Nach einer alten Legende war der Ochse im Himmelspalast im Dienst. Er fuhr des Öfteren im Auftrag des Jadekaisers zur Erde, um die himmlischen Dekrete bekanntzugeben. Andererseits brachte er Neuigkeiten und Wünsche von der Erde mit, damit der Jadekaiser gut informiert wurde.

In der alten Zeit gab es auf der Erde kein Gras, so dass es überall kahl aussah. Die Bauern, die täglich ihre Felder bewirtschafteten, dachten: „Wie schön wäre es, wenn das Umland mit grünem Gras geschmückt wäre.“ So baten sie den Ochsen, dem Jadekaiser ihren Wunsch mitzuteilen.

Der Ochse sagte zu, fuhr zum Himmelspalast zurück und erstattete einen ausführlichen Bericht über das Leben auf der Erde. Zum Schluss sagte er dem Jadekaiser über den Wunsch der Bauern Bescheid.

„Wird genehmigt“, sagte der Jadekaiser, „wer möchte diesen Dienst leisten und eine Reise auf die Erde machen?“, fragte er seine hohen Beamten.

 „Eure Exzellenz, diese Aufgabe würde ich gerne übernehmen“, meldete sich der Ochse freiwillig.

„Eh...“, zögerte der Jadekaiser, „ich vertraue dir schon, aber manchmal bist du nicht vorsichtig genug, und die Saat ist so klein...“

„Machen Sie sich keine Sorgen“, versprach der Ochse mit Selbstbewusstsein, „ich schwöre Ihnen, diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn ich es verfehle, werde ich allerlei Strafen annehmen.“

Nach kurzem Überlegen nickte der Jadekaiser und beauftragte den Ochsen, die Saat auf der Erde zu verstreuen. Bevor der Ochse abfuhr, erinnerte ihn der Jadekaiser noch daran: „Vergiss doch nicht: Alle drei Schritte eine Handvoll Saat!“

Mit dem Vertrauen des Jadekaisers war der Ochse sehr ermutigt. Er nahm die Saat mit und schritt voller Stolz durch das Südtor des Himmels. Da - plötzlich stolperte er. „Au!“, rief der Ochse vor Schmerz. Mit Mühe und Not kam er mit seinem schweren Körper wieder auf. Er fühlte sich aber etwas schwindelig. Alles drehte sich um ihn herum.

 „Was hat der Jadekaiser gerade gesagt?“, fragte sich der Ochse. Er schüttelte  seinen Kopf und konnte sich nicht mehr richtig an die Anweisung erinnern. Er kam auf die Erde und streute bei jedem Schritt drei Handvoll Saat.

Im nächsten Jahr wucherte es überall auf der Erde. Die Bauern konnten das Getreide nicht mehr anbauen. Sie beschwerten sich beim Küchengott, der für die Ernährung der Menschheit verantwortlich ist und den Menschen die Annehmlichkeiten im Alltagsleben garantiert. Als der Küchengott den Jadekaiser über das Chaos auf der Erde informierte, merkte der Kaiser erst, dass etwas Schlimmes passiert war. Gleich bestellte er den Ochsen zu sich.

„Wie war das mit der Saat?“, fragte der Jadekaiser.

„Schon erledigt. Ich habe bei jedem Schritt drei Handvoll Saat gestreut, genau wie Sie befohlen haben!“, antwortete der Ochse voller Selbstvertrauen.

Der Jadekaiser riss seine Augen weit auf. „Du Fahrlässiger!“, sagte er wütend: „Jetzt haben wir es! Nicht jeden Schritt drei Handvoll Saat, sondern eine Handvoll Saat alle drei Schritte! Das Gras wächst nun wild auf der Erde!“

Erst dann erfuhr der Ochse, dass er einen großen Fehler gemacht hatte, der sich katastrophal ausgewirkt hat.

Der Jadekaiser, der noch vor Zorn kochte, verhängte eine Strafe über ihn: „Du bist vom Himmelspalast verbannt. Von heute an dürft du und deine Nachkommen nur Gras fressen. Und ihr müsst den Bauern beim Anbauen helfen!“

Mit einem Tritt fiel der Ochse auf die Erde, wobei seine oberen Vorderzähne durch die harte Landung kaputtgingen.

Da der gute Ochse seinen Fehler sehr bereut, versucht er, durch seinen Einsatz den Fehler wiedergutzumachen. Er drückt sich nicht vor Schwierigkeiten, gibt sich große Mühe ohne Klagen und arbeitet mit Fleiß und Standhaftigkeit. Damit gewann er die Hochachtung der Menschheit. Als der Jadekaiser zwölf „Shengxiao“-Tiere auswählen wollte, wurde er von der Menschheit als erster Kandidat vorgeschlagen. Wenn nicht die kleine, schlaue Ratte sich hinter dem Horn des Ochsen versteckt hätte und am Ziel plötzlich herausgesprungen wäre, belegte der Ochse mit Sicherheit den ersten Platz. Schade ist nur, dass er für immer seine oberen Vorderzähne verloren hat.