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Entsprechendes Lesen
Konzerte besänftigen verletzte Herzen
25 September 2016 | By Sun Yu | SISU
Als sich der Himmel von Shanghai mit dunklen Wolken desKriegs bedeckte, halfen die Künstler immer noch mit deren virtuoser Schauspielkunst Leuten, ihre Schwierigkeiten vorläufig zu vergessen und die Kraft der Erlösung zu erstreben. Wie alle anderen hervorragenden Schauspieler trösteten in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Gruppe jüdische Künstler im Hongkou-Bezirk in Shanghai mit deren Talent die Fremden, die sich gerade in Not befanden.
Selbst in der Kriegszeit durfte die Kunst nicht entbehren. „La Grande vadrouille“ z.B. ist eine Art Komödie, die die allgemeinen Vorstellungen über den menschlichen Zustand während des Kriegs von Grund auf umstürzte. Früher glaubte man, dass nur Not, Besorgnis, Angst sowie Trauer das Leben der Menschen im Krieg ausmachten, aber in diesem Film wurde die in Not stehende Stadt Paris dargestellt, wo Kindern nach wie vor Puppenspiele vorgeführt wurden und wo in prächtigen Opernhäusern Sinfonien widerhallten. Die Einwohner versammelten sich trotz aller Hindernisse im Theater und schauten sich mit höchstem Genuss das Spiel an, während die Schauspieler mit vollem Einsatz auf der Bühne spielten. Durch diesen Film überwältigten einen die Hartnäckigkeit und der Optimismus der Franzosen zutiefst und man spürte dabei auch die Kraft der Kunst. Die Kunst ernährt in Friedenszeiten das Menschenherz, und während des Kriegs beruhigt sie die Seele und spendet Mut zum Leben.
In dem damaligen Shanghai war es auch so. Als sich der Himmel von Shanghai mit dunklen Wolken des Kriegs bedeckte, halfen die Künstler immer noch mit deren virtuoser Schauspielkunst Leuten, ihre Schwierigkeiten vorläufig zu vergessen und die Kraft der Erlösung zu erstreben. Wie alle anderen hervorragenden Schauspieler trösteten in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Gruppe jüdische Künstler im Hongkou-Bezirk in Shanghai mit deren Talent die Fremden, die sich gerade in Not befanden.
Wittenberg, der Konzertmeister aus der deutschen Oper Berlin, flüchtete im Februar 1939 nach Shanghai und brachte seine bezaubernde Musik mit. Im selben Jahr fanden auch der jüdische Komponist Otto Joachim und sein Bruder Walter Joachim, Konzertmeister aus dem Kölner Kammerorchester, in Shanghai Zuflucht. Sie eröffneten hier in Shanghai ein Musikhaus, gründeten eine kleine Band und spielten oft im Cafe DDS in der Xiafei-Straße (jetzt Huaihai-Straße genannt). Wittenberg und die Brüder Joachim kamen fast ohne einen einzigen Pfennig nach Shanghai. Um zu leben gaben sie viel Musikunterricht, wobei sie den chinesischen Studenten die schöne klassische Musik vorstellten. Zu deren Studenten gehörten viele künftige Musiker wie z.B. Professor Tan Shuzhen, ehemaliger stellvertretender Direktor der Shanghaier Musikhochschule, und der berühmte Cellist Situ Zhiwen.
Heute sind wir nicht mehr in der Lage, die Tätigkeiten der jüdischen Künstler, die einmal wie die Sterne leuchteten, zu überblicken. Nur durch ein Poster, ein Programm, ein Quittungsbeleg eines Films, einen Zeitungsbericht aus den alten Zeiten kann man sich noch an ihren Charme erinnern. Die Bilder der Schauspielerin Monica Herenfeld, die von einem Schriftsteller namens Ralph Harpuderdel als großartig hochgeschätzt wurde, sind glücklicherweise erhalten geblieben, damit wir ihre Schönheit noch miterleben dürfen. Lockige kurze Haare, zärtliche Haut, gebogene Augenbrauen und elegantes Lächeln:Ihr Antlitz ähnelt den Hollywood-Stars gleicher Zeit. Die Namen von Lili Flohr und Rose Albach-Gerstel, die als Sängerinnen auftraten, waren auf der Hauptdarstellerliste der beiden Opern „Dprine und Zufall“ bzw. „Der Orlow“ zu finden. Man kann doch zweifellos behaupten, dass es mehr als zwei Opern gab, wo sie als Hauptdarstellerinnen mitspielten. Jedes Mal wenn ihre schönen Stimmen ertönten, waren die Besorgnisse der obdachlosen Juden wie weggeblasen und ihre verletzten Herzen beruhigten sich nach und nach in der Musik.
Es gab noch zwei Komiker, Herbert Zernik und Gerhard Gottschalk, die tief im Gedächtnis der jüdischen Flüchtlinge in Shanghai lagen. Ihre Vorstellungen waren damals sehr beliebt und wurden Gesprächsthemen in Straßen und Gassen. Gerhard hat von Geburt das Gesicht eines Komikers. Um Gelächter der Zuschauer zu erzeugen, brauchte er nur die Bühne zu betreten. Wenn man nun die Bilder seiner damaligen Vorstellungen betrachte, kann man über Zeit und Ort sein humorvolles Dasein spüren. Seine Figur war ganz dünn, so dass sein Kopf übergroß schien. Um sich lächerlich zu machen, trug er immer absichtlich eine ernsthafte Mimik. Über seine Vorstellung im Krankenhaus in der Huade-Straße wurde so berichtet: „Er tat so, als ob er Torhüter wäre. Er trug Handschuhe des Torhüters und einen unheimlich hohen Hut. Als die Gegner ein Tor schossen, zog er den Vorhang vom Tor herunter und versuchte auf diese komische Weise das Tor zu verhindern.“
Wenn man die Berichte über jüdische Künstler in Shanghai durchblättert, bestaunt man unwillkürlich, wie sehr die ganze Nation für Kunst schwärmt. Selbst im Exil konnten sie nicht ertragen, ihr reichliches Kulturerbe zu verlieren. Sie gesellten sich um das Gebiet Ti Lanqiao im Hongkou-Bezirk, das einmal sehr florierte und als „das kleine Wien“ bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung deutet an, dass hier nicht nur die Wirtschaft blühte, sondern auch die Kunst. Sie gaben Zeitungen in verschiedenen Sprachen heraus, gründeten Rundfunkanstalten und literarische Vereine, hielten Sportveranstaltungen ab. Sie gaben auch in Theatern, Kneipen, Biergärten und Unterbringungslagern Vorstellungen, zu denen feierliche Ausführungen, Theater im familiären Kreis oder Improvisationen gehörten. Solange man frei hatte, begann man zu singen, zu tanzen oder Theater zu spielen, in einem Hof, auf einem freien Platz oder wo man Platz hatte. Niemand kümmerte sich darum, wie kärglich die Bedingungen waren. Es kamen immer eine Menge Leute, die dabei mit großem Interesse zuschauten, stehend oder sitzend, und Applaus gaben. Selbst in den Unterbringungslagern und Krankenhäusern sind die Künstler zu begrüßen. Die Juden gründeten spontan verschiedene Gruppen, die oft wohltätige Aufführungen an solchen Orten organisierten. Theater, Opern, Lustspiele, Tänze und Konzerte waren ein Heilmittel zu diesen dunklen Stunden der Menschheit und flammten wie das Feuer der Hoffnung, wodurch man auch in der Dunkelheit auf die Zukunft blicken durfte.
(Dr. Sun Yu: Dozentin der Germanistischen Fakultät der SISU)
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