„O’zapft is!“ Mit zwei Schlägen hat der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter am 22. September das erste Fass Bier angezapft und damit das 185. Oktoberfest eröffnet. Da war ich noch in Shanghai, aber mein Herz flog schon nach München. Zwei Wochen später wurde der Wunsch, ins Wiesn-Finale zu gehen, erfüllt.

Wiesn, so nennt man das Oktoberfest in München. Es bezieht sich auf die Theresienwiese, auf der das größte Volksfest der Welt heute gefeiert wird. Neben dem Dialekt bemerkte ich noch viele andere Münchner Besonderheiten, vor allem die bayerische Tracht. Männer tragen Lederhosen, Frauen Dirndln. Wirft man einen genauen Blick auf die Dirndlschleife, kann man den Familienstand der Trägerin erraten. Wer Single ist, bindet die Schleife links, wer verliebt, verlobt oder verheiratet ist, rechts. Hinten gebundene Schleifen sind für Kinder und Bedienung. Da ich keine Zeit hatte, kaufte ich keine Dirndl. Aber es machte nichts. Ich bin schon voller Vorfreude auf das nächste Mal.

Ob süß oder salzig – auf der Wiesn kann man Spezialitäten finden, die einem schmecken. Vor allem durfte ich Brezeln und Zuckerwatte nicht verpassen. Damit konnte ich in aller Ruhe auf einen Platz im Bierzelt warten, weil ich im Voraus nicht reserviert hatte. Zwei Stunden habe ich gewartet. Aber es hat mich nicht gelangweilt: Ich habe dem Pförtner sogar ein paar chinesische Wörter beigebracht.

In dem Festzelt gab es alles, was eine typische Bierparty haben sollte. Und die Atmosphäre war viel spannender als ich es mir vorgestellt hatte. In jedem Zelt wurde Livemusik gespielt: Von traditionellen deutschen Volksliedern über englische Rockmusik bis zu amerikanischem Pop – war für ein Genuss! Niemand konnte ruhig sitzen. Alle tanzten auf den Stühlen und Tischen. Vor lauter Musik musste man auf dem Handy tippen, was man sagen wollte, statt laut zu schreien. Als wir zum Lied „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“, einem der Lieblingslieder auf dem Fest tanzten, zeigte mir eine Frau neben mir, „Irgendwann tanze ich mit meinem Ehemann auf unserer Hochzeit dazu“. Wie romantisch!

Nach Schätzungen tranken ca. 6,3 Millionen Gäste in 16 Tagen insgesamt 7,5 Millionen Maß Bier zum 185. Oktoberfest. Dazu habe ich zwei Maß beigetragen. Paulaner und Löwenbräu, beides hat mir geschmeckt. Allerdings fiel es mir schwer, ein Maß Bier zu heben.

Auf der Wiesn verging die Zeit unglaublich schnell. Auch die schönste Zeit musste einmal zu Ende gehen.  Mit Robbie Williams’ „Angels“ und einem Meer aus Wunderkerzen endete das 185. Oktoberfest. Man sagte zueinander „Bis nächstes Mal“. Ja, auf Wiedersehen, München!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)