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Die erste Verabredung


12 August 2019 | By Meng Dingming | SISU

Das Handy klingelt.

Auf dem Bildschirm erscheint „Mutti“.

Leah runzelt die Stirn und sagt: „Hallo, hier ist Leah.“

„Leah, wie geht´s dir heute? “, fragt ihre Mutter.

„Nicht schlecht.“

„Erinnerst du dich an Frau Wang?“

„Frau Wang, welche Wang?“, fragt Leah.

Ihre Mutter sagt: „Das ist doch die Frau Wang, die vor 15 Jahren mit mir zusammengearbeitet hat! Sie hat einen Sohn in deinem Alter. Ein sehr ausgezeichneter Junge, er studiert Maschinenbau in Deutschland und ist gerade nach China zurückgekehrt. Jetzt arbeitet er bei Siemens in Shanghai. Du hast viele Jahre in Shanghai gelebt und kennst die Stadt gut. Ich glaube, dass ihr euch wahrscheinlich am Samstagabend treffen könntet und du ihm dabei hilfst, sich an die neue Umwelt zu gewöhnen. Geht das?“

„Ich habe doch nie von dieser Frau gehört, und ich möchte keinen arbeitsfreien Tag verschwenden, einen Fremden zu begleiten. Außerdem habe ich mich schon mit Sherry verabredet, ins Theater zu gehen. Entschuldigung, ich muss leider absagen.“ Leah ist unzufrieden damit, dass ihre Mutter für sie entschieden hat.

„Ins Theater kannst du zu jeder Zeit gehen, aber den Richtigen darfst du nicht verpassen. Im Mai wirst du 30 Jahre alt, eine 30-jährige Frau soll jede Gelegenheit ergreifen, einen guten Mann kennenzulernen.“

„Es tut mir wirklich Leid, aber ich habe die Karte des Theaterstückes Die erste Verabredung schon bezahlt. Es kostet mich über 800 Yuan. Außerdem spielt mein Lieblingsschauspieler in diesem Theaterstück die Hauptfigur. Wie du gesagt hast, darf ich nicht meinen ‚richtigen Mann‘ verpassen. Insofern muss ich das Theaterstück sehen. Ciao, Mama.“ Damit beendet Leah das Telefongespräch mit ihrer Mutter.

„Leah, Leah…“

Leah betrachtet sich im Spiegel. Obwohl sie sich mit Sorgfalt geschminkt hat, kann man sie wegen ihrer kleinen Falte leicht von einer strahlenden 20-jährigen Frau unterscheiden. Sie ist nicht mehr so jung, aber sie hat sich im Leben nicht zu beschweren: Sie hat an einer berühmten Universität studiert und nach dem Abschluss hat sie leicht eine gut bezahlte Stelle gefunden. Vor Kurzem hat sie einen Aufstieg geschafft. Aber das alles übersieht ihre Mutter einfach. Solange Leah nicht heiratet, ist ihre Mutter nicht zufrieden. „Eine 30-Jährige ist reif fürs Heiraten.“ Oder: „Wenn du Mutter wirst, verstehst du mich.“ Etwas Ähnliches hat ihre Mutter immer gesagt.

Eigentlich hat Leah am Samstagabend nichts vor. Vor ein paar Wochen hat sich Sherry in einen Mann verliebt. „Sie wird die ganze Zeit mit ihm verbringen, deshalb hat sie ja gar keine Zeit, mich zu begleiten“, denkt Leah. „Naja, eine 30-Jährige ist reif fürs Heiraten.“ Einerseits möchte sie wie Sherry eine Beziehung mit einem sympathischen Mann entwickeln, andererseits hasst sie sehr diese auf Heirat zielende Verabredungen, die von ihrer Mutter arrangiert werden. Das Thema „Heiraten“ ist ein Tabu zwischen Leah und ihrer Mutter geworden. „Wann kannst du heiraten?“ Immer wenn ihre Mutter ihr diese Frage stellt, erhält sie keine Antwort.

Am Samstagabend geht Leah allein ins Theater, um sich mit ihrem „Richtigen“ – nämlich dem berühmten Schauspieler zu treffen. Neben ihr sitzt ein junger Mann. Er kommt auch allein und sie haben viel über das Theater diskutiert und dabei festgestellt, dass sie viele gemeinsame Interessen haben. Leah hat ein Gefühl, das sie vorher nie hatte.

„Vielleicht ist das der Mann meines Lebens. Glücklicherweise habe ich den Vorschlag meiner Mutter nicht angenommen“, meint sie.

„Sie sind viel interessanter als ich gedacht habe“, grinst er sie an.

„Wie bitte?“, sieht Leah ihn fragend an.

Der Mann bietet Leah seine Hand und sagt: „Guten Tag, ich heiße Fred und ich bin Frau Wangs Sohn. Meine Mutter hat mir von ihrem Vorhaben erzählt und mich gebeten, unbedingt ins Theater zu gehen. Ehrlich gesagt, wollte ich das eigentlich nicht tun. Aber jetzt bin ich sehr froh. Ich hoffe, dass unsere erste Verabredung bei Ihnen einen guten Eindruck hinterlassen hat.“

Leah sitzt schweigend an ihrem Sitzplatz. Ihr Kopf ist ganz leer…

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs; Korrektur: C. H. Y. & C. A.)

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