Als Carina Pérez Morte ins Klassenzimmer eintrat, war mein erster Eindruck: Schön! Sie ist DaF-Masterstudentin der Universität Freiburg und wollte einen Monat an der SISU verbringen, um ein Praktikum zu machen. Sie stellte sich kurz vor, und zwar mit einer sanften, etwas leisen Stimme. Außerdem sprach sie so schnell, dass ich sie nicht richtig verstehen konnte. Sogar meine Deutschlehrerin fragte: „Wie bitte?“, weil ihr dieser deutsche Name etwas fremd klang. Hoffentlich würde sie nicht so schnell und leise sprechen, dachte ich mir.

Als Carina uns zum zweiten Mal beim Deutschunterricht besuchte und selbst zu unterrichten begann, hat sie ihr Sprechtempo verlangsamt und ich konnte ihr dann gut folgen.

Das Thema der Stunde war das „Turbo-Abitur G8“ in Deutschland. Vorher schien mir das Leben in Deutschland fern, als ob es ein Märchen wäre. Was ich von Deutschland weiß, habe ich von Lehrern, Textbüchern und Zeitungen erfahren. Aber Carina hatte das G8 selbst erlebt und ihre Erzählung gewährte mir einen anderen bzw. realitätsnahen Einblick in das Schulleben in Deutschland. Zu der Formulierung „zeitliche Belastung“ im Text sagte sie mit einem Lächeln am Gesicht: „Für mich war das nicht so“. Als sie Schülerin war, lernte sie zwar sehr fleißig, aber nicht unter Druck. Ganz gelassen hatte sie das Abitur geschafft. Ein Bild von einer intelligenten und selbstbewussten Schülerin stieg in mir auf. Ja, das war es, das waren die deutschen Gymnasiasten und das Alltagsleben von ihnen.

Im Laufe des Unterrichts teilten einige Studierende mit uns ihre Erlebnisse an Schulen, nämlich das Alltagsleben und die Vorbereitungen auf die Hochschulaufnahmeprüfung in China. Das überraschte Carina zum Teil. Festzustellen ist, dass in Hinsicht auf die Schulbildung Unterschiede zwischen China und Deutschland bestehen.

Ich habe das Gefühl, dass diese Deutschunterrichtsstunde wie ein Dialog war. Wir erinnerten uns an die Vergangenheit und redeten davon. Wir tauschten unsere Erlebnisse miteinander aus, wodurch wir uns besser kennen lernten und den Text im realistischen Kontext interpretierten. Als Germanistikstudierende müssen wir die Menschen in deutschsprachigen Ländern ― die Menschen in der Geschichte, die Menschen in der Gegenwart kennen lernen. Wir müssen uns damit befassen, wie sie handeln, denken und bewerten. Das sind unsere vorrangigen Aufgaben, so glaube ich. Deutsche, auf der anderen Seite, haben aber auch die Chinesen besser kennen zu lernen. Und so erlebten wir es mit Carina Pérez Morte in unserem Deutschunterricht.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)