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18.47 Uhr, ein Laden in der Nähe vom Studentenwohnheim


30 November 2016 | By Xin Yi | SISU

Es regnet leicht draußen. Vor der Glastür des Ladens, der von einer Familie betrieben wird, steht ein großer, von Packungen und Getränkedosen voll gefüllter weißer Mülleimer. Vier Reihen von Regalen - drei längere und ein kürzeres - stehen im Laden. Rechts neben dem kürzeren Regal sind zwei Kühlschränke, in dem einen werden vielfältige Getränke, in dem anderen verschiedenartige Milchprodukte eingekühlt. Davor steht eine zögernde Studentin im dicken, schwarzen Mantel. Der Betreiber sitzt entspannt und locker an der Kasse und isst unbewußt die gerösteten Kürbiskerne, während er sich auf die Fernsehserie, die auf seinem Tablet PC läuft, konzentriert. Ein leerer Dampftopf und ein Kocher stehen ganz rechts neben der Kasse. Ab und zu entströmt dem Kocher Dampf. Darin bleiben nur wenige Eier übrig, die mit dunklem, salzigem Teewasser schon seit langem, aber immer noch gekocht werden. Zwischen dem ersten Regal und der Glastür sind Tische und Stühle aufgestellt. Ein Student sitzt dort und stopft Instant-Nudeln in sich hinein. Der Geruch des scharfen und saueren Gewürzes verbreitet sich. Hinter ihm sitzt die Tochter des Betreibers, ein 4- oder 5-jähriges Mädchen in einer alten Sportkleidung allein an der Ecke.

Die Betreiberin kommt in den Laden zurück. Sie nimmt ihren kleinen Sohn in die Arme und setzt sich neben den Studenten. Sie lächelt ihren Sohn an, nimmt einen Keks aus der Packung und reicht den ihm. Ihre Tochter rennt aus der Ecke zu ihnen und schreit laut: „Mama, ich will auch einen Keks!“ Die Frau tut so, als hätte sie ihre Tochter gar nicht gehört und gesehen. Sie streichelt ihrem Sohn über den Kopf und fragt ihn zärtlich: „Willst du noch einen?“ Der Sohn ist aber so klein, dass er seiner Mutter nur mit einigen Silben antworten kann.

„Mama, ich will, ich will einen, hungrig…“ Kaum ist die Tochter mit ihrem Satz fertig, wird sie von ihrer Mutter unterbrochen. Sie wechselt plötzlich ihren Tonfall und schimpft mit einer schrillen Stimme auf ihre Tochter. „Wer lädt dich ein? Wer lädt dich zu uns?! Essen, essen! Du willst, du willst! Du kannst nichts anderes machen als essen! Geh Weg!“ Das Mädchen bleibt schweigend vor seiner Mutter stehen und gafft den zweiten Keks an, den ihr kleiner Bruder wie ein Spielzeug in die Hand nimmt.

„Bist du taub? Weg! Geh Weg!“ Der Betreiber wirft einen Blick auf die drei, sagt nichts und schaut seine Fernsehserie weiter. Der Student sieht überrascht aus, er hört auf zu essen und schaut sich die Betreiberin an. Das Mädchen wischt sich die Tränen ab, während sie stumm, langsam nach draußen geht.                         18.53 Uhr

(Eine herzerweichende,traurige, aufrührende Geschichte. Sehr gut erzählt. Gut aufgelauscht, gut umgesetzt. Im Deutschen klingt „Einzelhandelsgeschäft“ sehr technisch. Deshalb lieber einfach „Laden“. Sehr Schön!)

(Verfasserin: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU; durchgelesen und kommentiert von David Wagner)

             

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