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So ein Theater: Besuch des Zimmertheaters Heidelberg


15 March 2019 | By Zhang Xi | SISU

Um acht Uhr abends war die Stadt ruhig. Auf der Hauptstraße waren fast keine Fußgänger mehr. Auf dem Universitätsplatz war in einer Ecke das Zimmertheater mit einem hellblauen Schild beleuchtet. Mit ihrem Lehrer, Martin Grzimek, gingen die Teilnehmenden am Kurs „Kreatives Schreiben III“ der Universität Heidelberg ins Theater.

Herr Grzimek bringt jedes Semester seine Studierende ins Zimmertheater Heidelberg. Für ihn ist es wichtig, dass die Studierenden nicht nur die Sprache anwenden und benutzen, sondern durch Erfahren und Erschließen der Welt ihre eigenen Gefühle, Empfindungen und Träume ausdrücken können. Der Besuch des Zimmertheaters, so glaubt er, ist ein wichtiger Schritt für internationale Studierende, die deutsche Kultur zu verstehen.

Das Theater ist mir nicht fremd. Doch das Zimmertheater ist etwas anders. Gegründet am 8. Januar 1950 ist das Zimmertheater Heidelberg weit über die Grenzen Heidelbergs das bekannteste, älteste Zimmertheater Deutschlands. In diesem kleinen Theater mit nur wenigen Plätzen wird oft über mehrere Wochen oder Monate ein gleiches  Stück auf einer 7,65 Meter breiten und 4 Meter tiefen Bühne in Form eines Zimmers aufgeführt. Danach wird die Bühne umgestaltet, um sich auf ein neues Stück vorzubereiten. Aktuell läuft im Theater Die Lüge von Florian Zeller und die Aufführung dauert von 16. August 2018 bis 2. März 2019. Es handelt von der Geschichte zwischen zwei Ehepaaren und regt die Zuschauer zum Nachdenken über Vertrauen, Liebe und Beziehungen an, bzw. ob die Lüge ein Beweis für Dezenz, Freundschaft und Liebe ist. Die Handlung und Darstellung des Stücks gefielen uns sehr.

Nach dem Spiel organisierte Herr Grzimek ein Treffen zwischen der Studentengruppe und den SchauspielerInnen. Die Studierenden stellten viele Fragen und die SchauspielerInnen versuchten darauf einzugehen: „Wie kommen Sie auf die Geschichte?“, „Können Sie etwas Spontanes machen oder müssen Sie immer nach Regieanweisungen spielen?“, „Wie viel können Sie monatlich verdienen?“ Für die StudentInnen war das Leben eines Schauspielers immer faszinierend, aber zum Teil mysteriös. Sie hatten große Neugier und warfen viele Fragen auf.

„Nach dem Spiel werden die SchauspielerInnen bald arbeitslos“, sagte Winnie Ricarda Bistram, Schauspielerin in diesem Stück. Nur von der Schauspielerei könne kaum jemand leben. Selbst bekannte SchauspielerInnen lebten von der Hand in den Mund und wüssten oft nicht, ob sie in einem halben Jahr ihre Miete noch bezahlen könnten. Die meisten deutschen SchauspielerInnen seien übers Jahr gesehen länger arbeitslos gemeldet als sie auf der Bühne aktiv seien, so Winnie Ricarda Bistram. Sie persönlich hat sich schon daran gewöhnt und gibt daneben in einer Schauspielschule Kurse.

Nicht nur die SchauspielerInnen, sondern auch das 68-jährige Theater selbst ist in ihrer Existenz bedroht. Im ganzen Theater gibt es nur sieben Reihen und in jeder Reihe 13 bis 15 Plätze. Ein Abend voller Zuschauer ohne Ermäßigungen für Schüler, Studenten und Behinderte verdient das Theater 1.270 bis 1.785 Euro. Jährlich finden hier etwa 300 Vorstellungen statt. Damit kann das Theater ca. die Hälfte der Kosten decken. Das Theater kann überleben, weil es die andere Hälfte als Subventionen von der Stadt- oder Landkasse erhält. „Es gibt immer weniger Zimmertheater im Land,“ so Herr Grzimek, „viele sind schon geschlossen. Vielleicht gibt es hier in Heidelberg in zwei Jahren auch kein Zimmertheater mehr.“Um halb elf verließen die KursteilnehmerInnen das Theater. Die Hauptstraße war ruhig und dunkel. So wie an allen anderen Tagen glänzte nur das hellblaue Licht des Zimmertheaters in der tiefen Nacht. Ich ging mit meiner Klassenkommilitonin die Straße entlang und drehte mich mehrmals um. Ich ging weiter und das Theater wurde immer kleiner und das Licht immer blasser, bis es am Ende total in der schwarzen Nacht in Heidelberg verschwand. Eisig wehte der kalte Wind. Wie kann man in dieser Kälte überleben? Wie lange kann das Licht diese Straße noch beleuchten? Meine Fragen blieben unbeantwortet.

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)

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