Werner Michael Blumenthal
Presse Kontakt
SISU News Center, Office of Communications and Public Affairs
Tel : +86 (21) 3537 2378
Email : news@shisu.edu.cn
Address :550 Da Lian Straße (W), Shanghai 200083, China
Entsprechendes Lesen
Blumenthal: der bekannteste jüdische Flüchtling in Shanghai
26 September 2016 | By Wang Yutong / Zhang Hanyi | SISU
Michael Blumenthal ist der bekannteste jüdische Flüchtling in Shanghai. Seine Familie flüchtete im Frühjahr 1939 aus Deutschland nach Shanghai, wo sie den Krieg überlebte. 1947 wanderte Michael Blumenthal in die USA ein. Über Jobs finanzierte er sich an der University of California, Berkeley. Nach seiner Promotion an der renommierten Princeton University wurde er mit 35 Jahren Mitarbeiter des US-Außenministeriums und zugleich wirtschaftspolitischer Berater des US-Präsidenten Kennedy. 1977 berief ihn Präsident Jimmy Carter als Finanzminister in sein Kabinett. Ab 1997 war er als Gründungsdirektor des Jüdischen Museums in Berlin tätig. Es gelang ihm, das Museum zum größten jüdischen Museum Europas auszubauen.
Obwohl er geschworen hatte, nie wieder nach Shanghai zurückzukehren, war er bis heute schon achtmal da.
W. Michael Blumenthal ist der bekannteste jüdische Flüchtling in Shanghai. 1939 flüchtete er mit seinen Eltern aus Deutschland und fand in Shanghai Zuflucht. Nach 8 Jahren übersiedelte seine Familie in die USA. Innerhalb 6 Jahren beendete er sein Studium, das er über Jobs finanzierte, an der University of California, Berkeley und promovierte später an der Princeton University.
Im Alter von 35 Jahren wurde er Berater des Präsidenten Kennedy in Handelsfragen. Am ersten Tag nach dem Amtsantritt lud er einen Kollegen im State Department zum Essen ein. Der Kollege war verwirrt und fragte: „Haben wir uns gekannt?“ Er nahm ein zerknittertes Papier heraus und antwortete lächelnd: „Das ist das Visum, das Sie mir ausgestellt haben. Deshalb habe ich Sie längst gekannt.“
1977 berief ihn Präsident Jimmy Carter als Finanzminister in sein Kabinett. Obwohl sein Jahresgehalt von 473.000 US-Dollar, die er als Vorstandsvorsitzender bei der Bendix Corporation verdient hatte, auf 66.000 sank, gab er sich damit zufrieden. Er schaute auf sein großes Büro in Washington und lachte, „Das ist nicht schlimm für einen Jungen aus Shanghai!“ (Blumenthal nannte sich einen Jungen aus Shanghai)
W. Michael Blumenthal, der einstige jüdische Flüchtling und arme Student, machte durch seine ständigen Bemühungen in den USA Karriere. Dieser in Deutschland geborene Wirtschaftsprofessor, Politiker und Manager, von 1977 bis 1979 US-Finanzminister unter Präsident Jimmy Carter, verwirklichte seinen Traum.
Von 1939 bis 1942 besuchte Blumenthal die jüdische Schule in Shanghai, die sich damals in der Ximo-Straße befand. (Diese Straße heißt jetzt West-Shanxi-Straße.) Die Ohel-Moishe-Synagoge stand in der Nähe.
Als seine Familie in Shanghai angekommen war, konnte sie noch die Miete eines Hauses in der Weihai-Straße bezahlen. Aber nach dem Ausbruch des Pazifischen Kriegs veränderte sich die Lage erheblich. Blumenthal musste mit der Schule aufhören und als Gelegenheitsarbeiter tätig sein. Jeden Tag bekam er nur ein halbes Baguette als Belohnung. Das aß er aber nicht, sondern verkaufte es, um es gegen mehr billigeres Getreide umzutauschen. Im Jahre 1943 zwangen die Japaner die jüdischen Flüchtlinge, ins Ghetto umzuziehen. Auf zwei Quadratkilometern drängten sich 18.000 Juden ohne Staatsangehörigkeit. Die Familie Blumenthal musste auch in den Dachboden eines dreistöckigen Hauses in der Zhoushan-Straße 59 umziehen.
Als er 1947 Shanghai verließ, hatte Blumenthal geschworen, nie wieder nach Shanghai zurückzukehren. Aber ab 1973 besuchte er mehrmals China, weil „China ganz anders als früher ist. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das einst in Trümmern liegende Shanghai so viel verändert hat“, so Blumenthal.
1973 kehrte Blumenthal als Vorsitzender der Kommission für chinesisch-amerikanische Beziehungen nach China zurück und besprach sich über den Kulturaustausch zwischen China und den USA. 1978 und 1979 kam er als US-Finanzminister wieder zurück und führte mit dem chinesischen stellvertretenden Ministerpräsidenten Deng Xiaoping Verhandlungen über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen in Bezug auf Wirtschaft und Finanz zwischen den beiden Ländern. Als Sondergesandter des Präsidenten Carter enthüllte er für die US-Botschaft in China das Denkmal.
Nachdem er China verlassen hatte, verstand Blumenthal erst mehr von diesem Land. In Shanghai erwarb er sich viele Kenntnisse und die Erlebnisse in China nahmen einen tiefen Einfluss auf seine berufliche Laufbahn in den USA. In seinen Memoiren vom Exil nach Washington schrieb er: „Was ich in Shanghai gesehen und gehört habe, beeindruckte mich. Egal, ob ich am Bürotisch saß oder als Berater des US-Präsidenten arbeitete, vergaß ich die Erlebnisse in Shanghai nicht.“
Die USA waren ihm Heimat, aber er hielt China für seine Wurzel. In seiner Jugend hatte er diese „Wurzel“ nicht geschätzt. Er erwähnte bei vielen Interviews, dass er Shanghai, das als „Paradies für Abenteuer“ und „Paris des Ostens“ bezeichnet wurde, nicht schön fand, als er in Shanghai ankam. Das war eine arme und schmutzige Stadt voll von Epidemien, Korruption und Prostitution, ohne Gesetz. Auf der Straße waren oft verstorbene Bettler zu sehen. Für die meisten jüdischen Flüchtlinge handelte es sich nur um einen zeitweiligen Aufenthaltsort, bis sie anderswo unterkommen konnten. Er gab zu, dass seine Familie wenig Kontakt mit Chinesen hatte. Ein wichtiger Grund dafür lag darin, dass die jüdischen Flüchtlinge wie andere Ausländer (Engländer und Amerikaner) mehr oder weniger auf die Chinesen herabsahen. Während seines 8-jährigen Aufenthalts in Shanghai lernte er nur ein paar Brocken Shanghaier Dialekt, so dass er mit den Rikscha-Kulis und in den kleinen Geschäften, wo er einkaufte, reden konnte. Nach dem Ende des Krieges verdiente er mehr und konnte sich das köstliche Essen in chinesischen Restaurants in der Nanjing-Straße leisten. Da gewann er einen neuen, guten Eindruck vom chinesischen Essen.
Vor 36 Jahren kehrte Blumenthal zum ersten Mal nach Shanghai zurück, um seine Wurzel zu suchen. Da blieb fast allesunverändert. Aber nach den mehrmaligen Besuchen bemerkte er, dass Shanghai große Veränderungen erfuhr und immer schöner wurde.
Nach seiner Pensionierung fing Blumenthal an, sich mit der Geschichte der deutschen Juden zu beschäftigen. Für sein 1998 erschienenes Buch „Die unsichtbare Mauer: Die dreihundertjährige Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie“ spürte er aus historischer Perspektive der Frage nach, wie es zur Katastrophe des Holocaust kommen konnte. 1997 wurde Blumenthal zum Gründungsdirektor des Jüdischen Museums in Berlin berufen, das er zum größten jüdischen Museum in Europa ausbaute.
Das Jüdische Museum Berlin gibt dem Besucher in der Dauerausstellung einen Überblick über zwei Jahrtausende deutsch-jüdischer Geschichte, über die hervorragenden Beiträge der Juden zur deutschen Kunst, Wissenschaft und Handel sowie über ihre miserablen Erlebnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt der Ausstellungen liegt auf den Rückblick auf den Holocaust und auf die Geschichte, wie die Juden von den Nazis verfolgt wurden. Im Museum sind insgesamt 3.900 Exponate vorhanden, davon sind über 1.600 Originale, mit denen das Leben der deutschen Juden dokumentiert wird.
Im Februar 2015 kam Blumenthal, „dieser alte Shanghaier“, zum achten Mal nach Shanghai zurück. Der 89-jährige bekannte Jude besuchte das Jüdische Flüchtlingsmuseum Shanghai, das sich in der Changyang-Straße im Hongkou-Bezirk befindet. In der Ausstellungshalle sah er sich die Fotos an, die ihn an seine jüdischen Landsleute erinnerten. Endlich fand er auf der Namensliste der jüdischen Flüchtlinge in Shanghai seinen eigenen Namen und die Namen seiner Eltern. Er berührte mit der Hand die Schriften, und seine Augen füllten sich mit Tränen ...
(Wang Yutong: Dozentin an der Germanistischen Fakultät der SISU; Zhang Hanyi: Masterstudentin der Germanistischen Fakultät der SISU. Korrektur: T. E. & C. H. Y.)
Presse Kontakt
SISU News Center, Office of Communications and Public Affairs
Tel : +86 (21) 3537 2378
Email : news@shisu.edu.cn
Address :550 Da Lian Straße (W), Shanghai 200083, China