Ich hörte im Radio, dass ein Tunnel wegen eines Erdrutsches gesperrt sei, als ich mich noch in die Schönheit der Schweiz vertiefte. Ich rechnete nicht damit, dass dies mit mir persönlich zu tun hätte.

Nach der zweitägigen Reise wollte ich wieder zurück nach Deutschland, nach Heidelberg. Ich wusste nicht, dass ein Schlamassel schon auf mich wartete.

Von Waldshut nach Heidelberg musste ich eigentlich nur drei Stunden fahren und zweimal umsteigen, in Basel und in Mannheim. Aber bereits in Waldshut verspätete sich die Bahn um zehn Minuten. „Die Bahn kann die Zeit wieder einholen!“, dachte ich ganz optimistisch. Leider verlor die Bahn.

In Basel Badischer Bahnhof war ich zehn Minuten zu spät. Obwohl ich auf den Bahnsteig rannte, fuhr die nächste Bahn, in die ich hätte einsteigen sollen, schon ab.

Bei der Information änderte ich auf Vorschlag der Mitarbeiterin der Deutschen Bahn meinen Fahrplan. Wegen des Erdrustsches konnte sie mir nur die Zugverbindungen bis nach Baden-Baden geben. Dort musste ich einen Ersatzbus nehmen. Aber wo genauer? Wohin? Und wann? Auf diese Fragen bekam ich keine konkreten Antworten.

Nach dem neuen Fahrplan stieg ich in die Bahn nach Offenburg ein, wo ich in die Bahn nach Baden-Baden umstieg. Die Sonne ging unter und es wurde dunkel. Der Lichtstrahl war mild. Aber ich hatte keine Lust, die Schönheit des Sonnenunterganges zu genießen.

In Baden-Baden konnte mir der Reiseplan nicht mehr weiter helfen. Ich musste wieder jemanden fragen, aber alle waren auch nur Reisende – ein Arbeiter mit seinem Koffer, eine Frau mit ihrem Kind, ein Junge mit seinem Fahrrad. Endlich sah ich einen Mann, der den ziellosen Reisenden half. Von ihm erfuhr ich, dass ich nun den Bus nach Rastatt nehmen musste, wo ich die Bahn nach Karlsruhe nehmen konnte.

Gut, wieder einsteigen, aussteigen und umsteigen. Im Zug nach Karlsruhe schliefen sogar manche Fahrgäste, aber ich konnte nicht einschlafen. Als ich in Karlsruhe ankam, war es schon halb elf. Nach einer halben Stunde saß ich endlich in der S3 nach Heidelberg. Der letzte Abschnitt meiner Fahrt war am bequemsten, weil es mir bekannt war. Ich brauchte nicht daran zu denken, welche Bahn oder welchen Bus ich noch nehmen muss und ob ich noch jemanden fragen muss.

Um halb eins war ich wieder in Heidelberg. Ich bin fünfmal umgestiegen, und die ganze Fahrt hat statt drei sieben Stunden gedauert! Ich fühlte mich wie ein Held. Trotzdem musste ich sofort ins Bett gehen.

(Die Verfasserin hat im August 2017 am Ferienkurs der Universität Heidelberg teilgenommen. Sie hat den Journalistik-Workshop besucht, der „Spektakel“, die universitätsinterne Zeitung des internationalen Ferienkurses herausgibt. Der Artikel, der bereits in der dritten Nummer veröffentlicht wurde, wurde hier noch einmal verarbeitet.)

Ein Tag am Bodensee

Besuch im Schlosspark