Presse Kontakt
SISU News Center, Office of Communications and Public Affairs
Tel : +86 (21) 3537 2378
Email : news@shisu.edu.cn
Address :550 Da Lian Straße (W), Shanghai 200083, China
Entsprechendes Lesen
Jüdische Musiker im Exil und das Lied „Rose, Rose, ich liebe dich“
25 September 2016 | By Liang Yuyue | SISU
In Köln am Rhein wohnten die Musiker-Brüder Joachim. Der ältere Bruder Otto war Komponist und der jüngere Walter war erster Cellist des Kölner Kammerorchesters. Im Jahr 1939 flohen die beiden Brüder vor der Judenverfolgung der Nazis nach Shanghai. Nachdem sie sich eingelebt hatten, eröffneten sie dort eine Musikalienhandlung. Sie bildeten zudem eine kleine Band und spielten oft im Café DDS in der Xiafei-Straße (heutige Huaihai-Straße).
Im von japanischen Besatzungstruppen errichteten Getto im Stadtbezirk Hongkou mussten die Flüchtlinge Kleingeschäfte betreiben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Joachims waren keine Ausnahme. Tagsüber arbeiteten sie im Geschäft und nachts spielten sie Musik in Cafés oder Ballsälen. Jeden Tag arbeiteten sie bis drei oder vier Uhr morgens. Das war zwar anstrengend, aber die beiden fanden sich damit ab: „Wenn wir nicht nach Shanghai geflohen wären, müssten wir wohl in einem Konzentrationslager in Deutschland, Polen oder anderswo in Europa den Rest des Lebens verbringen, und das wäre furchtbar. Gerade weil wir nach Shanghai gekommen sind, sind wir noch am Leben.“
Walter Joachim war außerdem lange Zeit als Pädagoge am Shanghaier Konservatorium tätig. Unter den vielen Schülern, die er hatte, war auch die später berühmte chinesische Cellistin Situ Zhiwen. Die ehemalige erste Cellistin des Central Philharmonic Orchestra (Vorläufer des China National Symphony Orchestra) erinnerte sich noch, wie engagiert ihr Lehrer war, als sie damals eine Sonate von Paganini lernten: Da sie keine Noten zur Verfügung hatten, lieh sich Walter die Schallplatte und hörte dann mühsam jede Note heraus. So konnten die Schüler mit den von ihm aufgeschriebenen Noten lernen.
Im Bereich Musik hat sein Bruder Otto auch viel geleistet: Während seines Aufenthalts in Shanghai hat er insgesamt 30 chinesische Schallplatten produziert. Inzwischen lernte er den chinesischen Komponisten Chen Gexin kennen, dessen Namen er damals noch nicht kannte. Der Chinese summte für ihn Melodien und er notierte sie. So entstand ein später sehr populäres Lied mit dem Namen „Meigui Meigui Wo Ai Ni“ (Rose, Rose, ich liebe dich). Dieses Lied verbreitete sich zunächst in den Ballsälen in Shanghai. Um 1945 gelangte es in die USA: Es wurde ins Englische übersetzt mit dem Titel „Rose, Rose, I Love You“ und von dem berühmten amerikanischen Sänger Frankie Laine gesungen. Mit der feinen Verschmelzung von chinesischer Melodie und westlichem Musikstil gewann das Lied schnell an Beliebtheit und kletterte im Jahr 1951 sogar auf Platz drei der US-Billboard-Charts. Dafür sollte man den jüdischen Musiker-Brüdern Joachim danken. Ohne ihren Beitrag wäre es nicht möglich gewesen, dass ein chinesisches Lied die Weltbühne erorbert. Gleichzeitig verbindet das Lied die beiden leidenschaftlichen Musiker mit ihrer Dankbarkeit für den Zufluchtsort Shanghai.
(Liang Yuyue: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU; Korrektur: C. H. Y. & T. E.)
Presse Kontakt
SISU News Center, Office of Communications and Public Affairs
Tel : +86 (21) 3537 2378
Email : news@shisu.edu.cn
Address :550 Da Lian Straße (W), Shanghai 200083, China