerade angenehm. Zurzeit wohne ich in Shanghai. Der durch diese Stadt fließende Fluss gefällt mir ebenfalls gut.

Unter so vielen besuchten Flüssen bedeuten mir zwei von denen besonders viel und bleiben in meinem Gedächtnis haften.

Der eine ist die Spree in Berlin. Im Jahr 2015 nahm ich an einem Sommerkurs in Berlin teil und gegen Ende wurde eine Abschiedsfeier in einem Schiff auf der Spree veranstaltet. Es war ein dreistöckiges Schiff. Meine KommilitonInnen und ich, nach dem einmonatigen Zusammenbleiben schon FreundInnen geworden, tanzten und feierten im untersten Stockwerk. Im mittleren Stock tauschten wir miteinander unsere Kontaktadressen und sagten „nicht weinen“ zueinander, um die Trauer des kommenden Abschieds zu überwinden. Am Ende waren wir alle auf Deck und genossen schweigend die wunderschöne Sommernacht in Berlin. Das Schiff fuhr langsam. Es fuhr an dem Freilichttheater, der Museuminsel, dem Berliner Dom sowie anderen Gebäuden vorbei, die uns schon vertraut geworden waren. Auf beiden Seiten der Spree gab es auch viele helle, gut besuchte Restaurants. Der Geruch von Essen, Bier und Zigaretten verbreitete sich in der kühlen Luft. Die sanfte Musik drang abgedämpft bis auf den Fluss. Im Fluss spiegelten sich farbige Lichter… Alles war so schön wie in einem Traum und prägte sich mir tief ins Herz ein.

Der andere Fluss, der mir viel bedeutet, ist der Fluss Rongjiang (榕江), der sogenannte „Mutterfluss“ meiner Heimatstadt. Er ist kein bekannter Fluss und trotzdem mein Lieblingsfluss, an dessen südlichem Ufer ich meine sorglose Kindheit und Jugend verbracht  habe. Da machte ich mit meiner Großmutter jeden Spätnachmittag am Ufer einen Spaziergang. Auf dem feuchten Sandboden lief ich gerne mit nackten Füßen herum. Die im Sand versteckten glatten und farbigen „Edelsteine“ vergrößerten meine kostbare Kollektion. Manchmal verschwand ich in einem Röhricht, wo das Schilfrohr viel höher war als ich, bis meine Großmutter mich rief und wir nach Hause zurückgingen.

2013 musste ich nach Guangzhou fahren, wo ich zur Universität ging. Mein Aufenthalt in der Heimatstadt wird immer kürzer. Um von zu Hause zum Flughafen zu fahren, muss ich mit dem Auto über den Rongjiang fahren. Jedesmal, wenn ich einen „letzten“ Blick durch das Autofenster auf den Fluss werfe, würden mir die Tränen in die Augen treten. Viele Gebäude springen in meine Augen: meine Oberschule, eine lokale Kirche und das größte Krankenhaus dieser Stadt. In der Oberschule legte ich eine der wichtigsten Prüfungen meines Lebens ab, nämlich die Hochschulaufnahmeprüfung. In der Kirche verbrachten meine Familien und ich jeden Sonntagmorgen. Und in dem Krankenhaus wurde ich geboren und es erlebte auch den Tod von einigen Familienmitgliedern. Vom Fenster aller dieser Gebäude kann ich den fließenden Rongjiang sehen. Der Fluss sagt nichts, aber er weiß alles.

Eine vom Fluss genährte und geschützte Stadt ist glücklich. Der Fluss ist ein Zeuge und sieht zu, wie die Einwohner in der Stadt leben und was sich in der Stadt zuträgt. Meine Gedächtnisse über Flüsse sind auch mit den Städten und Menschen dort eng verbunden.

(Verfasserin: Masterstudentin des Germanistikstudiums. Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

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