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Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas


12 December 2018 | By Lin Xiaodan | SISU

Ich ging an einem Nachmittag zusammen mit einer Reisegruppe zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Das Denkmal befindet sich in der Nähe des berühmten Brandenburger Tors und des Reichstags. Das ist nicht normal, dachte ich, dass die Regierung ein großes Denkmal ins Stadtzentrum setzte.

Und die Gestaltung des Denkmals ist auch nicht normal, so hat es auf den ersten Blick auf mich gewirkt. „Warum liegen auf der Erde so viele viereckige Betonklötze, die farblos sind und verschiedene Höhen haben? Das sieht wirklich unattraktiv aus.“ Ich sah mich um und suchte nach einer Tafel mit Erklärungen. Vergeblich! Es gab nichts. Was soll das denn bedeuten?

Mit vielen Fragen ging ich in das Denkmal hinein. An der Wand hing ein langes Schild, auf dem die Geschichte über den Zeitraum von etwa 1930 bis 1943 skizziert wurde. Ich las alles in Ruhe. Ich trat in den zweiten Raum ein, der mich am tiefsten beeindruckt hat. Auf dem Boden gab es etwa 20 Bildschirme, worauf einige Abschnitte von Tagebüchern und Briefen von Juden standen, die vor ihrer Ermordung entstanden sind. Auf einmal so viele Informationen auf Deutsch, das war für mich als Germanistikstudierende schon ein bisschen ermüdend, aber ihre Worte waren so bewegend und die Atmosphäre war so beklemmend, dass ich nach dem Lesen tief ergriffen und emotional geworden bin. Ihre Befürchtungen, ihre Verzweiflung, ihre Hilflosigkeit konnte ich wahrnehmen, als ob ich die Zeit des Nationalsozialismus auch erlebt hätte. Ich saß für einen Moment auf einem Stuhl, als ich bemerkte, dass die meisten Besucher, die diese Ausschnitte gelesen hatten, auch schluchzten. Unter den „Autoren“ waren sowohl Erwachsene als auch Kinder. Manche Juden beschrieben das damalige Deutschland als Fegefeuer, manche gaben ihre letzten Worte. Manche waren noch hoffnungsvoll. Allerdings waren die meisten pessimistisch.

Der dritte Raum war dunkel. Ich saß in der Mitte und hörte zu. An der Wand erschien ein Name des Opfers, gleichzeitig hörte ich seinen Lebenslauf. Die Zahl der Opfer ist so groß, dass es insgesamt mehr als 6 Jahre braucht, um die ganze Liste vollständig zu lesen.

Ich ging in den vierten Raum hinein. In diesem Raum werden die Massenmordanlagen präsentiert. Ich sah die Darstellungen durch und blieb vor einem Bild stehen. Was für ein schönes Bild! Wenn ich das Bild an anderer Stelle gesehen hätte, z. B. im Landeskundekurs von Deutschland oder bei einer Kunstausstellung, wäre ich nicht so erschrocken und traurig geworden. Schau mal! Der blaue Himmel, das Feld, typisch deutsche Häuser und die schöne Landschaft! Aber HIER ereignete sich der dunkelste Teil der deutschen Geschichte. Es war eine Vernichtungsanlage.

Im fünften Raum werden Familiengeschichten dargestellt. Ich bemerkte, dass manchmal von einer großen Familie nur eine einzige Person überlebt hat. Das war wirklich eine wahre Folter für die Überlebenden! Wie kann es für diese Menschen möglich sein, jemals das Leben wieder zu genießen? Ist es möglich für sie, noch an die Menschheit zu glauben oder ihre Mitmenschen zu lieben?

Die Antworten darauf bekam ich zum Teil im Seminarraum. Ich stand an der Tür und hörte ein Interview mit einer Frau an. Sie erzählte über ihre Erlebnisse und hatte ab und zu einen emotionalen Zusammenbruch. Ja, wer ist eigentlich schuldig?

Im letzten Raum werden alle Denkmalplätze für die ermordeten Juden in Europa aufgezeigt. Dann ging ich wieder im Erdgeschoss herum. Um mich waren die Betonklötze. Da begriff ich, dass sie eigentlich Betonsärge der Juden waren. Das Denkmal befindet sich im Zentrum von Deutschlands Hauptstadt, vielleicht, weil alle an diese Geschichte erinnert werden müssen. Ich lief mit Respekt durch die Särge. Es ist schon dunkel geworden.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)

 

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