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Heidelberger Südstadt: ein Studentenwohnviertel aus dem ehemaligen US-Armee Kasernengelände


07 May 2019 | By Zhang Xi | SISU

„Du wohnst in einem der gefährlichsten Bezirke der Stadt“, sagte Christina und runzelte ihre Stirn, als ich ihr mein Zimmer während unseres WeChat-Gesprächs zeigte. „Viele sagen, dass in dem ehemaligen US-Armee Kasernengelände immer etwas Komisches passiert. Nur verrückte Leute wohnen dort“, fügte sie noch hinzu.

„Was war denn noch komisch?“, fragte ich, total erstaunt. Seit etwa sechs Monaten wohnte ich in der Südstadt. Nichts Besonderes war passiert. Doch es gab einmal eine Wasserkrise und einmal einen Postbanküberfall. Man hatte etwa acht Stunden lang kein Trinkwasser und über dreißig Pakete waren verloren. Niemand wurde aber dabei verletzt oder getötet.

„Keine Ahnung. Alle sagen einfach so …“, zuckte Christina mit ihren Achseln.

Christina war einmal in einem Sommer in Heidelberg, um einen Deutschsprachkurs zu besuchen. Der Unterricht fand jeden Tag im Autonomie-Garten in der Stadtmitte statt und Christina wohnte im Studentenwohnheim auf dem Campus Neuenheimer Feld in der Neustadt. Sie war niemals in der Südstadt und wollte eigentlich auch niemals in dieses „komische“ Stadtteil kommen.

Wie Christina hatten viele Heidelberger immer noch Vorurteile gegen die Südstadt, in der die amerikanischen Soldaten mit ihren Familien bis vor ein paar Jahren gewohnt hatten. Die Zwei-Personen-Wohnungen teilten zwei Junggesellen der Armee und die großen Familien mit drei Personen oder mehr fanden ihren Wohnplatz in einer Vier-Personen-Wohnung. Vor ein paar Jahren zogen die Amerikaner aus und die meisten Gebäude gehören seitdem dem Studentenwerk Heidelberg. Darüber waren selbst viele Heidelberger nicht informiert und sie nannten die Südstadt „das Ende der Welt“.

Vor meiner Reise nach Heidelberg hatte ich schon erfahren, dass ich in einem der ehemaligen US-Armee Kasernengelände wohnen werde. Ich wurde ganz neugierig und konnte nicht umhin als immer daran zu denken, wie mein Zimmer aussehen wird. Gibt es beispielsweise eine Zigarettenkippe im Flur vor der Tür, wie es in den alten Schwarz-weiß-Kriegsfilmen des letzten Jahrhunderts gezeigt wird?

Bunt und modern. Das Zimmer war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Sauber, ordentlich und sehr gut möbliert mit begehbarem Kleiderschrank, Pantry-Küche und PVC-Boden. Fast keine Spur der Armee war zu sehen.

Fast alle meine schönsten Erinnerungen an Heidelberg sind mit der Südstadt verbunden: In der Woche stand ich morgens auf, zog mich warm an, ging zur Haltestelle Eichendorfplatz und nahm dort die Straßenbahn in die Altstadt, in der meine Kurse stattfanden. Abends fuhr ich wieder mit der Straßenbahn zurück zum Wohnheim. Am Wochenende ging ich zu Rewe-Center, kaufte dort die Lebensmittel und kochte für mich. Wenn ich Lust hatte, lud ich meine Freundinnen zum Essen ein oder ging mit meiner italienischen Mitbewohnerin aus.

Die Südstadt ist voller Überraschungen. Die Leute dort, anders als man stereotypisch dachte, waren nett und freundlich. An der Haltestelle begegnete ich immer Freundinnen und wir fuhren zusammen zur Uni. In der Straßenbahn in die Stadtmitte bekam ich überraschenderweise eine Einladung von einer alten Dame zum Abendessen. Sie ist eine wunderbare Schriftstellerin und wohnt nur 15 Minuten Gehweg von meinem Wohnheim entfernt. Jedes Mal, wenn ich sie besuchte, las sie mir etwas von ihren neusten Geschichten über die chinesische Kultur vor. Es war schön und interessant.

„Pass gut auf und sei vorsichtig, wenn du abends nach Hause gehst!“, sagte Christina am Telefon.

Ich schüttelte meinen Kopf: „Nein, Christi. Das sind nur Vorurteile. Die Südstadt ist wunderbar. Komm mal zu Besuch und du wirst dich bestimmt in diesen Stadtteil verlieben. Ich war übrigens gestern wiedermal bei Helga, der Schriftstellerin, von der ich dir schon erzählt habe. Sie hat wieder etwas Neues geschrieben. Möchtest du ihre Geschichten mal lesen?“

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und studierte als Austauschstudentin vom Oktober 2018 bis zum März 2019 an der Universität Heidelberg. Korrektur: C. H. Y. & C. A. )

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