In der grauen Vorzeit lebte ein Volksstamm im Land Suiming. Man lebte von gepflückten Früchten und von Jagdbeute, wenn man Glück hatte. Man aß das alles roh, da man das Feuer nicht kannte und nicht wusste, wie man Feuer entzünden konnte. Es war nicht selten, dass man davor erschrak, wenn ein Blitz vom Himmel herabfiel, in einen Baum einschlug und ihn anzündete.

Der Blitz, das Feuer vom Himmel, belehrte die Bewohner, dass das Fleisch besser schmeckte, wenn es im Feuer gegart waren. Man versuchte deshalb, mit größter Sorgfalt den Feuerfunken, den man unter der Asche fand, aufzubewahren. Trotz aller Bemühungen verglomm es oft in ein paar Tagen.

Im Grenzgebiet gedieh ein großer Baum. Wie groß war er denn? Zehn, nein, zwanzig kräftige Männer konnten ihn nicht umschließen. So groß war er. Man nannte ihn Suimu, also Holz im Land Sui. Wenn man unter ihm saß, konnte man kaum Sonnenstrahlen erblicken. So dunkel war es, so deutlich konnte man etwas glimmern sehen.

Gerade das beobachtete Suiren, ein junger, einsichtiger und abenteuerlustiger Mann dieses Landes. Er unternahm eine große Wanderung und gelangte an diesem sagenhaften Baum.

Er war völlig erschöpft und setzte sich hin. Vor Hunger und Kälte zitterte er: „Wie schön wäre es, wenn ich jetzt Feuer hätte.“ Kaum hatte er den Wunsch ausgesprochen, da sah er einen kleinen Funken über seinem Kopf. Gleichzeitig hörte er etwas über seinem Kopf tönen. Überrascht sprang er auf.

Er sah sich gespannt um, konnte aber niemanden sehen. Aber es tönte wieder, ganz regelmäßig, nicht zu schnell und auch nicht zu langsam.

Er trat ein paar Schritte zurück und hörte aufmerksam zu. Es kam von oben. Es schien so, als ob jemand gegen den Baum schlüge. Und mit jedem Schlag leuchtete ein Funke am Baum auf.

Er wurde immer neugieriger. Er ließ seinen suchenden Blick nach oben schweifen, bis er auf einen rabenschwarzen Vogel fiel. Er hielt den Atmen an und musterte ihn ganz genau: Seine beiden Füße hielten fest am Baum, während sein kurzer, kräftiger Schnabel am Baumstamm klopfte. Und es funkelte und seine Augen funkelten.

Daran müsste ja das Geheimnis des Feuers liegen. „Ja, das muss es sein. Ich muss es probieren.“ Aufgeregt nahm er einen kleinen Stein vom Boden und warf ihn mit aller Kraft gegen den Baum. Nichts geschah.

Er richtete seinen Blick wieder nach oben. „Muss das genau so spitz sein wie der Schnabel?“, fragte er sich. Vielleicht. Probieren geht über Studieren. Er suchte sich einen feinen Zweig aus und spitzte ihn so scharf wie möglich. Damit bohrte der begeisterte Mann ein kleines Loch in den Baumstamm, aber immer noch kein Feuer. Der zweite Versuch scheiterte wieder.

Aber Suiren ist ein junger Mann mit einem starken Willen und großer Lernfähigkeit. Er beobachtete wieder ganz genau den Vogel. „Eins-zwei-drei-vier-fünf ...“ Er zählte leise und merkte, dass dieser sich wiederholende Rhythmus, diese dynamische Geschwindigkeit das eigentliche Zaubermittel war. „Ach so, schneller muss ich sein.“ Zuversichtlich begann er mit der dritten Probe. Der Zweig wirbelte in seiner Hand immer schneller und seine beiden Handflächen wurden wegen der Reibereien heißer. Schau! Das Holz schwelte und die Flamme tauchte wie zu erwarten auf. Er zündete damit ein trockenes Blatt, das auf dem Boden lag und es begann zu glühen.

„Was für ein Segen! Ich habe das geschafft!“ Vor Freude schrie er laut, was den Vogel erschrak. Er flatterte und schwang sich in die Luft. „Danke! Tschüss“, winkte Suiren zu dem Vogel.

Ohne eine Sekunde Zeit zu vergeuden, brach er wieder auf, um seinem Stammvolk mitzuteilen, wie man Feuer durchs Holzbohren gewinnen konnte. Aufgrund dieser Wohltat wurde er zum Häuptling des Stamms gewählt. Seitdem ist sein Name, Entdecker des Feuers, in aller Munde.